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Bibliothek bekommt einen Chef

Hannelore Dietze geht in den Ruhestand. Ihr Nachfolger hat schon jede Menge Ideen.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Waldheim. Frau Dietze geht, Herr Diezel ist schon da. Die Waldheimer Stadtbibliothek bekommt einen neuen Chef. Seit Anfang vergangener Woche wird Michael Diezel von seiner Vorgängerin Hannelore Dietze mit den Besonderheiten der Waldheimer Bibliothek vertraut gemacht. Sie geht Ende des Monats in den Ruhestand. Offiziell ist sie schon vom Bürgermeister verabschiedet worden. Morgen will sie auch von ihren jüngsten Lesern Abschied nehmen. An 91 Kinder kann sie bei der Abschlussveranstaltung für den Buchsommer Zertifikate ausgeben. „Jedes muss in den Sommerferien mindestens drei Bücher gelesen haben“, erzählt sie.

Hannelore Dietze ist seit 38 Jahren bei der Stadt. Von 1992 bis 2007 hat sie das Aussiedlerheim in Waldheim geleitet. „Ich war bei der Stadtverwaltung Leiterin der Schulverwaltung und wurde gefragt, ob ich das machen will. Das war ganz neu, keiner hatte Erfahrung. Die erste Zeit gab es keinen Acht-Stunden-Tag.“ Danach kam der nächste Schnitt. Hannelore Dietze wurde Chefin der Bibliothek und musste sich auch da erst einarbeiten. „Wenn man nicht vom Fach kommt, stellt man sich das leicht vor.“ Die Mitarbeiterin Heike Dumke habe sie sehr unterstützt, erzählte sie.

Zwei Mitarbeiter – mehr wird die Stadtbibliothek auch in Zukunft nicht haben. Michael Diezel hat Bibliotheks- und Informationswissenschaften studiert. Und nicht nur das. Eigentlich ist der 35-Jährige Lehrer für Deutsch und Geschichte, erzählt er. In diesem Beruf habe er über Jahre aber nie Fuß fassen können, weil in der Vergangenheit kaum Lehrer eingestellt wurden.

Jetzt also Leiter der Waldheimer Bibliothek – es sei seine erste Stelle in diesem Beruf, erzählt er. „Der Beruf ist sehr interessant und vielseitig. Viele wissen gar nicht, was da alles dahintersteckt.“ Die Informatik spiele eine große Rolle in den Bibliotheken. Ausleihe, Anschaffungen, Katalogisierung – alles erfolgt per Computer. „Die Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Pädagogik spielen eine zunehmende Rolle. Da kommt mir meine Ausbildung als Lehrer zugute“, sagt er.

Nach einer Anlaufphase will der neue Leiter durchstarten. „Ich habe schon eine Liste mit Ideen auf zwei A4 Seiten“, sagt Diezel. Die erste Aufgabe ist jedoch eine ziemlich verwaltungstechnische, allerdings auch lebensnotwendige für die Bibliothek: Diezel muss einen Antrag auf Fördergeld beim Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen stellen.

Privat liest Diezel gern Krimis, eine seiner Lieblingsschriftautorinnen ist die Leipzigerin Juli Zeh. „In letzter Zeit hatte ich aber viel zu tun. Dann lese ich mehr Erzählungen“, sagt er. Seine Vorgängerin Hannelore Dietze hat dagegen jetzt jede Menge Zeit auch für dicke Romane. „Ich habe eine ganze Liste von Büchern, die ich lesen will“ sagt sie. Reisen steht auch ganz oben. Noch im September fängt die Ruheständlerin damit an. „Wir fahren an die Ostsee.“