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Bewirbt sich Dresden als Kulturhauptstadt?

Für die Branche ist das eine große Chance. SPD und FDP haben angeregt, eine Bewerbung zu prüfen. Im Stadtrat zeichnet sich bereits eine breite Mehrheit ab. Aber es ist auch teuer. Nun sind die Bürger gefragt.

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© André Wirsig

Von Bettina Klemm

Die berühmten roten Hirsche der Ostrale stehen schon bereit. In diesem Jahr wird eine schlangenförmige hölzerne Rampe die Besucher von der Wiese aus in das obere Geschoss der internationalen Ausstellung für zeitgenössische Künste bringen. „Das Projekt Wiesenrampe wird unter anderen mit dem belgischen Zentrum für geistig Behinderte in Lüttich gefertigt“, erklärt Ostrale-Leiterin Andrea Hilger. Vom 18. Juli bis 29. September findet die Ostrale statt. Sie ist so erfolgreich, dass sie auch einer Kulturhauptstadt gut zu Gesicht stehen würde. Morgen fährt Andrea Hilger zu Gesprächen über eine engere Zusammenarbeit nach Breslau (Wroclaw). Dresdens Partnerstadt wird Europäische Kulturhauptstadt 2016. Auch das Kulturamt hat mehrere Vorschläge unterbreitet, wie sich Dresden beteiligen kann. Sie reichen vom Auftritt des Kreuzchores bis zur Szenekultur.

Wird Dresden selbst im Jahr 2025 Kulturhauptstadt? SPD und FDP haben angeregt, eine Bewerbung zu prüfen. Im Stadtrat zeichnet sich bereits eine breite Mehrheit ab.

Ab heute fragt die Stadtverwaltung die Dresdner, wie sie sich ihre Stadt in einem guten Jahrzehnt und später vorstellen. Dazu wurde am Dr.-Külz-Ring ein roter Container aufgebaut, in dem jeweils drei Mitarbeiter der Stadt mit den Dresdner diskutieren und Fragen beantworten.

Hintergrund: Die Dresdner Debatte

Ab heutigem Dienstag geben am Dr.-Külz-Ring in einem roten Container Mitarbeiter verschiedener Ämter der Stadtverwaltung Auskunft über das Stadtentwicklungskonzept „Dresden 2025+“.

In dieser Woche ist das Thema Kultur Schwerpunkt. Die Stadt schlägt insgesamt vier Zukunftsthemen und 17 Schwerpunkträume vor.

Im Internet können die Dresdner parallel diskutieren: www.dresdner-debatte.de

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Der vierwöchige Reigen beginnt mit dem Thema Kultur. Kulturamtsleiter Manfred Wiemer betrachtet das nicht als Zufall. Er fragt die Dresdner, an welchen Kulturorten sie sich gern aufhalten und was sie vermissen. „Eine große Frage ist: Wollen wir Kulturhauptstadt werden, und was müssen wir dafür tun“, sagt Wiemer. Am vergangenen Donnerstag hat er bereits mit Vertretern der Dresdner Kulturszene bei einer Fachkonferenz über das Thema gesprochen. Am Ende war sich dieses Gremium einig: Ja, Dresden sollte sich bewerben.

Bei dem Titel geht es nicht in erster Linie darum, besonders viel „Hochkultur“ zu haben, sondern zu zeigen, dass die Stadt in Sachen Kultur auf dem Weg ist, erläutert Wiemer. So sei der Titel nicht als Preisverleihung, sondern als Stipendium zu sehen. „Die Kulturhauptstadt wäre eine große Chance für die Entwicklung in der Stadt, sie könnte zu einer Aufbruchstimmung führen“, sagt Paul Elsner vom G8-Kunstraum. Bisher ende die Kunst und Kultur Dresdens eher im 20. Jahrhundert. Junge Kunst wird nicht unbedingt mit Dresden in Verbindung gebracht.

Eine Kulturhauptstadt kostet aber auch viel Geld. 60 bis 90 Millionen Euro haben die Städte in den zurückliegenden Jahren jeweils benötigt, informiert Wiemer. Die Europäische Union beteiligt sich mit etwa einer Million und ist damit nicht maßgeblich an der Finanzierung beteiligt. Auch der Anteil von Sponsoring und möglichen Eintrittsgeldern läge unter fünf Prozent der Gesamtfinanzierung. In der Regel seien die Kosten bei den anderen Städten jeweils gedrittelt worden – Bund, Land und Stadt. Das würde bedeuten, dass die Stadt mindestens 20 Millionen Euro einplanen müsste. Sie sollte mit dem nächsten Haushalt beginnen, Geld dafür zurückzulegen. Lohnenswert wäre die Bewerbung allemal, finden die Vertreter der Kultur-Branche. Auf dem Weg zur Kulturhauptstadt müsse Dresden endlich über die Vielfalt des kulturellen Lebens in der Stadt diskutieren.