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Berzdorfer See fürchtet um seinen guten Ruf

Fast jede Nacht gibt es Sachbeschädigungen zum Ärger der Anrainer. Der Sicherheitsdienst fordert Unterstützung.

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Von Jenny Thümmler und Steffen Gerhardt

Sie wollen etwas Gutes für ihre Heimat tun und nennen sich das „Schönauer Kleeblatt“. Rüstige Senioren, die den Berzdorfer See nicht nur zur Erholung aufsuchen, sondern, um selbst Hand anzulegen, ihn zu verschönern und besucherfreundlicher zu machen. Doch das einem Kleeblatt eigene Glück scheint die Schönauer verlassen zu haben. „Uns ärgert nicht nur der liegengelassene Müll, sondern auch die Beschädigungen an den Bänken. Beides nimmt zu“, sagt Konrad Günther. Der Görlitzer ist nicht nur einer der freiwilligen Helfer vom Kleeblatt, sondern auch Mitglied im Verein Oberlausitzer Bergleute. Seit acht Jahren stellt der Verein Bänke am See auf, inzwischen sind es 60 geworden.

Der Grillplatz an der Blauen Lagune mit seinen Sitzgarnituren. Sie wurden im Frühjahr gestohlen.
Der Grillplatz an der Blauen Lagune mit seinen Sitzgarnituren. Sie wurden im Frühjahr gestohlen. © Fabian Richter
K9-Einsatzleiter Ronny Hasler am Kassenhäuschen. Es war schon vielen Angriffen ausgesetzt.
K9-Einsatzleiter Ronny Hasler am Kassenhäuschen. Es war schon vielen Angriffen ausgesetzt. © Pawel Sosnowski/80studio.net
Zerstörte Holzbänke und illegale Feuerstellen sind um den See leider öfters zu finden.
Zerstörte Holzbänke und illegale Feuerstellen sind um den See leider öfters zu finden. © privat

Brandstellen auf Holzbänken

Die Mitglieder wollen nicht nur Ruheplätze schaffen, sondern kümmern sich auch um den Erhalt. „Das alles kostet nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit“, sagt Konrad Günther. Wenn aber auf den Bänken Feuer entfacht wird oder sie gar im Ganzen gestohlen werden, hört bei den Helfern die Freude am Schaffen auf. Sie stehen mit diesen Problemen nicht allein da. Überhaupt scheinen die hölzernen Sitzgarnituren um den See begehrenswert zu sein. Im Frühjahr verschwanden an der Blauen Lagune gleich zweimal hintereinander Sitzgarnituren. Bis heute bleiben sie verschwunden. Zum einen betraf das einen Freisitz am Grillplatz, den die Gemeinde Schönau-Berzdorf aus Steuergeldern angeschafft hatte. Und beim zweiten Mal ein zerstörter Sitzpilz, von dem beide Bänke und der Tisch mitgenommen wurden. Den Gesamtschaden gab die Polizei mit 2 700 Euro an.

Besonders betroffen von Diebstahl und Zerstörung scheint gegenwärtig der nördliche Teil des Sees zu sein. Ronny Hasler, Einsatzleiter des Sicherheitsdienstes K 9, spricht vom Toilettenhäuschen am Nordstrand. „Die Schlösser sind zerstört, Klopapier überall verteilt, das Wasser lief die ganze Nacht.“ Und nicht nur dort hausten die Vandalen. Bei einem Imbiss in Deutsch Ossig wurde die Seitenwand eines Zeltes aufgeschlitzt. Und auch am Kassenhäuschen ist wieder eingebrochen worden. „Die haben meinen Kaffee gestohlen“, sagt Hasler. „Das nehme ich denen richtig übel.“ Es ist Galgenhumor, mit dem der Einsatzleiter sich die gute Laune zu erhalten versucht.

Das Unternehmen ist seit fünf Jahren für die Stadt Görlitz am Berzdorfer See tätig und hat dieses Jahr so viel zu tun wie nie. Seit Wochen wird nahezu jede Nacht etwas beschädigt. Trauriger Höhepunkt war der Angriff auf das Kassenhäuschen an der Zufahrt zum Nordoststrand Ende Juli, als es fast vollständig demontiert wurde. In derselben Nacht gingen Bänke, Papierkörbe und Verkehrsschilder zu Bruch, die nur zum Teil schon wieder repariert sind.

Die Beschädigungen sind eine traurige Entwicklung am See. Im Vergleich zur vorigen Saison haben sich die Fälle verdoppelt, stimmen Sicherheitsdienst und Polizei überein. Nicht nur K9 und der Nordoststrand sind Opfer, auch an anderen Orten des Sees finden mutwillige Angriffe statt. Geklaut wird fast nie etwas, auch weil die Kassen jeden Abend geleert werden. „Es sind sinnlose mutwillige Zerstörungen“, ärgert sich Ronny Hasler. „Und sie haben an Schwere und Intensität klar zugenommen.“ Wegen kleiner Dinge wie herumgeschmierte Putzmittel, umgestoßene Mülltonnen, lädierte Türschlösser und Müllberge am Sandstrand ruft er die Polizei nicht, darum kümmern sich K9-Mitarbeiter direkt. Fünf von ihnen sind täglich am See.

Nachtstreifen gegen Unruhestifter

Aber bei schweren Sachbeschädigungen muss oft Ersatz her, wie neue Schilder. Das erfordert bürokratischen Aufwand, Zeit und viel Geduld bei allen Beteiligten. Jeden Morgen schickt Ronny Hasler eine E-Mail ins Rathaus mit einer Auflistung der neuen Schäden. Er hat auch eine Idee, wie man dem Problem Herr werden könnte: Nachtstreifen. Diese sind während der Seewoche neulich in jeder Nacht von K9 eingesetzt worden und haben einige Unruhestifter angetroffen. Wegen der vielen Abendveranstaltungen hatte die Europastadt Görlitz/Zgorzelec als Veranstalter sie bezahlt. „Pro Nacht haben wir dreimal die Polizei rufen müssen“, sagt Hasler. Es würde sich also lohnen, jede Nacht jemanden am See zu haben. Nicht nur bei Veranstaltungen.

Die Stadtverwaltung hat das Thema auf dem Schirm. Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) will sich mit Ordnungsamt, Polizei, K9, Seemanagerin Katharina Poplawski und möglichst auch der LMBV zusammensetzen, teilt Stadt-Sprecher Wulf Stibenz mit. Dort sollen das Sicherheitsproblem besprochen und Maßnahmen beschlossen werden. Dazu zählen neben möglichen Nachtstreifen auch Beleuchtung, Kameras, Infrastruktur. „Der Oberbürgermeister sieht ganz klar, dass es Unterstützung geben muss und will schnell Lösungen haben.“ Die ständigen Beschädigungen kosten schließlich nicht nur Geld, sondern sind auch schlecht für Ruf und Entwicklung des Sees, so Stibenz.

Soweit ist man an der Blauen Lagune noch nicht. Auch wenn sich hier die Einbrüche in die Räumlichkeiten ebenso häufen wie am Nordstrand. Oft sind die Schäden größer als der Wert des geklauten Inventars. Zumal die Besitzer inzwischen wertintensive Geräte und Arbeitsmittel gar nicht mehr über Nacht dort deponieren. Eine Lösung sieht Bürgermeister Christian Hänel (parteilos) nur in der weiteren Belebung des Sees mit Campingplatz und Ferienhäuschen. „Wir brauchen dazu auch Wohnbebauung am See.“ Der Bürgermeister ist überzeugt, nur wenn Leute hier ständig leben, haben Diebe und Randalierer nicht mehr ungesehen freie Bahn.