B 98 in Wehrsdorf ab Montag wieder frei

Sohland. Aufatmen für Autofahrer im Oberland: Ab nächster Woche ist eine Baustelle, die seit Mitte Mai zu Behinderungen geführt hat, Geschichte. Die B 98 wird am Montag wieder für den Verkehr freigegeben. Das teilt das Landesamt für Straßenbau und Verkehr mit.
Abschnittsweise wurde die Asphaltdecke in Wehrsdorf erneuert. Wegen der Baustelle mussten Autofahrer einen langen Umweg in Kauf nehmen. Ortskundige nutzten aber auch kleinere Straßen als Ausweichstrecke, was bei Anwohnern für Ärger sorgte. Nun sind die Bauarbeiten beendet - etwa einen Monat früher als geplant.
So berichtete Sächsische.de im Juni von den Bauarbeiten
Sohland. Andreas Biesold wirkt entspannt. Die Erneuerung der Deckschicht auf der Bundesstraße 98 im Sohlander Ortsteil Wehrsdorf läuft wie geplant, stellt der Leiter der Bautzener Niederlassung des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) fest. Mitte Mai rückten hier die Baufahrzeuge an. Die Straße wurde für den Verkehr gesperrt, auf Höhe der Esso-Tankstelle mit der Erneuerung des Schnittgerinnes, dem Abfräsen des alten Straßenbelags und dem Aufbringen der neuen Straßendecke begonnen.
Inzwischen ist die Baustelle schon ein ganzes Stück weitergerückt. In sechs Abschnitten soll die Fahrbahn der wichtigen Verbindungsstraße zwischen dem Bautzener Oberland und Bischofswerda, aber auch dem Nachbarlandkreis Görlitz erneuert werden. Derzeit wird bereits der dritte Bauabschnitt bearbeitet. Einen knappen Monat nach Beginn des Gesamtvorhabens bereiten Straßenbauer zwischen Fichtestraße und Wehrsdorfer Feuerwehrgerätehaus am Donnerstagnachmittag bereits den abgefrästen Untergrund auf seine neue Bitumschicht vor.
Fahrbahnerneuerung liegt im Zeitplan
Bis zum Ortsausgang werden sie sich so Stück für Stück weiter vorarbeiten. Der letzte Abschnitt, bis zum Beginn des Steinbergs, soll nach derzeitiger Planung Anfang September abgeschlossen sein. Etwa 825.000 Euro investiert der Bund in das Vorhaben.
Die Summe, die Dauer, die Streckenlänge von rund 2,5 Kilometern - für den Laien sieht das nach einem riesigen Bauvorhaben aus. Für Experten wie Andreas Biesold fällt das Projekt eher unter die Kategorie Alltagsgeschäft: "Da wir es hier nicht mit einem grundhaften Ausbau zu tun haben und nicht in die Tiefe gehen müssen, war die Planung relativ einfach. Begonnen haben wir damit mit Jahresbeginn. Bis jetzt liegen wir top im Zeitplan", sagt er.

Notwendig geworden war die Maßnahme aus einem simplen Grund: "Bitumen ist ein natürlicher Baustoff, er verwittert, wenn er mit Sauerstoff in Verbindung kommt", erklärt Biesold. So entstünden Risse und Löcher, die zwar behelfsmäßig geflickt werden können, aber immer wieder aufbrächen. Rund 15 Jahre lang, fährt Biesold fort, sei die Traglast einer Straßendecke im Schnitt gegeben. Dann müsse sie erneuert werden. Im Bereich der Ortslage Wehrsdorf sei der Bitumen-Belag vor 17 Jahren das letzte Mal erneuert worden - bei 7.430 Fahrzeugen und sieben Prozent Schwerlastverkehr täglich, die den Abschnitt passieren. "Die Deckschicht hat ihre Schuldigkeit getan", begründet Biesold die Baumaßnahme.
Mehr Verkehr in den engen Ortsstraßen
Die hat aber ihren Preis. Nicht nur für den Bund, der die Kosten zu 100 Prozent trägt, sondern auch für die Bewohner von Wehrsdorf. Offiziell führt die Umleitung zwar großräumig um das Dorf herum: Sie verläuft ab dem Sohlander Kreisverkehr über Kirschau, Wilthen und Neukirch zurück nach Steinigtwolmsdorf, wodurch sich die Strecke von etwa sechs auf knapp 19 Kilometer verlängert.
Während Navigationsgeräte Ortsunkundige tatsächlich auf diesen Umweg verweisen, kennen Einwohner und Durchreisende aus der näheren Umgebung natürlich die Schleichwege. Die verlaufen im Fall von Wehrsdorf über die Pilzdörfel- und die Lessingstraße. Zudem haben Lasuv und Kommune kommuniziert, dass durch diese Straßen die offizielle Busumgehung führt - der Durchschlupf ist also bekannt.
Wenn es tatsächlich nur die Busse und die Einheimischen wären, die die inoffizielle Umleitung durch den Ort nutzten, wäre das für die Anwohner wahrscheinlich kein Problem. Ein Besuch auf der Lessingstraße zeigt aber: Durch die engen Wehrsdorfer Gassen verkehrt derzeit neben den Linienbussen alles vom auswärtigen Pkw bis hin zu kleinen Gespannen, Firmentransportern und Paketdienstleistern. Um dem Gegenverkehr auszuweichen, müssen Autofahrer, die in Richtung Steinigtwolmsdorf unterwegs sind, hier auf den ohnehin schmalen Gehweg ausweichen. Ein Spaziergang durch den sonst so beschaulichen Ort kann da gefährlich werden.

Noch dazu sind auf den Straßen viele Kinder mit Fahrrädern unterwegs. "Ich kann gar nicht verstehen, dass die Eltern das noch erlauben. Das ist lebensgefährlich", sagt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht nennen will. Morgens zwischen fünf und neun Uhr, hat sie beobachtet, nehme der Durchgangsverkehr enorm zu. Das gleiche passiere ab drei Uhr nachmittags erneut und zöge sich bis in die Abendstunden.
Das bestätigt Ulrich Hempel, der ein paar Häuser weiter seine Rosen pflegt. Er zeigt nach oben, wo sich direkt zur Straße hin sein Schlafzimmerfenster befindet und sagt: "Um fünf stehe ich auf und mache erstmal alles zu." An Abenden werde es noch verrückter: "Da hat man hier manchmal Rennfahrer, die denken, die seien auf dem Sachsenring", sagt er. Für Fahrradtouren mit seinen Enkeln wählt er deshalb inzwischen andere Wege.
Der Vorwurf geht weniger in Richtung Lasuv, Gemeinde oder Landkreis. Die haben eine Menge getan, um den Wehrsdorfern die Zeit der Bauphase zu erleichtern: Die erlaubte Geschwindigkeit durch den Ort wurde von 50 auf 30 Stundenkilometer reduziert, das zulässige Höchstgewicht auf zwölf Tonnen. Die Geschwindigkeitstafel, die sonst auf Höhe des Erbgerichts hängt, wurde auf die Lessingstraße gesetzt. Die Straße unter halbseitiger Sperrung zu bauen, sei wegen der Arbeitsschutzgesetze nicht möglich, erklärt Andreas Biesold.
Autofahrer missachten Tempolimit
Bei vier Geschwindigkeitsmessungen durch das Ordnungsamt passierten seit Baubeginn jeweils rund 200 Fahrzeuge die inoffizielle Umleitungsstrecke, teilt das Landratsamt mit. Darunter waren jeweils etwa 30 Fahrer zu schnell unterwegs. "Der
Spitzenreiter wurde mit 63 bei erlaubten 30 Stundenkilometern gemessen.
Das entspricht 160 Euro Geldbuße, zwei Punkten und einem Monat Fahrverbot", informiert Landkreissprecherin Sabine Rötschke weiter. Immerhin: Unfälle oder sonstige Schadensmeldungen habe es in diesem Bereich seit Einrichtung der Baustelle nicht gegeben, teilt die Polizeidirektion Görlitz mit.
Ändern wird sich die Situation für die Wehrsdorfer voraussichtlich ab dem 16. August, teilt Lasuv-Sprecher Franz Grossmann mit. Dann werde nach derzeitigem Plan mit dem letzten Bauabschnitt - von der Lessingstraße bis zum Steinberg - begonnen. Der Weg nach Steinigtwolmsdorf wird dann für Autofahrer endgültig abgeschnitten. Ab dem 3. September schließlich soll die B 98 wieder frei befahrbar sein. Weil die Baustelle so gut im Plan liegt, macht Franz Grossmann vorsichtig Hoffnung, könnte es sogar sein, dass man einige Tage vor dieser Frist fertig werde.
Der Beitrag wurde am 06. August 2021, um 21.25 Uhr, aktualisiert.