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Riesenschrauben für Megazelt

Ist die Marktüberdachung wieder abgebaut, soll nächste Woche der Platzumbau starten. Auch die Karnevalisten sind beteiligt, die wie so oft Großes vorhaben.

Von Sven Görner
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Bis zu vier Betonelemente müssen bisher an den Säulen des Megazeltes übereinandergestapelt werden, um ihm den nötigen Halt zu geben.
Bis zu vier Betonelemente müssen bisher an den Säulen des Megazeltes übereinandergestapelt werden, um ihm den nötigen Halt zu geben. © Arvid Müller

Radeburg. Die Premiere im Jahr 2001 war eine kleine Sensation. In ihrer 44. Saison hatten die Radeburger Karnevalisten den Marktplatz der Zille-Stadt zum ersten Mal mit einem gigantischen Zelt fast komplett überdacht. Sie bestätigten damit einmal mehr ihren Ruf als Karnevalshochburg der Region. Denn während anderenorts die Säle nicht immer voll waren, gab es in Radeburg trotz mehrerer Saal-Veranstaltungen immer wieder Ärger, weil die Eintrittskarten nicht für alle reichten. Mit den beiden Zeltpartys hatten endlich alle rund 3 000 Umzugsmitwirkende die Chance, Tickets zu bekommen.

Inzwischen feiert der Radeburger Carnevals Club seine 62. Saison. Und die Zeltpartys sind eine feste Tradition des närrischen Treibens in Radeburg geworden. Die erste am heutigen Freitagabend ist schon wieder lange ausverkauft. Und auch für den Sonnabend sind nur noch ein paar wenige der insgesamt 3 000 Tickets zu haben. Am Sonntag wird sich schließlich der große Karnevalsumzug mit 69 Gruppen durch das Zelt hindurchschlängeln.

Auch lange Erdnägel sorgen für Sicherheit. 
Auch lange Erdnägel sorgen für Sicherheit.  © Görner

Als vor rund zehn Jahren die ersten Ideen für die Neugestaltung des Marktes diskutiert wurden, stand eines von Beginn an fest – das Megazelt muss dort auch künftig stehen können. Aber sollen dafür dann weiterhin jedes Mal Steine aus dem neu verlegten Pflaster gepult oder gar große Gehwegplatten ausgebaut werden? Verwaltung und Karnevalsverein suchten nach Alternativen. Und wurden fündig.

Wie RCC-Präsident Olaf Häßlich sagt, wird mit dem in der nächsten Woche startenden kompletten Umbau des Platzes nun eine Variante für den Zeltaufbau realisiert, die es so wahrscheinlich noch nirgendwo gibt. Der seit Montag dieser Woche erfolgte Zeltaufbau soll daher der letzte in der bisherigen Form sein. Damit die 40 mal 50 Meter große Konstruktion Wind und Wetter trotzen kann, wurden die 36 Stangen, die das Dach tragen, bisher mit riesigen Erdnägeln und tonnenschweren Betongewichten am Marktboden fixiert. In den ersten Jahren mussten die Blöcke – 64 Stück à 1,6 Tonnen – jedes Mal vom Lager der Zeltbau-Firma in Heilbronn herangeschafft werden. Allein das kostete den Verein pro Jahr rund 10 000 Euro. Um die steigenden Ausgaben für die Partys und den Umzug abzufedern und die Eintrittspreise stabil zu halten, entschloss sich der RCC 2010, selbst die notwendigen Gewichte anzuschaffen.

Diese sollen künftig nun ebenso ausgedient haben wie die Erdnägel, die mit viel Aufwand in den Boden geschlagen und mit nicht weniger Mühe beim Abbau wieder herausgeholt werden müssen.

Ersetzt werden sollen Betonelemente und Ernägel  künftig durch 36 dauerhaft im Boden bleibende Schrauben, von denen RCC-Präsident Olaf Häßlich eine zeigt.
Ersetzt werden sollen Betonelemente und Ernägel  künftig durch 36 dauerhaft im Boden bleibende Schrauben, von denen RCC-Präsident Olaf Häßlich eine zeigt. © Arvid Müller

„Ab dem nächsten Jahr sollen die Zeltstangen auf riesigen Erdschrauben montiert werden, die während des Umbaus in den Marktboden eingebracht werden und dann dauerhaft dort bleiben“, sagt Olaf Häßlich. Der RCC-Präsident hat bereits eines der 2,10 Meter langen Exemplare bei sich zu Hause.

Damit die Schraubenköpfe außerhalb der Zeltsaison – also den Großteil des Jahres – mit einer plangleich mit dem Pflaster abschließenden Edelstahlplatte abgedeckt werden können, sind sie etwas in den Boden eingelassen. Für die Montage der Zeltstangen werden daher noch Adapter benötigt. „Solch ein Teil gibt es bisher nicht“, sagt der Präsident. „Wir lassen es gerade für unsere Erfordernisse konstruieren und anfertigen.“ Alle mit dem Partyzelt verbundenen Mehrkosten der Marktplatz-Neugestaltung trägt der Karnevalsverein selbst.

Eine sinnvolle Investition, nicht nur, weil so die grauen Betonklötze verschwinden. „Perspektivisch sparen wir so auch Geld. Denn der Transport der Gewichte zwischen dem Bauhof in Berbisdorf und dem Markt entfällt, für den wir beim Auf- und Abbau jedes Mal zwei Stapler, Lkw und Personal benötigt haben.“ Auch das Raus und Rein der Pflastersteine ist nicht mehr erforderlich. Olaf Häßlich: „Ich denke, unsere Investition in die neue Zelthalterung wird sich in etwa fünf Jahren amortisiert haben.“ Der Aufbau der Marktüberdachung wird künftig wohl auch etwas schneller gehen. „Durch die Erdschrauben entfällt das bisher erforderliche Einmessen des Zeltes.“

Die Arbeiten auf dem Markt sollen nach Auskunft von Bürgermeisterin Michaela Ritter unmittelbar nach dem Abbau des Zeltes Mitte nächster Woche starten. „Der Platz bleibt aber weiter erreichbar.“ Der Wochenmarkt zieht allerdings auf den Parkplatz Am Hofwall um. Am Mittwochabend gab es ein Treffen mit Gewerbetreibenden der Innenstadt. Die Auftaktbauberatung findet am heutigen Freitag statt.