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Mit Emma auf der Suche nach toten Wildschweinen

Um die Schweinepest einzudämmen, sind auch im Kreis Bautzen Kadaver-Suchhunde im Einsatz. Mit Emma, Arina und Anton unterwegs im Wald bei Hoyerswerda.

Von Lucy Krille
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Jägerin Ilka Burkhardt sucht mit ihrer kleinen Münsterländer-Hündin Emma im Forstrevier Seidewinkel bei Hoyerswerda nach Wildschweinkadavern, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest einzudämmen.
Jägerin Ilka Burkhardt sucht mit ihrer kleinen Münsterländer-Hündin Emma im Forstrevier Seidewinkel bei Hoyerswerda nach Wildschweinkadavern, um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest einzudämmen. © Gernot Menzel

Hoyerswerda. Die Sonne scheint auf den Geländewagen, auf dem Robert Conrad mehrere Karten ausgebreitet hat. Conrad ist Revierleiter im Forstrevier Seidewinkel bei Hoyerswerda. „Wo genau suchen wir heute?“, fragt Jägerin Ilka Burkhardt, die wie Mike Kirsch und Jorgino Pein in Conrads Revier gekommen ist.

Zusammen wollen sie heute den Landeswald an der Grenze zu Brandenburg nach infizierten Wildschwein-Kadavern absuchen, um die weitere Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest zu verhindern. Die Kadaversuche ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Schweinpest einzudämmen. Mehr als 700 infizierte Tiere wurden in Sachsen schon durch Suchhunde aufgespürt.

Jagdhunde ersetzen bei der Suche bis zu zehn Menschen

Nach aktuellem Stand gab es bisher im Landkreis Bautzen 38 infizierte Wildschweine. Das zuständige sächsische Sozialministerium will vor allem die Übertragung auf Hausschweine verhindern. „Wir stehen hier in gefährdetem Gebiet“, erklärt Revierleiter Conrad. Zwar wurden bei regelmäßigen Suchen auch hier schon tote Wildschweine gesichtet. „Die sind aber eines natürlichen Todes gestorben“, erklärt Conrad.

Sollten die Jäger heute infizierte Schweine finden, würde das Gebiet mit einem Zaun für Spaziergänger und Jäger abgesperrt werden. So sollen Infektionsherde schnell eingedämmt werden.

Revierleiter Robert Conrad zeigt Jägerin Ilka Burkhardt und den Jägern Mike Pirsch und Jorgino Pein (v.l.), wo genau sie sich befinden.
Revierleiter Robert Conrad zeigt Jägerin Ilka Burkhardt und den Jägern Mike Pirsch und Jorgino Pein (v.l.), wo genau sie sich befinden. © Gernot Menzel

Als sie besprochen haben, wo die Jäger suchen sollen, verabschiedet sich der Revierleiter. Burkhardt, Kirsch und Pein holen die eigentlichen Stars aus den Autos: drei ausgebildete Jagdhunde, die jeweils zehn Menschen bei der Kadaversuche ersetzen können. Ilka Burkhardt zieht ihrer kleinen Münsterländer-Hündin Emma eine bunte Schlagschutzweste um den Körper, auch Schweißhündin Arina und der große Münsterländer Anton werden von ihren Herrchen vorbereitet.

Schutz von Mensch und Tier hat höchste Priorität

„Die Westen dienen zum Schutz, falls eine Bache angreift“, erklärt Burkhardt. Denn die Wildschweine hätten gerade Frischlinge bekommen und könnten aggressiv werden. Die Jäger ziehen sich bunte Schutzwesten an, um sich gegenseitig zu erkennen, und setzen ein Jagdgewehr auf den Rücken. Auch wenn sie heute nicht auf Jagd, sondern auf die Suche nach Wild gehen: „Sicherheit geht vor“, erklärt Jorgino Pein. Auch, weil das Lausitzer Revier ein beliebtes Gebiet von Wölfen ist.

Jorgino Pein zieht seinem Schweißhund Arina eine Weste um den Körper. So sind die Hunde vor Angriffen geschützt und außerdem besser zu sehen im dichten Wald.
Jorgino Pein zieht seinem Schweißhund Arina eine Weste um den Körper. So sind die Hunde vor Angriffen geschützt und außerdem besser zu sehen im dichten Wald. © Gernot Menzel

Pein verabschiedet sich in den rechten Teil des Waldes, seine Mitstreiter werden die Seite links der Lichtung absuchen. Insgesamt sind es etwa 200 Hektar, die die Hundeführer mit ihren Vierbeinern heute durchkämmen wollen, morgen folgt nochmal eine ähnliche Strecke. Der Wald ist von hohen Kiefern gesäumt, der Boden dank des sonnigen Wetters trocken. „Wir hatten aber auch schon andere Bedingungen“, erzählt Ilka Burkhardt. Das Gelände lasse sich gut zu Fuß ablaufen, weshalb im Revier keine Drohnen nötig sind.

Burkhardt nimmt eine Pfeife in den Mund und ruft ihre Hündin zurück, die einige Meter vorausläuft. Emma bleibt stehen und schaut ihr Frauchen erwartungsvoll an. „Emma? Kadaver!“, ruft Burkhardt und zeigt mit dem Arm nach rechts. Emma läuft das Gebiet mit flinken Füßen ab. Alle Hunde sind mit einem GPS-Sender ausgestattet, um im Fall eines Wildschweinfundes den Standort an das Lebensmittelüberwachungsamt durchzugeben, das sich dann um die Beseitigung kümmert.

Über 20 Kadaver-Suchhunde wurden ausgebildet

Bis zu 25 Kilometer Laufweg wird das GPS-Gerät am Ende des Tages aufgezeichnet haben. „Die Hunde machen das zwei bis drei Tage, dann müssen sie sich ausruhen“, erklärt Burkhardt. Die sechsjährige Emma ist einer von mehr als 20 Kadaver-Suchhunden, die in den letzten Monaten in Sachsen ausgebildet wurden. In einem einmonatigen Lehrgang wurden die Hunde darauf trainiert, Kadaver zu finden und dies anzuzeigen.

„Wenn die Hunde arbeiten, sind sie total fokussiert“, schwärmt Ilka Burkhardt. Sie wüssten aufgrund ihrer Jagderfahrung, wie sie sich im Revier verhalten müssen. Inzwischen hat Emma sich wieder entfernt, Ilka Burkhardt pfeift. „Emma?“, ruft sie, als der Hund nicht kommen mag. „Ach, die muss mal“, bemerkt Burkhardt lachend.

Anton, der Hund von Mike Kirsch, sucht nach toten Wildschweinen. Der große Münsterländer wurde letztes Jahr als Kadaver-Suchhund ausgebildet. Er hatte am Dienstag seinen dritten Einsatz zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest.
Anton, der Hund von Mike Kirsch, sucht nach toten Wildschweinen. Der große Münsterländer wurde letztes Jahr als Kadaver-Suchhund ausgebildet. Er hatte am Dienstag seinen dritten Einsatz zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest. © Gernot Menzel

Dann geht es weiter, Emma läuft vorneweg, Ilka Burkhardt folgt ihrer Hündin durch den Wald. Als Emma auf den Hund von Mike Kirsch trifft, nimmt Burkhardt ihr Funkgerät in die Hand und spricht hinein. „Ihr müsst weiter rüber, Emma und Anton kreuzen.“

Die freiwillige Arbeit soll helfen, Tierleid zu verhindern

Burkhardt ist seit sechs Jahren Jägerin, auch Kadaversuchen begleitet sie mittlerweile regelmäßig. Allerdings höchstens vier pro Monat, denn die Arbeit mit ihrem Jagdhund macht Ilka Burkhardt in ihrer Freizeit. Sie organisiert derzeit im Sozialministerium die Ausbildung der Kadaver-Suchhunde, eigentlich ist sie aber Pressereferentin im Umweltministerium. „Für heute und morgen habe ich Urlaub genommen“, erzählt sie. Mike Kirsch aus Hohenstein-Ernstthal und Jorgino Pein, der sogar aus Magdeburg angereist ist, sind selbstständig.

Warum sie für die Kadaversuche ihre Freizeit opfern, kann Burkhardt einfach erklären: „Weil man so das ganze Jahr mit Hunden arbeiten kann.“ Die Jägerin fügt hinzu: „Ein krankes Schwein leidet. Wir und unsere Hunde wissen, wie man im Wald arbeiten muss, und können verhindern, dass noch mehr Tiere leiden, indem wir die Ausbreitung verhindern.“