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Bischofswerda gegen neuen Markt

In Zentrum von Neustadt soll ein großer Supermarkt entstehen. Obwohl noch nichts entschieden ist, sind die umliegenden Kommunen alarmiert.

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© Dirk Zschiedrich

Von Katarina Gust und Gabriele Nass

Die Diskussion um den geplanten neuen Supermarkt an der Dresdner Straße in Neustadt zieht immer größere Kreise. Nachdem sich bereits eine Bürgerinitiative gegründet hatte, die dem Projekt kritisch gegenübersteht, äußern nun auch Nachbarkommunen Bedenken. Sie befürchten, dass durch den neuen Einkaufsmarkt zu viel Kaufkraft nach Neustadt abfließt. Die kritischen Töne wurden im Rahmen des neuen Flächennutzungsplanes laut. Die Stadt Neustadt muss diesen ändern. Und dabei auch Stellungnahmen von Behörden, Organisationen und Nachbargemeinden berücksichtigen.

Zu den Kritikern gehört neben Stolpen auch Bischofswerda. Die Stadt, rund 15 Kilometer weg von Neustadt, lehnt das Vorhaben ab. Sie werde das Projekt nicht mittragen, heißt es in einer Stellungnahme. Durch die geplante Ansiedlung in Neustadt werde die Funktionsfähigkeit benachbarter Orte beeinträchtigt – und zwar erheblich. Bischofswerda meint damit die Nahversorgung und befürchtet eine Verdrängung der Kaufkraft nach Neustadt. Außerdem beeinflusse das Projekt die Entwicklungsmöglichkeiten des Handels in Bischofswerda.

Bischofswerda wird nicht berührt

Die Stadt Neustadt sieht das anders. Eine Analyse hätte ergeben, dass der Versorgungsbereich von Bischofswerda nicht berührt werde. Die Kommune hätte mit rund 37 000 Quadratmetern eine viel größere Einzelhandelsfläche als Neustadt mit etwa 22 000 Quadratmetern. In Bischofswerda gebe es zudem einen Rewe-Supermarkt. „Von einem Abfluss an Kaufkraft in einen gleich gelagerten Markt ist nicht auszugehen“, äußert die Stadt Neustadt.

Bischofswerda plant selbst eine Neuansiedlung – und erntete dafür von außerhalb bisher ebenso wenig Begeisterung. Sowohl IHK als auch Handelsverband winkten immer ab, der Stadtrat war sich nie ganz einig, die Verwaltung unter Ex-OB Andreas Erler mal zögerlich, mal entschlossen. Immer gab es Ablehnung aus dem gleichen Grund wie jetzt in Neustadt. Es wird Verdrängung befürchtet, in Bischofswerda vor allem innerhalb der Stadt über das erlaubte Maß hinaus. Der Investor ist gerade dabei, ein neues Gutachten zum Grad der Verdrängung erstellen zu lassen, es soll noch im November vorliegen. Nur bei nachgewiesener Verträglichkeit werde die Stadt das Projekt weiter unterstützen, erklärte der neue OB Holm Große. Er ist schon vor seiner Wahl Befürworter der Ansiedlung gewesen, glaubt bei vernünftiger Gestaltung an die Belebung der Innenstadt durch Kaufland aufgrund von Synergien. Entstehen soll das neue Einkaufszentrum in Bischofswerda auf einem ehemaligen Speditionsgelände an der Stolpener Straße. Die Säurich-Sassenscheidt GbR plant mit dem Bau seit über zehn Jahren. Zunächst ging es mal um weit über 3000 Quadratmeter Verkaufsfläche, jetzt steht der Kompromiss bei 2900 Quadratmetern. Der Investor hat Kaufland als Partner vertraglich gebunden, was Kaufland gegenüber der SZ mehrfach bestätigte.

IHK befürchtet negative Folgen

Wie in Bischofswerda befürchtet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden auch in Neustadt negative Folgen durch eine Neuansiedlung. Die IHK fragt wie seit Jahren in Bischofswerda, ob in Neustadt genügend Umsatz erzielt werden kann. Denn wenn ein neuer Markt eröffnet wird, verteilt sich der Umsatz auf eine größere Zahl von Anbietern. Neustadt hat dazu eine eigene Rechnung gemacht. In der Kommune gebe es eine Kaufkraft für Lebensmittel in Höhe von rund 24,4 Millionen Euro. Sollte ein neuer Supermarkt dazukommen, würden etwa sechs bis sieben Prozent dieser Summe umverteilt – eine wohl verträgliche Größe. Bei Kaufland in Bischofswerda ging es schon um mehr als zehn Prozent.

Die Landesdirektion Sachsen lässt den geplanten Einkaufsmarkt in Neustadt ebenfalls nicht unkommentiert. Die Behörde vertritt den Standpunkt, „dass die verbrauchernahe Versorgung in Neustadt auch ohne Neuansiedlung eines weiteren Lebensmittelmarktes in ausreichendem Maße gedeckt ist“, wird mitgeteilt. Mehr noch: Das Angebot übersteige bereits die vorhandene Kaufkraft, lautet die Einschätzung der Landesdirektion. Ähnliche Argumente hörte Bischofswerda auch.

Gebaut werden soll in Neustadt auf dem Grundstück der ehemaligen Kläranlage, zwischen Dresdner Straße und Wilhelm-Kaulisch-Straße in Neustadt. Hier soll ein Lebensmittelmarkt samt Fachmarkt entstehen. Nach SZ-Informationen handelt es sich bei dem Lebensmittler vorzugsweise um Rewe. Bei dem zweiten Geschäft soll es sich um eine Drogerie handeln.