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Begehrte Düfte aus Bitterfeld

Chemiegestank war gestern: Heute setzt eine Firma aus Bitterfeld Millionen um mit Aromen und Wohlgerüchen. Der Standort ist einer der modernsten in ganz Europa.

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Von Sabine Fuchs

Bitterfeld-Wolfen. In der DDR war der Chemiestandort Bitterfeld für seinen Gestank berüchtigt: Marode Anlagen des riesigen Chemiekombinats verpesteten die Luft. Heute ist davon nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Die Beschäftigten der Miltitz Aromatics GmbH Bitterfeld wollen für perfekten Duft sorgen.

Das kleine Unternehmen im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) liefert Duft- und Aromastoffe in fast 30 Länder der Welt. Es ist zugleich ein Exot am Standort, der heute mit rund 360 Firmen der Chemie- und Pharmaindustrie laut Branche zu den modernsten seiner Art in Europa zählt.

Die bei Miltitz Aromatics kreierten Stoffe sind nach Angaben des Unternehmens bei Parfümherstellern und Waschmittelproduzenten ebenso gefragt wie in der Lebensmittelindustrie. So steckt heute in manch weltbekanntem Parfüm ein Stück Bitterfeld. „Wir stellen etwa 50 verschiedene Riech- und Aromastoffe her“, sagt Stefan Müller, Mitglied der Geschäftsführung.

Die Firma gehört zu einer kleinen Branche, es gibt nur wenige Hersteller von Aroma- und Duftstoffen. Der „Deutsche Verband der Riechstoffhersteller“ hat nach eigenen Angaben etwa 20 Mitglieder. Derzeit produzieren die rund 40 Beschäftigten in Bitterfeld jährlich 1000 bis 1200 Tonnen Duft- und Aromastoffe. Aus der dortigen Chemieküche kommt zum Beispiel der „Ambra“-Riechstoff, ein Ausscheidungsprodukt von Walen.

Gutes Gespür für neue Düfte

Rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, kreieren die Beschäftigten Düfte. Mit einem Jahresumsatz von elf Millionen Euro in diesem und im vergangenen Jahr hat die Firma eher bescheidene Volumen. Der Anbieter Symrise in Holzminden (Niedersachsen) zum Beispiel erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,6 Milliarden Euro, wie eine Sprecherin sagte. Doch um die Nase angesichts großer Konkurrenz vorn zu haben, setzen die Bitterfelder auf Innovation. „Um ständig neue Düfte anbieten zu können, arbeitet gut ein Fünftel der Belegschaft im Bereich Forschung und Entwicklung“, sagt Müller.

Das Unternehmen setzt eine alte Tradition fort: Seit 1829 produziert die Firma Schimmel in Miltitz bei Leipzig Düfte und Aromen. Zu DDR-Zeiten enteignet und an ein Kombinat angegliedert, kam zur Wende fast das Aus. Doch Geschäftsführer Peter Müller, Vater von Stefan Müller, hatte die richtige Nase: Mit seinen Kollegen machte er sich selbstständig und zog nach Bitterfeld, wo es genügend Fachleute der Chemiebranche gab. Der erste Auftrag kam ausgerechnet aus Südfrankreich, dem Zentrum der Parfümindustrie. (dpa)