Schirgiswalde: Neues Zentrum für Kirchgemeinde

Schirgiswalde-Kirschau. Gerade Linien, eine große Glasfront, moderne Einrichtung - der neue Elisabethsaal am Pfarramt der katholischen Gemeinde Mariä Himmelfahrt in Schirgiswalde wirkt erst einmal nicht wie ein Haus der Kirche. Nur hier und da, ganz dezent, erinnern Kruzifixe an den Glauben.
So, wie etwa am Revers von Pfarrer Martin Prause. Das kleine goldene Kreuz blitzt und blinkt an seinem Kragen, während er erzählt und zeigt: den großen Saal mit dem grandiosen Ausblick auf den Mälzerberg auf der einen, auf Pfarramt, Schule und Kirche auf der anderen Seite. Auf die Trennwände, die geschwind drei Räume aus einem großen entstehen lassen, die nagelneue Küche, die statt wie bisher im Untergeschoss jetzt auf der Ebene des Veranstaltungsraumes zu finden ist.

"Schon vor meiner Zeit als Pfarrer hier gab es Überlegungen, was mit dem alten Elisabethsaal passieren soll", sagt Prause. Das ursprüngliche Gebäude, aus dem heraus sich das Gemeindezentrum entwickelt habe, sei eine etwa 120 Jahre alte Scheune gewesen. "Die wurde im Laufe der Zeit untergraben und es gab mehrere Anbauten", erzählt er. Die Bestandaufnahme der Bauplaner habe ergeben, dass das Gebäude auseinanderzudriften drohe. "Auf lange Sicht wäre man nicht drum herum gekommen, dagegen etwas zu unternehmen", so der Pfarrer.
Stäbchenparkett und Technik für Schwerhörige
Und auch sonst stand es um den alten Elisabethsaal nicht zum Besten: So richtig dicht sei das Dach nicht mehr gewesen, in der alten Küche habe sich die Feuchtigkeit ausgebreitet, genau wie der Schimmel im Treppenhaus. Darüber hinaus hätten im Saal immer Tische und Stühle herumgestanden, die gerade nicht gebraucht wurden. "Man hätte viel Geld in das Gebäude stecken müssen und wäre trotzdem immer auf Provisorien angewiesen gewesen", so Prause.
Statt Sanierung empfohlen sich Abriss und Neubau als bessere Alternative. Entstanden ist moderne Pragmatik mit technischen Raffinessen und Stäbchenparkett: "Die Trennwände lassen sich auch als Präsentationsfläche gebrauchen, ein Lautsprechersystem ist in der Decke verbaut", erläutert Patric Jung, der die Baumaßnahme als Mitglied des Kirchenrates begleitet hat. Und im Boden befindet sich eine Induktionsschleife, die schwerhörigen Besuchern mit spezieller Technik hilft, die Veranstaltungen zu verfolgen.

1,2 Millionen Euro, ein bisschen mehr wahrscheinlich, hat die Maßnahme gekostet. "Als Gemeinde hätten wir uns das niemals leisten können", sagt Martin Prause. Geholfen haben Mittel aus dem Leader-Förderprogramm und Gelder des Bistums Dresden-Meißen. Und natürlich die Spenden der Kirchgemeindemitglieder: Fast 200.000 Euro gaben die her, um den Eigenanteil der Pfarrei an der Maßnahme zu deckeln.
Etwa 150 Leute passen in den neuen Raum, dessen Außengelände noch auf die Fertigstellung wartet, schätzt Pfarrer Prause. Die Fläche braucht es auch, denn: "Wenn wir alle Gemeindemitglieder zusammentrommeln, sind das zwischen 400 und 500 Menschen." Die und ihre Gäste sollen hier künftig Chorproben, Gremiensitzungen, Krippen- und Hobbyausstellungen erleben. Kirchen- und Traukapellenbesucher, genau wie jene des Friedhofs, können hier außerdem jetzt kostenfrei auf die von außen erreichbare Toilette gehen. Die ist behindertengerecht und war dringend nötig. Weitere Sanitäreinrichtung warten im Gebäudeinneren. "Wenn Behinderte von Veranstaltungen wegfahren mussten, weil sie auf die Toilette wollen, war das immer Mist", sagt Pfarrer Prause dazu und ist glücklich, diesen Missstand endlich behoben zu haben.
Neubau setzt Maßstäbe für die Stadt
Die funktionale Gestaltung des Elisabethsaales wirkt sich nicht nur auf die katholische Kirchgemeinde aus. Sie setzt auch Maßstäbe für die Gestaltung des Schirgiswalder Ortskerns: "Ich hoffe sehr, dass der neue Elisabethraum ein Begegnungsort für möglichst viele Menschen und damit hoffentlich schön ausgelastet wird", sagt Sven Gabriel (FDP), Bürgermeister der Stadt Schirgiswalde-Kirschau. Über die gewagte, weil moderne Architektur im historischen Gebäudeensemble könne man sich vortrefflich streiten, aber: "Ich finde den Baustil nicht verkehrt; das Gebäude fügt sich wunderbar ein und schließlich leben wir im 21. Jahrhundert", so Gabriel. Gleichwohl, fährt er fort, könne man den Bau als Initialzündung begreifen, um von der geltenden Gestaltungssatzung für den historischen Schirgiswalder Ortskern abzuweichen.
Mit den gesetzten Maßstäben hält die Kirchgemeinde sich nicht auf und plant schon weiter: Die energetische Sanierung und bauliche Instandsetzung der Friedhofskapelle steht an, ebenso die Verbesserung des Weges zu ihr. "Das ist ein öffentlicher Bereich, wir müssen hier dafür sorgen, dass die Wegeverbindungen sicher sind", erklärt Patric Jung. Dazu gehört auch der Parkplatz. "Das ist ja momentan ein Schlackeplatz", so Jung. Die Leute, fährt er fort, schleppten den Kohledreck an ihren Schuhen herum - ein Zustand, der so nicht haltbar sei. Momentan sei man bezüglich der weiteren Maßnahmen in "der gedanklichen Vorbereitung". Wann die Bauarbeiten beginnen, hänge von der Fördermittelzusage ab.
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