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Behälter sorgen für Aufregung

In der Industriebrache von Likolit gab es einen Feuerwehreinsatz. Es war nicht der erste in diesem Jahr.

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© Rico Löb

Von Anja Weber und Rico Löb

Kohlmühle. Nur mal kurz austreten wollten die Wanderer am späten Sonntagabend. Dass sie damit einen Feuerwehrgroßeinsatz am ehemaligen Linoleumwerk Likolit Kohlmühle auslösen würden, wussten sie allerdings nicht. Denn als sie so ins Gebüsch schauten, sahen sie plötzlich drei kleine gelbe Behälter mit Gefahrenkennzeichnung, etwa in der Größe eines Farbtopfes. Sie fotografierten diese und schickten die Handy-Fotos an die Polizei. Das war gegen 18 Uhr.

Früher wurde hier Linoleum hergestellt, radioaktive Stoffe wurden bei verschiedenen Prüfverfahren eingesetzt.
Früher wurde hier Linoleum hergestellt, radioaktive Stoffe wurden bei verschiedenen Prüfverfahren eingesetzt. © Rico Löb
Feuerwehrleute aus Goßdorf, Altendorf, Pirna und Neustadt kümmerten sich um die von Wanderern gefundenen Behälter im ehemaligen Linoleumwerk in Kohlmühle. Erst gegen 23 Uhr war der Einsatz beendet.
Feuerwehrleute aus Goßdorf, Altendorf, Pirna und Neustadt kümmerten sich um die von Wanderern gefundenen Behälter im ehemaligen Linoleumwerk in Kohlmühle. Erst gegen 23 Uhr war der Einsatz beendet. © Rico Löb

Der Feuerwehreinsatz wurde ausgelöst. Gegen 20 Uhr ging es dann richtig scharf los, sagt Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade (SPD), der selbst später mit vor Ort war. In dem Werk wurde früher radioaktives Material für einige Prüf- und Messverfahren eingesetzt. Deshalb war es also gut möglich, dass hier auf dem Gelände noch irgendwelches Material lagerte. Durch die Feuerwehr wurde vorerst ein Sperrbereich eingerichtet, um Personenschäden zu vermeiden. Spezialkräfte wurden hinzugezogen, um die Fässer zu untersuchen.

Behälter waren leer

In Schutzanzügen tasteten sich die Feuerwehrleute an die Behälter heran und nahmen immer wieder Luftproben vor. Einsatzleiter Carsten Böhme von der Feuerwehr Goßdorf erklärt: „Die Spezialbehälter wurden früher zum Abtransport von radioaktivem Material genutzt.“ Es wurde also nichts dauerhaft in den Fässern gelagert, sondern jeweils nur vorübergehend. Dennoch gilt: die Fässer waren definitiv in Kontakt mit verstrahltem Material und gehören nicht in die Öffentlichkeit. Neben der Feuerwehr von Goßdorf war die Feuerwehr von Altendorf, der Umweltschutzwagen von Pirna sowie der Erkundungszug der Neustädter Feuerwehr vor Ort. Bei den Behältern handelt es sich um leere Transportbehälter.

Diese dienten dem Transport von Messeinrichtungen mit schwach radioaktivem Inhalt, die lange entsorgt sind“, bestätigt Birgit Hertzog, Abteilungsleiterin Umwelt im Landratsamt. Die Behörde hatte die leeren Behälter am Montag abholen lassen. Weitere Untersuchungen finden im Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie statt.

Es war nicht der erste Zwischenfall in der Industriebrache. Im Mai dieses Jahres kam es dort zu einem Chemieunfall, welcher für einen Großeinsatz der Feuerwehren sorgte. Inzwischen wächst auch die Unsicherheit unter den Anwohnern. Wie gefährlich ist die Brache wirklich? Was muss noch passieren. Für das Umweltamt im Landratsamt scheint der Fall erledigt. „Für den Zustand seiner Flächen und dafür, dass für die Allgemeinheit von ihnen keine Gefahr ausgeht, ist stets der Eigentümer zuständig“, sagt Birgit Hertzog.

Brache bleibt gefährlich

Im Rahmen von Begehungen sei festgestellt worden, dass sich auf dem Gelände keine gefährlichen Abfälle oder Reststoffe befinden, die frei zugänglich sind. Zuvor hatte das Landesamt für Umwelt bereits drei mit Strontium 90-Strahler bestückte Abschirmungen aus den Messeinrichtungen ausbauen und anschließend auf der Sammelstelle für radioaktiven Abfall entsorgen müssen. Die Industriebrache bleibt aber offenbar eine Gefahr. Und Bürgermeister Daniel Brade würde es begrüßen, wenn sich die Umweltbehörde des Landkreises noch einmal mit dem Gelände beschäftigen würde.

Nicht nur, dass die Anwohner besorgt sind. Auch der Stadt Hohnstein kostet jeder neue Feuerwehreinsatz dort unten eine Stange Geld. Bereits für die im Mai aufgelaufenen Kosten muss die Stadt in Vorkasse gehen. Die Rechnung hat der Bürgermeister an die dort zuständige Gesellschaft geschickt. Noch ist kein Geld eingegangen. Man befinde sich im Widerspruchsverfahren, sagt der Bürgermeister. Und auch die Rechnung für den Einsatz Sonntagabend wird er wieder an die Firma schicken.