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Beißfreudige Biber schaden Buchen

Am Wanderweg zwischen Burg und Staumauer finden sich frische Fraßspuren. Wanderer fürchten um den Baumbestand.

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© A. Braun

Von Tina Soltysiak

Kriebstein/Kriebethal. Täglich werden die Fraßspuren an den großen alten Buchen am Fuße der Burg Kriebstein größer. Biber leisten entlang des Wanderweges in Richtung Staumauer, der parallel zur Zschopau verläuft, ganze Arbeit. Einige Wanderer wundern sich, weshalb die Tiere gerade diese Bäume anknabbern. Sie haben Sorge, dass sich die Elbebiber so weit durchfressen, dass die meterhohen Buchen umfallen.

Normalerweise gehören Buchen nicht zu den bevorzugten Gehölzen der Biber, so Siegfried Reimer, ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter für den Altkreis Döbeln. „Normalerweise fressen sie Weichhölzer. Aber es gibt auch Einzeltiere, die sich härtere Hölzer aussuchen. Die Geschmacksrichtungen sind da verschieden“, ergänzte er. Da Biber in der kalten Jahreszeit aus Mangel an krautartigen Pflanzen auf Rinde von Gehölzen wechseln, sind frische Fraßspuren vermehrt von Herbst bis Frühjahr zu entdecken. „Die Auswahl der Gehölze ist selbst für Artexperten ein Rätsel“, heißt es vonseiten der Naturschutzbehörde des Landkreises Mittelsachsen.

Sicher sei jedoch, dass neben der Gewinnung von Holz als Baumaterial für Dämme und Burgen das Fällen vorrangig der Nahrungsbeschaffung dient, weil so die Zweige zugänglich werden. „Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass auch Bäume mit großen Stammdurchmessern von den Bibern ausgewählt werden. Ob diese dann tatsächlich immer fallen, ist auch abhängig von der Ausdauer der Tiere“, so Kreissprecher André Kaiser.

Fakt sei: Die Schäden, die die beißfreudigen Biber hinterlassen, sind eine Belastung für die Waldbesitzer. Das Bibermanagement des Landkreises hat einen Leitfaden aufgestellt, in dem unter anderem vorbeugende Maßnahmen zur Abwendung beziehungsweise Minimierung von Schäden vorgestellt werden. Die Experten empfehlen die Sicherung einzelner Baumstämme einschließlich der oberirdischen bodennahen Wurzeln mit robustem engmaschigem Draht bis zum Erdboden und einer Mindesthöhe von 1,20 Meter. Bereits angenagte, nicht mehr nutzbare Gehölze sollten im Revier belassen werden, damit sie durch den Biber vollständig genutzt werden können. Um neue Fällungen zu vermeiden, sei es außerdem ratsam, anfallendes Schnittgut im Gelände zu belassen oder im Herbst zusätzlich in das Biberrevier zu bringen.

Das Kriebethaler Revier gilt erst seit 2015/16 als besetzt. Für den Nachweis seien verschiedene Merkmale entscheidend: „Dazu gehören nicht nur Fraßspuren an Gehölzen, die in diesem Bereich bereits weit vor 2015/16 vorhanden waren, sondern unter anderem auch der Nachweis über eine aktiv besetzte Hauptburg“, so Kreissprecher André Kaiser. Die Größe eines Reviers lasse sich anhand der vorhandenen Nahrungsgrundlagen bestimmen und erfolge als Schätzung aufgrund von Erfahrungswerten. Die Bestimmung der Zahl der in einem Revier lebenden Tiere sei sehr aufwendig. Es solle für die Biber kein Stress erzeugt werden. „Letztlich ist die Zahl auch über bloße Beobachtungen nicht mit Sicherheit bestimmbar“, ergänzte er.

Siegfried Reimer geht davon aus, dass maximal ein Pärchen mit einem Jungtier in dem Revier lebt. Es gebe eine Art Faustregel: Eine Familie knabbert etwa 20 Bäume pro Jahr an. Erst ab dem zweiten Lebensjahr nagen die Tiere an den Gehölzen. Er nannte zudem mehrere Gründe, warum sich die Tiere nicht schon eher in Kriebe-thal ansiedelten: die Staumauer, die Lage samt Futtervorkommen, die schwierige Partnersuche sowie den Tod der Biber durch Überfahren. Denn gerade an der Zschopau bei Waldheim sind in der Vergangenheit zahlreiche Biber überfahren worden. Die trächtigen Weibchen hatten, vermutlich auf der Suche nach Futter, die Straße zwischen Waldheim und Kriebstein überqueren wollen, und wurden dabei von Kraftfahrzeugen erfasst, so Siegfried Reimer. Deshalb wurde am Straßenrand ein Zaun aufgestellt, den die Tiere nicht überwinden können (DA berichtete).

Weitere Informationen gibt es unter www.landkreis-mittelsachsen.de, Stichwort Bibermanagement.