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Bautzens größtes Klettergerüst

Am Stausee gibt es eine neue Attraktion. Der Hochseilgarten bietet viele Herausforderungen – und eine Besonderheit.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Bautzen. Noch einmal alle Schrauben genau prüfen, nachschauen, dass die Seile auch richtig gespannt sind. Bis zuletzt haben die Fachleute in teils luftiger Höhe gewerkelt, letztmals Hand an den vielen kleinen und großen Herausforderungen an der neuen Attraktion am Bautzener Stausee angelegt. Eine, bei der es richtig hoch hinausgeht.

Dutzende Bauleute hatten in den vergangenen Monaten auf dem Areal zwischen der Minigolfanlage und dem Kinderspielplatz, etwas versetzt in zweiter Reihe gelegen, am neuen Hochseilgarten mit Hand angelegt. Um die Seile und Konstruktionen in luftiger Höhe überhaupt spannen zu können, mussten zunächst erst einmal 19 kräftige Lärchenstämme aufgestellt und am Boden verankert werden. Große, schwere Kräne rollten über das Areal, die tiefen Reifenspuren sind teilweise noch immer sichtbar. „Das machen wir nach und nach alles noch hübsch. Da wächst bald wieder Gras drüber“, erklärt Jan Woitas, einer der beiden Inhaber des neuen Bautzener Kletterparks.

Gras, Büsche und ganze Bäume – das war jahrelang das Einzige, was auf dem Gelände gedieh. Um die Jahrtausendwende herum hatte die Stadt die verbliebenen Gebäude des früheren Feriendorfs dem Erdboden gleich machen lassen. Einige Relikte aus der Ära, als der Stausee noch ein beliebtes Naherholungsgebiet für Gäste aus nah und fern war, kamen jetzt sogar wieder bei den Erdarbeiten zum Vorschein, wie Jan Woitas augenzwinkernd verrät.

So funktioniert das Klettern am Stausee

Geöffnet hat die Anlage prinzipiell ganzjährig, in der Regel aber nur bei geeigneter Witterung. Sonnabends, sonntags und feiertags werden in den wärmeren Monaten jeweils zwischen 10 und 18 Uhr die Besucher erwartet. An den Tagen unter der Woche ist ebenfalls geöffnet, dann soll die Anlage vor allem aber von Schulklassen, Firmen oder anderen Gruppen zur Verfügung stehen. Die Termine können vorab vereinbart werden.

Der Eintritt kostet für Erwachsene und Jugendliche ab 16 Jahren jeweils 18Euro. Für Kinder im Alter bis acht Jahre sind zehn Euro zu zahlen, im Alter bis 16 Jahre werden 14 Euro fällig. Bei Gruppen ab zehn Leuten kostet der Eintritt pro Besucher 14 Euro. Geplant sind zudem besondere Angebote für Familien. Ein Ticket gilt für drei Stunden – einzelne Parcours können beliebig oft wiederholt werden.

Das Mindestalter zum Klettern beträgt sechs Jahre. Kleinere Besucher dürfen die Übungen nur mit direkter Unterstützung eines Erwachsenen meistern.

Sicherungstechnik wird vor Ort gestellt. Dazu gehören ein kompletter Gurt, das Sicherungsseil und ein Helm. Die Ausrüstung ist im Eintritt enthalten.

Parkplätze sind in direkter Nähe auf dem offiziellen Parkplatz des Bautzener Stausees ausreichend vorhanden.

Weitere Informationen zum Kletterpark am Bautzener Stausee, zum Standort und den Öffnungszeiten gibt es im Netz:

www.geo-trail.eu

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Die Idee für einen Kletterpark schwirrte Jan Woitas schon seit einigen Jahren durch den Kopf. Als freiberuflicher Erlebnispädagoge besucht er im Rahmen seiner Arbeit mit Schulklassen regelmäßig Hochseilgärten – wofür der Wilthener mit den Kindern und Jugendlichen teils aber lange Wege bis nach Sebnitz oder Dresden in Kauf nehmen muss. Dass in Bautzen so eine Attraktion fehlt, fand indes auch Malte Rastemborski – ebenfalls Sozialpädagoge. Beide Männer taten sich deshalb vor einem Jahr zusammen, um ihren Traum vom eigenen Kletterpark schließlich zu verwirklichen.

Sechs verschiedene Routen

Gemeinsam borgten sich die Männer bei der Bank 200 000 Euro, kauften von der Stadt nach längeren Verhandlungen das etwa 10 000 Quadratmeter umfassende Grundstück und begannen mit dem Aufbau ihrer Kletterwelt. Auch eigenes Kapital haben sie mit reingesteckt, und das nicht zu knapp, erklärt Jan Woitas. Über genaue Summen will er aber nicht sprechen.

Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen – und ist wegen seiner beträchtlichen Höhe auch gar nicht zu übersehen. Die riesige Kletterlandschaft bietet für die Gäste zahlreiche Herausforderungen. Auch einige Bäume im benachbarten Wald sind für die verschiedenen Parcours mit integriert worden. „Je nachdem wie geübt und schnell die Gäste unterwegs sind, kann es bis zu zwei Stunden oder länger dauern, alle Routen durchzuklettern“, so Jan Woitas.

Der Ausgangspunkt für die insgesamt sechs unterschiedlichen Routen ist ein hölzerner Turm. Auf drei Etagen beginnen und enden die Touren in verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Zwischen den einzelnen Holzstämmen sind Netze und Seile, wacklige Brücken oder schmale Stege, teils mit Hindernissen bestückt, montiert.

Während in den unteren Ebenen in zweieinhalb Meter Höhe die eher leichten Übungen lauern, wird es in den oberen Etagen zunehmend schwieriger. Die Besucher sollten in jedem Fall schwindelfrei sein. „Die höchsten Aufgaben befinden sich in etwa elfeinhalb Metern“, erklärt Jan Woitas. Mit Geschick und etwas Ausdauer seien die allermeisten Herausforderungen allerdings für alle Besucher zu packen. Darüber hinaus gibt es aber auch einen Sportparcours. „Der ist richtig, richtig schwer. Sogar unsere Industriekletterer, die mit am Aufbau beteiligt waren, kamen dabei richtig aus der Puste“, sagt Jan Woitas.

Besonderes Sicherungssystem

Ein durchaus atemberaubendes Erlebnis garantieren die Seilrutschen. Gehalten vom Seil können die Besucher dabei rasant durch die Lüfte gleiten. „Eine Rutsche führt direkt in den Wald, eine andere wieder hinaus“, sagt Jan Woitas. Die einzelnen Seilbahnen sind hintereinander weg angeordnet. Zusammengerechnet ergibt das eine Länge von über einen Viertelkilometer.

Eine echte Besonderheit ist das System, mit dem die Kletterer gesichert werden. Die Rolle am Sicherungsseil muss nur einmal eingeklinkt werden. Das lästige Aus- und Einklinken nach den verschiedenen Übungen, wie es zumeist in anderen Kletterparks üblich ist, entfällt. „Die Gäste können sich ganz aufs Klettern konzentrieren, außerdem ist es somit für sie viel sicherer“, sagt Jan Woitas. Die meisten Zwischenfälle passieren laut dem Kletterpark-Chef noch immer beim Umklinken des Seils: „Ein kurzer Moment Unaufmerksamkeit genügt.“ Am Stausee in Bautzen ist das nicht möglich, weil der Kletterer jederzeit fest mit dem Sicherheitsseil verbunden ist.

Neben dem überdimensionalen Klettergerüst sind auf dem Gelände auch Toiletten und ein kleiner Imbiss entstanden. „Viele Parks haben das gar nicht. Für uns war das aber wichtig“, so Jan Woitas. Zunächst wird es nur Getränke und Snacks wie Pommes geben. „Wir wollen das aber in jedem Fall ausbauen, künftig auch Smoothies oder vegetarische Gerichte anbieten.“

Auch bei den Klettermöglichkeiten gibt es bereits lose Ideen für Erweiterungen. „Wir können den ganzen Wald auf dem Gelände mit nutzen“, erklärt Jan Woitas. Konkret sei aber noch nichts. Jetzt wollen er und sein Kompagnon Malte Rastemborski gemeinsam mit ihrer Handvoll Helfern ohnehin erst einmal die ersten Tage abwarten, wie das neue Angebot am Bautzener Stausee bei den Gästen ankommt. Vor allem sollen die, so sagt Jan Woitas, zwischen den Seilen viel Spaß haben.