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Betriebsrat: Werksschließung ist Rechtsbruch

Der Betriebsrat von Autoliv fordert die Geschäftsführung auf, die Schließung des Döbelner Werkes rückgängig zu machen.

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Von Jens Hoyer

Vor reichlich einer Wochen hatte die Geschäftsführung von Autoliv der überraschten Belegschaft die Schließung des Döbelner Werkes verkündet – und auch dem überraschten Betriebsrat. „Wir wussten davon nichts“, sagte der Vorsitzende Manfred Zabel. Und das ist aus seiner Sicht ein vorsätzlicher Rechtsbruch. Laut Betriebsverfassungsgesetz ist der Betriebsrat bei einer Werksschließung einzubeziehen. Und zwar vorher.

Am Donnerstag hatte sich der Gesamtbetriebsrat von Autoliv Deutschland getroffen, der 2 000 Mitarbeiter an sechs Standorten vertritt. „In einem offenen Brief fordern wir die Geschäftsführung auf, die Entscheidung sofort zurückzunehmen“, so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Frank Petrus. „Wir waren uns mit dem Arbeitgeber schon einig, einen Workshop zur Beschäftigungssicherung in Deutschland durchzuführen und nun werden wir zwei Wochen zuvor vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Wie der Döbelner Betriebsratschef erzählte, hatte die Geschäftsführung die Finanzierung des Workshops erst abgelehnt. „Da war die Schließung wahrscheinlich schon beschlossen.“

Der Gesamtbetriebsrat hält die Gründe für die Schließung für vorgeschoben. Die Absatzkrise in der Automobilindustrie sei nur ein Vorwand, um einen effizienten und profitablen Standort zugunsten einer weiteren Gewinnmaximierung zu opfern. Diese Arbeitsplätze gingen nicht wegen eines Umsatzrückgangs verloren, sondern würden nahezu komplett in das kostengünstigere Rumänien verlagert. „Dabei nimmt der Konzern keine Rücksicht auf familiären Existenzen in einer wirtschaftlich schwachen Region“, so die Arbeitnehmervertreter.

Dies stehe im krassen Widerspruch zur Aussage des Vorstandsvorsitzenden Jan Carlson, dass die Mitarbeiter das Fundament des Erfolges von Autoliv sind. Frank Petrus: „Hier werden engagierte und motivierte Kolleginnen und Kollegen, die über Jahre hinweg den Erfolg des Standortes gesichert haben, als Dank in die Arbeitslosigkeit entlassen. Wir sind uns im Gesamtbetriebsrat einig, dass wir dies nicht kampflos hinnehmen!“ In der kommenden Woche werden sich in Döbeln 30 Betriebsräte aller deutschen Standorte treffen. Dabei soll mit Vertretern der IG Metall über die weitere Vorgehensweise beraten werden.

Die Geschäftsführung von Autoliv hatte am 21. August der Belegschaft die Schließung des Werkes und die Verlagerung der Produktion bis August 2014 nach Rumänien verkündet. Autoliv produziert seit 1991 in Döbeln Sicherheitsgurte, Höhenversteller und Gurtstraffer und war mit mehr als 500 Mitarbeitern zeitweise der größte Arbeitgeber. Mittlerweile arbeiten nur noch knapp 250 Mitarbeiter bei dem Autozulieferer.