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Bilder mitten aus dem Leben

Der Radebeuler Karikaturist Lutz Richter zeigt seine Arbeiten erstmals im Kultur-Bahnhof.

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© Norbert Millauer

Radebeul. Humor ohne Biss. Das ist wie Dracula ohne Zähne, weiß Lutz Richter. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, der Kopf schaut auch schon mal mit einem blauen Auge aus dem Papier, und Zeichenstift und Feder sind gut gespitzt.

„Satire darf alles!“ steht auf dem Titelbild der Ausstellung „Rilistisch“ mit Karikaturen von Lutz Richter. Zu sehen sind sie jetzt in diesem Umfang erstmals im Kultur-Bahnhof auf der Sidonienstraße 1 in Radebeul-Ost.

Die Zeichnungen sind ganz nah dran an der Realität, eben RIL. Mit dem Kürzel unterzeichnet er seine Karikaturen. Lutz Richter hält in seinen Karikaturen generationenübergreifend die Merkwürdigkeiten des Lebens, Zwischenmenschliches, Jugendwahn, Eitelkeiten ebenso wie politische Ereignisse einfallsreich, treffsicher und gewitzt wortspielerisch fest. Er schaut hinter die äußere Fassade und provoziert erhellendes und befreiendes Lachen.

Da achten zwei Karnevalisten in Köln mit züngelnden Luftschlangen genau darauf, dass die Mindestabstände eingehalten werden – in Anspielung auf die körperlichen Übergriffe in der Silvesternacht. Da trägt Angela Merkel beim Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten in Berlin das Kopftuch falsch gebunden vor dem Mund. Er weist sie darauf hin mit dem Zusatz: „Aber das gefällt uns jetzt so …“ Da stehen am „Stausee“ massenhaft Badelustige. Ein Herr hält Maß mit Bierkrügen. Und Frau Holle schüttelt aus dem Federbett einen Mann und rügt die fleißige Goldmarie, dass der nicht auf der To-do-Liste stand.

Mitglied der Cartoonlobby

Seit einem Jahr ist der Radebeuler Lutz Richter als freischaffender Cartoonist tätig. Vorher war er viele Jahre Leiter der Malerei und Produktionschef in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Meißen.

Das Zeichnen und die Satire begleiteten ihn immer nebenher als ambitioniertes Hobby. Nun im Ruhestand hat er mehr Zeit dafür. Richter ist Mitglied der Cartoonlobby und hat sich unter anderem im vergangenen Jahr erfolgreich am Deutschen Karikaturenpreis in Dresden beteiligt, den die SZ seit 16 Jahren jährlich vergibt. „Lutz Richter spiegelt in seinen Zeichnungen das Wesen des Sachsen wider. Er denkt um den heißen Brei herum, aber er denkt“, sagte Peter Ufer, Kurator der Ausstellung und für seine Liebe zum sächsischen Wortwitz bekannter SZ-Autor in seiner Laudatio. Der Karikaturist laufe immer auf dem Strich des Widerspruchs, die Komik entstehe aus dem Dazwischen von Sichtbarem und Unsichtbarem.

Die Karikaturen von Lutz Richter sind noch bis 24. Juni im Kultur-Bahnhof zu sehen. Daher wird ein Teil der Bilder der Ausstellung „Kunstspuren“ vorerst in der ersten Etage in der Stadtbibliothek gleich nebenan gezeigt. Lilli Vostry

Ausstellung mit Karikaturen von Lutz Richter im Radebeuler Kulturbahnhof ist geöffnet Montag bis Mittwoch und Freitag, jeweils von 9 bis 19 Uhr.