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Kommt der Zweckverband fürs Kamenzer Kombibad? Jetzt fällt die Entscheidung

Bis zum Jahr 2030 soll Kamenz ein neues Stadtbad bekommen. Für den Betrieb muss der Landkreis Bautzen mit ins Boot. Am Montag wird darüber abgestimmt.

Von Torsten Hilscher
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Abgeschrieben, alt und unwirtschaftlich: Die Kamenzer Schwimmhalle soll bis 2030 einem modernen Kombi-Bad weichen. Stadt und Kreis wollen dafür einen Zweckverband gründen.
Abgeschrieben, alt und unwirtschaftlich: Die Kamenzer Schwimmhalle soll bis 2030 einem modernen Kombi-Bad weichen. Stadt und Kreis wollen dafür einen Zweckverband gründen. © Matthias Schumann

Kamenz. Aufgeregt. Anders kann man das nicht bezeichnen, was in Roland Dantz (parteilos) vorgeht, wenn er sich dieser Tage mit dem geplanten Kombi-Bad für seine Stadt befasst. Der Kamenzer Politiker ist in doppelter Funktion mit dem Thema beschäftigt: Als Oberbürgermeister einer Stadt, die das Bad dringend braucht - aus touristischen und stadtentwicklungstechnischen Gründen. Aber auch als Kreisrat der Freien Wähler, der am kommenden Montag sozusagen in eigener Sache die Hand heben darf, wenn der Kreistag in Bautzen über die wichtigste Vorstufe befindet.

Denn das Riesenprojekt, das den mehr oder minder originellen Namen Lessingbad trägt, hat's in sich. In finanzieller und betrieblicher Hinsicht. Immerhin ist ein Mix aus Hallenbad, Freibad, Saunen und weiteren Freizeitmöglichkeiten wie Volleyballfläche und Spielplatz geplant. Vorgesehen ist zusätzlich ein kombiniertes Nichtschwimmer-Freizeit-Becken.

Doch vorab kurz die Historie: Bislang verfügt Kamenz mit seinen 17.300 Einwohnern nur über ein Hallenbad. Dessen Substanz stammt noch aus DDR-Zeiten, war eigentlich die Armeeschwimmhalle der NVA-Fliegeroffiziere, die am Stadtrand ausgebildet wurden. Die Bevölkerung hatte nur an ausgewählten Tagen Zutritt. Das innerstädtische Freibad in bester Lage schloss bereits 1987. Jetzt befindet sich dort ein Wasser- und Matschspielplatz. Freibäder in Stadtnähe sind aktuell das Waldbad Deutschbaselitz und das Freibad Wiesengrund Bischheim in Haselbachtal.

Alte Schwimmhalle in Kamenz ist abgeschrieben

Besagte Schwimmhalle in der Friedensstraße wiederum wurde zwar Anfang der 1990er-Jahre saniert und zum Spaßbad umgebaut, doch das ist inzwischen 30 Jahre her. Gerade die Bedingungen fürs Schulschwimmen sind nicht mehr wirklich gegeben, eine erneute Modernisierung wäre schlicht Unsinn, das haben auch Gutachten festgestellt. Kostenschätzungen gingen dafür von 12 Millionen Euro aus. Die mögliche Förderquote hätte nur bei 50 Prozent gelegen. Wie wenig das auch in den Büchern vollständig abgeschriebene Bad inzwischen wert ist, zeigt ein Blick auf die Tabellen: Der Restbuchwert für Anlagevermögen und Inventar beläuft sich auf 29.000 Euro.

Allerdings könnte sich die Stadt Kamenz Betrieb und Bau eines neuen Kombi-Bades allein nicht leisten. Und auf den Landkreis Bautzen als bisherigem Träger der Schwimmhalle kämen nach bisherigen Schätzungen 26 Millionen Euro zu, von denen ebenfalls nur die Hälfte förderfähig wären. Bei dieser Variante würde ein vorgelagertes Freibad entfallen.

Wenn sich Stadt und Landkreis aber zu einem Zweckverband zusammenschließen, kann die beste Variante, das Kombi-Bad für rund 32 Millionen Euro, entstehen. Diese Summe könnte zu sage und schreibe 90 Prozent durch Fördermittel abgedeckt werden. Die sollen aus den Strukturwandel-Geldern für die Kohleregionen kommen. Bei der Nutzungsdauer wird von 25 Jahren ausgegangen.

Für Kombi-Bad Zuschuss von jährlich 660.000 Euro nötig

Nach langem Ringen liegt nun der Entwurf für die Gründung eines gemeinsamen Zweckverbandes vor. Er ist Tagesordnungspunkt 7.7. der 22. Kreistagssitzung am 4. Dezember 2023.

Die Vorlage hat es in sich, bindet sie doch beide Seiten über Jahre vertraglich an einen Gegenstand öffentlicher Daseinsfürsorge, der naturgemäß nicht kostendeckend wirtschaftet: Allein 2019 lag das betriebliche Defizit bei 261.300 Euro. 2020, dem ersten der Corona-Jahre, bei 380.000 Euro. Selbst im "normalen" Jahr 2022 wurde ein Minus von 138.000 Euro verbucht. Vor allem die energetische Versorgung der Anlage verschlingt Hunderttausende; das Gros gerade der Wärme geht in der maroden Substanz verloren.

Für das neue Bad sollen dereinst sogar 660.000 Euro an jährlichem Zuschussbedarf anfallen. Stadt und Landkreis haben jeweils die Hälfte zu tragen. Weil aber schon jetzt klar ist, dass diese Belastung für beide Seiten nur schwer zu schultern sein wird, soll bei den weiteren Planungen das bisherige Energiekonzept überdacht werden.

Zweckverband soll zum 1. April 2024 entstehen

Auch bevor überhaupt ein erster Spatenstich erfolgt, fallen Kosten für die Teilhaber an. Die Kreistagsvorlage listet beispielsweise 40.000 bis 50.000 Euro für Notarkosten und Grundbucheintragungen auf, bringen doch beide Partner der Zweck-Ehe nicht nur Grundstücke ein, sondern wollen auch eines in unmittelbarer Nachbarschaft erwerben, damit das Vorhaben realisierbar ist. Das Flurstück soll zwar nur als Optionsfläche vorgehalten werden, kostet wohl aber 289.000 Euro. Die gute Nachricht hier: Auch dieser Batzen ist bis zu 90 Prozent förderfähig.

Künftig geteilt werden zudem die Planungskosten. Bislang fielen dafür rund 414.000 Euro an. Davon bereits bezahlt hat der Landkreis 403.000 Euro. Die nächsten Schritte würden bei einer Variante mit fünf Schwimmbahnen 325.000 Euro kosten, Planungen mit sechs Wettkampfbahnen ergeben 50.000 Euro mehr. "Geburtstag" des neuen Zweckverbandes soll der 1. April 2024 sein.

Die Kreistagssitzung am 4. Dezember 2023 beginnt 17 Uhr im Landratsamt Bautzen. Der Tagesordnungspunkt zum Zweckverband fürs Kamenzer Bad ist öffentlich.