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Biedermann krault gegen Spitz

Eine ZDF-Sendung zeigt, ob Sportler mit altem Material auch schnell sein können. Gedreht wurde in einer Halle in Dresden.

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© Robert Michael

Von Daniel Klein

Der Anblick historischer Sportaufnahmen löst häufig ein Schmunzeln aus. Die Mode war vor Jahrzehnten halt eine andere – und das betraf nicht nur die Frisuren. Trikots, Hosen und Badeanzüge waren weit entfernt von den Hightech-Produkten, wie sie bei den Olympischen Sommerspielen in Rio wieder getragen werden. Und wenn Kanus oder Rennräder zum Einsatz kommen, wird aus dem sportlichen endgültig ein Wettkampf von Wissenschaftlern und Forschern.

Ebenso rasant wie die Mode und Sportgeräte änderten sich auch die Rekorde. Die Athleten werden immer schneller, springen höher, werfen weiter. Aber woran liegt das? An den neuen Trainingsmethoden oder an der technischen Entwicklung? Um die Frage zu beantworten, ließ ein deutsch-kanadisches Fernsehteam Sportgrößen von heute in den Ausrüstungen der Legenden starten.

Diesem ungewöhnlichen Zweikampf stellte sich auch Paul Biedermann. Der 29-Jährige trat gegen den US-Superstar Mark Spitz an, der bei den Spielen 1972 in München neben sieben Goldmedaillen auch einen Weltrekord über 200 Meter Freistil aufstellte: 1:52,78 Minuten. Den aktuellen hält seit 2009 Biedermann mit 1:42,00 Minuten. Dazwischen liegen Welten und 37 Jahre. „Die Bedingungen waren bei ihm ganz andere“, vergleicht der Hallenser. Kein Hightechanzug, keine Wellenbrecher-Leinen, keine Schwimmbrille, keine Startblöcke mit Erhöhung. Für die Sendung, die an diesem Dienstagabend im ZDF ausgestrahlt wird, schlüpfte Biedermann in eine Badehose mit Stars-and-Stripes-Muster und versuchte, die Zeit von Spitz zu unterbieten.

Gedreht wurde im August 2015 für anderthalb Tage in der Dresdner Schwimmhalle am Freiberger Platz. Die ist Baujahr 1969, seitdem quasi unverändert und damit eine historische Kulisse. „Genau das haben wir gesucht“, erklärte damals Regisseur Kristian Kähler. Ob der 72er-Weltrekord geknackt wurde, wollte er nicht verraten. Auch Biedermann nicht: „Das Ergebnis ist auf jeden Fall überraschend. Und ich habe jetzt noch mehr Respekt vor den damaligen Leistungen“, erklärte er nach dem Ende der Drehs.

Biedermann gegen Spitz, dessen Münchner Rennen mit einem technischen Trick in die Dresdner Halle übertragen wird, ist eines von fünf Duellen. Der kanadische Sprinter Andre de Grasse versucht, in nachgebauten Spikes auf einer Aschenbahn die Zeit von Jesse Owens bei den Spielen 1936 in Berlin zu unterbieten. Und Speerwerferin Christina Obergföll muss sich mit einem alten Modell und verändertem Schwerpunkt probieren.

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