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Bautzener Technik bäckt weltweit

Die Debag bedient den internationalen Markt – künftig auch mit einem High-Tech-Ofen, der mehr kann als Brot backen.

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© Jürgen Jeibmann

Von Miriam Schönbach

Bautzen. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich kaum von seinem Vorgänger. Im modernen Edelstahl-Look steht der Backofen im Schulungsraum der Debag in Bautzen und wartet auf Brötchennachschub. Geschäftsführer Jost Straube blickt stolz auf die jüngste Entwicklung aus seinem Haus. „Mit dem Decon gehen wir mit einer neuen Backofen-Generation auf den Markt. Im Herbst soll er serienreif sein“, sagt der 59-Jährige. Im September wird der erste Prototyp „Made in Bautzen“ auf der Internationalen Bäckerei-Ausstellung (iba) in München dem Fachpublikum vorgestellt.

Der Marktreife gingen drei Jahre Entwicklung voraus. „Wir mussten uns überlegen, was wir in fünf bis zehn Jahren verkaufen wollen. Da auch Bäckereien ihre Angebotspaletten erweitern und immer öfter auch Mittagessen aus vorgefertigten Produkten herstellen, entstand die Idee für den Decon“, sagt Jost Straube. Neben Backen kann der Neuling Garen – im Handwerksbetrieb genauso wie im Handel und der Gastronomie. Diese Zusatzfunktion macht aber noch nicht allein den Unterschied für den Backofen 4.0.

Hinter dessen Blenden verbirgt sich auch modernste Computertechnik, die sogar erfühlt, was im Ofen bäckt. „Mit dem neuen Steuerungssystem kann der Ofen über ein Touchpad ähnlich dem iPhone bedient werden“, sagt der Geschäftsführer. Dazu hat der Neuling 20 Prozent mehr Kapazität und ist zudem mit einem neuen Reinigungssystem ausgestattet. „Wenn in einem Ofen nicht nur gebacken, sondern auch Essen zubereitet wird, verschmutzt er auch schneller“, sagt Straube. Die Neuentwicklung sei auch eine Reaktion auf die neue, technikaffine Bäckergeneration.

Richtiges Produkt zur richtigen Zeit
Wenige Schritte vom Schulungsraum mit dem neuen High-Tech-Gerät läuft die Produktion der Debag-Ladenbacköfen-Klassiker auf Hochtouren. Jost Straube öffnet die Tür zur Werkhalle. „Wir haben fast alle großen Discounter bei der Einführung des Backens in ihren Filialen begleitet. Wir waren mit dem richtigen Produkt zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, sagt der Geschäftsführer. Anfang der 2000er-Jahre habe mit Penny der erste Discounter begonnen, flächendeckend Backöfen in seine Geschäfte einzubauen. Knapp zehn Jahre später folgten die anderen Märkte.

Dem Auftragsboom für diese Kompaktbacköfen begegnete die Debag mit einer Umstrukturierung der Betriebsorganisation. „Ursprünglich bauten wir Monsun-Etagenbacköfen für Bäckereien an der Ecke. Diese Großofenproduktion haben wir nach Königsbrück verlagert“, sagt Jost Straube. Dort werden sie in kleiner Serie und nur nach Auftrag gefertigt. Die Neuorientierung auf Ladenbacköfen wurde für das Unternehmen auch aufgrund des Bäckereien-Sterbens nötig. Nach Angaben des Zentralverbands Deutsches Bäckerhandwerk verschwanden seit 2010 allein 2 800 Handwerksbetriebe in Deutschland.

Stattdessen steigt die Nachfrage nach Ladenbacköfen, inzwischen auch von Bäckern und Handwerksfilialisten wie Schwerdtner oder Dreißig. Die Geräte mit Namen wie Dila und Helios werden am Bautzener Standort gebaut. Knapp 4 000 Stationen verließen 2017 das Werk in der Dresdener Straße – mehr als die Hälfte übrigens ins Ausland. „Der deutsche Markt ist begrenzt. Wir verstehen uns als Lieferant des backenden Gewerbes“, sagt Jost Straube und geht in die Auslieferung.

Debag hat vier Auslandsgesellschaften

Die Öfen in den Holzkisten werden demnächst in Übersee backen. Andere Bautzen-Botschafter gehen nach Moskau. „Unsere Hauptabnehmer sind Länder in der EU, ihnen folgen die USA, Russland und Ostasien. Stabil liefern wir nach Japan, Hongkong, Südafrika und Chile“, sagt die Marketingverantwortliche Sabine Petermann. Und selbst in Jordanien, den Arabischen Emiraten, Neuseeland, Kolumbien, Namibia wird mit sächsischer Technologie gebacken. Die Debag hat vier Auslandsgesellschaften und weltweit über 30 Service- und Vertriebspartner.

Diesen internationalen Markt soll wie die vorherige Generation künftig auch der Decon erobern. Deshalb soll er seine Feuertaufe bei der iba – der weltweit führenden Messe des Bäcker- und Konditorenhandwerks – bestreiten. Zu ihr machen sich sogar Bäcker aus Australien auf den Weg, um sich über Trends zu informieren, weiß Jost Straube.

Doch neben der Markteinführung des High-Tech-Ofens steht das Unternehmen mit knapp 200 Mitarbeitern vor einer weiteren Herausforderung, und die heißt Fachkräftemangel. „Wir haben derzeit 15 offene Stellen und suchen unter anderem Mechatroniker, Lagerlogistiker und Industriekaufleute als Auszubildende. Wir arbeiten in einer Branche, die gebraucht wird“, sagt Sabine Petermann. Die Stellen seien alle auf der Internetseite zu finden. Mit einem Klick kann man so Teil einer Bautzener Erfolgsgeschichte werden.

www.debag.com