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Betriebsrat in Heilbronn nützt gekündigten Dresdnern wenig

Die rund 40 Beschäftigten der Halbleiterfirma Atmel haben per Boten die Kündigung erhalten. Der Arbeitsrichter dämpft ihre Hoffnungen mit einer Frage.

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© Symbolfoto: dpa

Von Georg Moeritz

Dresden. Ein kurzer Termin im Arbeitsgericht Dresden, aber mit vielen Teilnehmern: Einige der gekündigten Halbleiter-Experten des Atmel-Konzerns fanden keine Sitzplätze, als Richter Christian Weinrich am Donnerstag beim ersten Gütetermin die Kündigungsschutzklagen sichtete. Alle 39 Dresdner Beschäftigten haben die Kündigung bekommen, nachdem ihr Arbeitgeber Atmel vom Microchip-Konzern übernommen wurde. Inzwischen ist in ihren Büros an der Königsbrücker Straße das Licht ausgegangen.

Der neue Besitzer war schnell: Am 4. April kaufte Microchip Technology in den USA den Konkurrenten Atmel. Am 8. April traf Microchip nach Angaben einer Anwältin „die unternehmerische Entscheidung“, den Standort Dresden zu schließen. Geschäftsführer Matthias Kästner aus der Deutschland-Zentrale in Heilbronn informierte die Dresdner bei einer Versammlung am 18. April, am selben Tag brachten Boten ihnen die Kündigungen ins Haus. Zwei waren gerade dienstlich in den USA und erfuhren dort davon, berichtet einer der Hightech-Experten. Die Atmel-Mitarbeiter haben mit Boten normalerweise wenig zu tun: Sie forschten an Funktechnologie, zum Beispiel für Chips in ferngesteuerten Lampen. Unternehmen wie Dresden Elektronik bauen diese Chips in ihre Produkte ein; eine Firmensprecherin bestätigt die „innovative“ Technologie.

Doch der neue Besitzer Microchip teilte der Sächsischen Zeitung auf Nachfrage mit, es gebe Überschneidungen mit seinem vorhandenen „Portfolio“. Konzernchef Steve Sanghi sprach vor Analysten von der „Hochkostenregion“ Deutschland, in der man eine Niederlassung geschlossen habe.

Im Gericht spielten solche Begründungen noch keine Rolle. Am 8. November will Richter Weinrich die Parteien wiedersehen, falls sie sich nicht einigen – etwa auf Abfindungen. Microchip machte kein Angebot. Die Dresdner Fach-Anwältin Sabine Stölzel warf dem Konzern vor, der Betriebsrat sei vor den Kündigungen nicht angehört worden. Der sitze zwar in Heilbronn, doch dort seien Personalentscheidungen gefallen. Das bestritt das Unternehmen. Richter Weinrich fragte, ob die Dresdner Beschäftigten den Betriebsrat in Heilbronn denn mitgewählt hätten. Weil das nicht so war, konnte er auch keinen Sozialplan für sie aushandeln – einen eigenen Betriebsrat hatten die Dresdner nicht gewählt.