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Bewegung bei Glasinvest

Auf Radebeuls größtem Baugelände wird die Grube verfüllt. Bürger vermuten den Bauabbruch.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Mehrere Radebeuler Bürger haben in den letzten Tagen beobachtet, dass auf dem Gelände von Ex-Glasinvest an der Meißner Straße in Ost Lkw mit Erdmassen anrollen. SZ-Leser Horst Emker: „Ich frage mich, ob das Projekt nun ganz gestorben ist, denn ich habe gesehen, dass Lastwagen mit Erdaushub das Grundstück anfahren, die Baugruben auffüllen und zwei Bagger dies planieren. Das sieht nicht nach einem Neustart, sondern eher nach Aufräumen und Liegenlassen aus.“

So sah der Plan für die Bebauung an der Meißner Straße aus. Jetzt wird diese Variante überarbeitet.
So sah der Plan für die Bebauung an der Meißner Straße aus. Jetzt wird diese Variante überarbeitet. © aT2 Architekten Radebeul

Vor gut zwei Monaten hatte die SZ berichtet, dass es für das rund 15 000 Quadratmeter große Gelände möglicherweise einen neuen Investor gibt. Die Firma Hentschke Bau besitzt auf dem Areal 4 250 Quadratmeter, der Radebeuler Bauunternehmer Peter Heil mit seiner Firma Sächsische Wohnimmobilien GmbH (SWG) 7 600 Quadratmeter und die Radebeuler Wohnungsgenossenschaft Lößnitz 3 500 Quadratmeter.

Seit Frühjahr 2017, wenige Wochen nach dem teuren Abriss des ehemaligen Glasinvest-Hochhauses passiert auf der Fläche gar nichts mehr. Eigentlich standen die Planungen bereits. Im Oktober 2015 wurde erstmals das Konzept vorgestellt: an der Meißner Straße Gebäude für ein Pflegeheim und barrierefreie Wohnungen, im Erdgeschoss Läden. Das wollte die Firma Hentschke Bau errichten. Im hinteren Bereich sechs Häuser mit 62 Wohnungen von Peter Heil. Die Genossenschaft will ebenfalls über 30 Wohnungen auf der Seite der Freiligrathstraße bauen. Sowohl bei Hentschke Bau als auch bei der WG Lößnitz will sich die Volkssolidarität mit Seniorenwohnungen einmieten. Doch von wirklicher Bautätigkeit ist nichts zu sehen.

Baubürgermeister Jörg Müller (parteilos) hatte bereits im Februar 2018 bestätigt, dass die bisherigen Investoren Heil und Hentschke Bau nicht mehr bauen, stattdessen verkaufen wollten. Die Wohnungsgenossenschaft hat inzwischen ihr – vorher eigentlich an zweiter Stelle stehendes – Bauvorhaben Gellertpark im Dreieck Maxim-Gorki-Straße und Meißner Straße begonnen. Dort wird gerade die Baugrube ausgehoben.

Für neue Unternehmen, welche nach eigenem Bekunden ernsthaftes Interesse haben, organisiert Projektkoordinator Kay Melzer die Vorbereitungen. Er und seine Mitstreiter planen, nahezu alle Vorhaben so wie bisher zu übernehmen. Allerdings werde der wesentliche Konfliktpunkt Pflegeheim an der Meißner Straße anders konzipiert. Hier sollen über den Läden lediglich barrierefreie Wohnungen entstehen.

Kay Melzer im Februar diesen Jahres: „Wir betreiben die Sache sehr ernsthaft. Höchstwahrscheinlich kommt es im März/April zum Kauf.“ Mit im Planungsboot sind auch die Radebeuler Architekten vom Büro aT2 von Frank Mehnert und Dirk Georgi. Vor wenigen Tagen sollten die Architekten diese leicht modifizierten Pläne im Stadtentwicklungsausschuss vorstellen, nichtöffentlich. Doch daraus wurde offenbar noch nichts. Auch gekauft ist noch nicht.

Von der Vorstellung im Bauausschuss hängt offenbar ab, ob die neuen Kaufinteressenten nun endgültig Verträge mit den Verkäufern unterschreiben. Schließlich wollen sie für das millionenteure Bauvorhaben Planungssicherheit. Volker Böhme, Projektleiter von Hentschke-Bau bestätigt: „Ja, die Eckpunkte sind abgestimmt. Jetzt kommt es darauf an, dass uns ein Vertrag vorgelegt wird, mit dem man zum Notar gehen kann.“ Ähnlich äußert sich auch Peter Heil.

Von Seiten der Stadt heißt es, dass man es begrüßen würde, wenn auf dem Areal etwas vorangeht. Allerdings müsse klar sein, wer der Ansprechpartner als Investor sei. Nächste Woche Dienstag tagen die Stadträte im Bauausschuss. Ob die Planpräsentation dann auf der nichtöffentlichen Tagungsordnung ist, wollte niemand bestätigen. Allerdings, der Ausschuss hat einen weiteren Beratungstermin im Juni angesetzt. Dann bestehen bessere Chancen.

Und was passiert jetzt an der Baugrube von Glasinvest? „Wir verfüllen die Grube mit Baumaterial vom Aushub an der Maxim-Gorki-Straße“, sagt Volker Böhme von Hentschke Bau. Die Firma ist nämlich das beauftragte Unternehmen für den Wohnungsbau der Genossenschaft WG Lößnitz, die dort gerade die Grube ausheben lässt. Bis 2020 sollen da 59 Wohnungen in sechs Mehrfamilienhäusern entstehen.

Und vom möglichen neuen Investor heißt es, dass noch in diesem Jahr der Bauantrag gestellt werden soll, so denn die Stadträte den Plänen zustimmen.