Von Jana Ulbrich
Vermost schimmert der Putz – und er bröckelt kräftig. Das einst stolze Küchengebäude inmitten im Arnsdorfer Krankenhaus-Areal steht seit Jahrzehnten leer und dümpelt traurig vor sich hin. Der Freistaat als Eigentümer hat derzeit keine wirkliche Verwendung. Ein paar Kilometer weiter, gleich neben dem Radeberger Bahnhof bröckelt nicht nur der Putz, sondern ganze Teile der Fassade fallen hier ab und an auf den Fußweg. Die Rede ist vom einstigen Hauptgebäude des traditionsreichen Küchenproduzenten Eschebach. Nach etlichen Brandstiftungen bleibt eigentlich nur noch der Abriss, ist der Eigentümer überzeugt. Aber bisher darf er nicht – noch hält der Denkmalschutz sein Veto aufrecht. Aber nachdem jetzt erneut Teile abzustürzen drohen, soll es neue Gespräche geben, heißt es in Radeberg.
Diese Denkmäler sind in Gefahr
„Mit jedem Denkmal, das verfällt, verlieren wir nicht nur einen baugeschichtlichen Wert“, sagt Ulrich Rosner vom Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege. „Baudenkmale legen ja auch immer Zeugnis ab von der Lebenskultur vergangener Generationen, sie bereichern unser Lebensumfeld, vermitteln Heimatgefühl.“ Durch ihre Unverwechselbarkeit und Ausstrahlung seien sie nicht zuletzt ein identitätsstiftender Faktor für ganze Regionen, so Rosner. Man denke nur an das Umgebindehaus. Auf ihre Art seien aber auch Steindeckerbrücken oder historische Stützmauern ein Teil dieser Kulturlandschaft.
Der Abriss geht weiter
Mehr als 300 Kulturdenkmale sind im Landkreis Bautzen allein in den vergangenen 15 Jahren abgerissen worden. Die Zahl hat der Landtagsabgeordnete der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, Wolfram Günther, aus einer Kleinen Anfrage erfahren, die er an die Landesregierung gestellt hatte. „Die Größenordnung dieses Verlusts an gebauter Kultur und Heimat ist erschreckend“, sagt er.
Und der Abriss geht weiter. Allein in diesem Jahr wurden vom Landratsamt und der Landesdirektion 22 weitere Anträge auf Abrisse oder Teilabrisse von denkmalgeschützten Gebäuden im Kreis genehmigt. Betroffen sind unter anderem drei Wohnhäuser, zwei Wohnstallhäuser, zwei Umgebindehäuser, zwei Gebäude einer Gutsschmiede und zwei Fachwerkhäuser. Elf weitere Anträge auf Abriss liegen noch zur Bearbeitung vor.
„Wir machen uns solche Entscheidungen nie leicht“, sagt Klaus Wenzel, der das Bauaufsichtsamt des Landkreises leitet. In manchen Fällen ließe sich eben auch nicht mehr viel machen: Wenn das Gebäude so verfallen ist, dass es nicht mehr saniert werden kann. Wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist oder sogar Einsturzgefahr droht. Oder wenn den Eigentümern ein Erhalt aus finanziellen Gründen nicht mehr zumutbar ist.
Fördermittel werden immer weiter gekürzt
Oft sind es aber auch wirtschaftliche Gründe. „Manchmal würde es schon reichen, wenn Denkmale, die leer stehen und für die sich keine Nutzung findet, wenigstens notgesichert und so über die Zeit gerettet werden“, sagt Denkmalpfleger Ulrich Rosner. Der Landtagsabgeordnete Wolfram Günther kritisiert, dass die finanziellen Mittel und Förderprogramme für den Erhalt von Denkmalen in Sachsen immer weiter gekürzt würden.
Zum Glück gibt es aber auch viele positive Beispiele und Bemühungen um den Erhalt wertvoller Kulturdenkmale. Fast 10 000 Bauwerke mit Denkmalstatus gibt es noch im Landkreis. Viele davon können am Sonntag beim „Tag des offenen Denkmals“ besichtigt werden. (mit SZ/JF)
www.tag-des-offenen-denkmals.de