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Belgier mit großen Plänen in Hrádek

Drylock Technologies will seinen tschechischen Betrieb zu einem der größten Hygieneartikel-Hersteller in Europa machen. Deutsche werden dafür nicht gebraucht.

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© Drylock

Von Petra Laurin

Hradek. Mehr als drei Millionen Babywindeln stellt die Firma Drylock Technologies im Gewerbegebiet von Hrádek nad Nisou (Grottau) täglich her. Nun hat das Unternehmen große Pläne bekannt gegeben: Bis 2020 sollen die Produktion und die Mitarbeiterzahl verdoppelt werden. Mit neuen Arbeitskräften aus Deutschland und Polen rechnet der belgische Mutterkonzern dabei aber nicht. „Uns ist es wichtig, dass sich die Mitarbeiter miteinander verständigen können“, sagt Personalchef Ondrej Kout.

Zurzeit beschäftigt Drylock 420 Menschen im Hrádeker Gewerbegebiet. In der nächsten Monaten sollen noch 300 weitere dazukommen. „Unser Ziel ist es, bis 2019 rund 900 Mitarbeiter haben“, erklärt Firmenbesitzer Bart Van Malderen aus Belgien. „Die Anwerbung von neuen Mitarbeitern läuft schon auf vollen Touren, gesucht werden vor allem Operatoren und erfahrene Technologen“, ergänzt Ondrej Kout. Über mangelndes Interesse kann Drylock in Tschechien jedenfalls nicht klagen. Auch ohne die Hilfe von Personalagenturen erhielt das Unternehmen in diesem Jahr knapp 1 100 neue Jobgesuche. Ein Grund dafür dürfte sein, dass viele Firmen in Tschechien derzeit wegen Mangels an Arbeitskräften auf Erweiterungen verzichten. „Unsere Interessenten kommen nicht nur aus Hrádek, sondern auch aus Liberec, dem Friedländer und dem Schluckenauer Zipfel“, sagt Ondrej Kout. Vor allem aus dem letztgenannten Gebiet, zum Beispiel aus Varnsdorf oder Rumburk bringen Pendelbusse die Mitarbeiter in den Hrádeker Betrieb, wo in drei Schichten gearbeitet wird.

Lohnsteigerungen für Mitarbeiter

Ein Handwerker verdient bei Drylock laut Angaben des Unternehmens etwa 30 000 Kronen (rund 1 100 Euro), was dem Durchschnittsverdienst in Tschechien entspricht. „Ab 1. April haben wir die Löhne für alle Mitarbeiter um zehn bis 20 Prozent erhöht“, sagt Leoš Preisler, Direktor von Drylock in Hrádek nad Nisou. Er berichtet auch über gute Geschäftsaussichten: „Schon jetzt haben wir alle Lieferaufträge für 2019 abgeschlossen,“ bestätigt Preisler.

Das Unternehmen Drylock Technologies, das 2011 seine erste Halle im Hrádeker Gewerbegebiet errichtete, baut derzeit gegenüber der ersten Produktionshalle eine weitere Halle. Dort sollen im Sommer sechs neue Produktlinien eingerichtet werden. Die Investitionssumme für das Bauvorhaben beträgt 1,5 Milliarden Kronen (rund 60 Millionen Euro). Noch im Herbst dieses Jahres wird außerdem ein Materiallager und 2019 bis 2020 ein Lager für fertige Produkte fertiggestellt. „Danach werden wir eine der größten Fabriken für Hygieneartikel in Europa sein“, sagt Firmeninhaber Bart Van Malderen.

Mit der Produktionserweiterung bei Drylock Technologies wird aber auch die Verkehrsbelastung steigen – und das vor allem in Richtung Deutschland, weil in diese Richtung die meisten Liefertouren führen. 40 bis 50 Lkw steuern schon heute täglich Drylock Technologies in Hrádek an oder fahren von dort weg. „Wir bauen einen Abstellplatz für sie, damit sie nicht bei der Zufahrtsstraße parken müssen“, sagt Direktor Leoš Preisler. Zur Produktpalette von Drylock gehören neben Babywindeln auch Windelhöschen, Wickelauflagen und Feuchttücher zur Babypflege sowie Hygieneartikel für Erwachsene, wie Einlagen und Tampons. Die Produkte sind zwar nahezu vollständig für den Export bestimmt, kommen aber über große, international agierende Supermarktketten auch wieder nach Tschechien zurück.