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Blick in neues Hotel auf der Prager Straße

Das Haus Lilienstein wird zum Studentenhotel umgebaut. Ab September wohnen hier nicht nur angehende Akademiker.

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© René Meinig

Von Nora Domschke

Der Eröffnungstermin rückt näher. In drei Wochen, am 1. September, wird das ehemalige Ibis-Hotel in der Prager Straße wieder zum Gästehaus. Und wie der Name schon verrät: Vor allem Studenten sollen in den 306 Zimmern übernachten. Kristian Aipassa, Projektentwickler für die niederländische Hotelgruppe, geht davon aus, dass etwa 70 Prozent der Gäste angehende Akademiker sein werden. In dieser Woche ist er mit Designer Barnaby Maclaine in Dresden, um sich vor Ort ein Bild von den neu eingerichteten Zimmern zu machen.

Die Flure sind bunt, die Hinweisschilder nur in Englisch – auch das gehört zum Konzept von Student Hotel.
Die Flure sind bunt, die Hinweisschilder nur in Englisch – auch das gehört zum Konzept von Student Hotel. © René Meinig
1975 prangte das Interhotel-Logo am Haus Lilienstein, das hier rechts zu sehen ist.
1975 prangte das Interhotel-Logo am Haus Lilienstein, das hier rechts zu sehen ist. © Wikimedia/BArch/ADN-ZB/Ulrich Häßler

Diese sind schlicht, blau und weiß dominieren, auch auf den Hotelfluren. Wer des Englischen nicht mächtig ist, wird etwas ratlos vor den Schildern am Fahrstuhl stehen. Eine deutsche Erklärung, was auf den einzelnen Etagen zu finden ist, gibt es nicht. „In unseren Hotels haben wir Gäste aus bis zu 40 Nationen“, erklärt Aipassa. Da sei Englisch ohnehin die verbindende Sprache. Insgesamt sieben Student Hotels gibt es mittlerweile in Europa, unter anderem in Amsterdam, Florenz, Paris und Barcelona. In Dresden entsteht nun der erste deutsche Standort. Voraussetzung ist natürlich die Nähe zu Universitäten und Hochschulen. In Dresden habe das alles gut gepasst.

Vor einem Jahr waren die beiden zum ersten Mal hier. „Ich war begeistert von diesem Haus und der Lage mitten im Zentrum der Stadt“, sagt Aipassa. Und von den vielen Menschen, die hier täglich unterwegs sind. Ein wesentlicher Aspekt des Student-Hotel-Konzeptes ist die Öffnung des Gebäudes auch für jene, die nicht im Hotel übernachten. „Bei uns wird es keine leere Hotellobby geben“, ist sich der 34-Jährige sicher.

Rundes Logo kehrt zurück

Zum Geschäftsmodell des sogenannten Hybrid-Hotels, das 2006 von dem schottischen Unternehmer Charlie McGregor gestartet wurde, gehören auch Restaurants, die rund um die Uhr geöffnet sind. Um die Hotels zu beleben, gibt es Küchen, die von den Gästen gemeinsam genutzt werden können, Gemeinschaftsarbeitsplätze, Bibliotheken, Tischtennisplatten, Fitnessstudios. Neben Studenten, die Zimmer auch für mehrere Monate mieten können, haben auch Touristen die Möglichkeit, für wenige Tage im Student Hotel zu übernachten. Sie machen gut 20 Prozent aus, weitere zehn Prozent sind Gäste, die, oft aus beruflichen Gründen, eine Unterkunft für einige Wochen suchen. Für ein Semester-Zimmer bezahlen Studenten in Dresden 495 Euro monatlich, ein Hotelzimmer kostet 65 Euro pro Nacht.

Ein Konzept, das offensichtlich aufgeht. Die Hotelgruppe ist auf Expansionskurs, vor allem in europäischen Hauptstädten wie Madrid, Rom und Wien. Auch in Berlin wird im kommenden Jahr ein Student Hotel eröffnen. Für insgesamt acht Hotels gibt es bereits Standorte, weitere 41 sind bis 2021 in Planung. Dass das erste deutsche Hotel nun ausgerechnet in der sächsischen Landeshauptstadt entsteht, liegt in erster Linie daran, dass das Haus Lilienstein nicht mehr genutzt wurde und zum Verkauf stand. Die Ibis-Gruppe hatte sich 2016 von dem Gebäude getrennt, betreibt aber noch immer die beiden Häuser Königstein und Bastei.

Eröffnet wurden die drei Hotels 1969 als Hotel- und Gaststättenkomplex „Interhotels Prager Straße“. Designer Maclaine findet die Geschichte dieses Komplexes besonders spannend, er zeigt Fotos der Prager Straße in den 1970er-Jahren. „Wir haben jetzt bei der Umgestaltung Baudetails entdeckt, die jahrelang hinter Verkleidungen versteckt waren.“ Von der 13 000 Quadratmeter großen Gesamtfläche wurden rund 4 000 umgebaut. Die komplette Inneneinrichtung ist erneuert, die Lobby und die Gemeinschaftsräume in der ersten Etage sind derzeit noch Großbaustelle. Es sei schon eine große Herausforderung, das Hotel nach nur zehn Monaten Umbauzeit im September zu eröffnen, sagt Maclaine.

Einen besonderen Job übernimmt dabei ein junger Dresdner. Mit seiner Firma Werbeplan hatte sich Bernhard Wolf bei Student Hotel um die Gestaltung der Werbeanlagen beworben. Und prompt den Zuschlag bekommen. Das größte Projekt sind die Buchstaben „TSH“, die für The Student Hotel stehen. Sie leuchten künftig über der Prager Straße. „Die beiden runden Anlagen sind von der Gestaltung her an den früheren Schriftzug Interhotel angelehnt“, erklärt Bernhard Wolf. Ein weiteres Detail, um das er sich gekümmert hat, sind die Vierecke, die unter anderem an der oberen Fassade zu finden sind. Sie waren zuletzt rot, nun sind diese Flächen mit grauer Folie beklebt. „Das mussten wir alles mit dem Denkmalschutzamt abklären.“

Übrigens: Schon jetzt können Gäste in Dresden ein Zimmer auf der Internetseite von Student Hotel buchen. Zumindest dort werden auch jene fündig, die kein Englisch sprechen. Die Firmengeschichte und Infos zur Buchung gibt es auch in Deutsch.