Merken

Blitzer-Falle auf der Waldschlößchenbrücke

Autofahrer durften diese Woche wieder nur Tempo 30 fahren. Diesmal aber nicht wegen der Fledermäuse.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Kathrin Kupka-Hahn und Peter Hilbert

Mirko Rodmann hat es zu Wochenbeginn kalt erwischt. Er ist auf der Waldschlößchenbrücke in Richtung Johannstadt geblitzt worden, obwohl er nicht schneller als 50 Stundenkilometer unterwegs war. „Leider reagieren die Blitzer wieder ab Tempo 30“, sagt er. Grund dafür waren diesmal nicht die Kleinen Hufeisennasen, sondern eine Baustelle.

Diese war zu Wochenbeginn wegen Wartungsarbeiten im Tunnel eingerichtet worden. Wer von der Bautzner Straße in Richtung Johannstadt unterwegs war, konnte nur eine Fahrspur nutzen und durfte lediglich 30 Stundenkilometer schnell fahren. Ein Verkehrsschild wies darauf hin. Mirko Rodmann hielt sich daran und passierte den Tunnel wie vorgeschrieben mit gedrosselter Geschwindigkeit.

Als er jedoch an der Baustelle vorbei war und aus dem Tunnel herausfuhr, gab er Gas. Denn für ihn war nicht ersichtlich, dass das Tempo-30-Limit weiterhin gilt. Ebenso verwirrend waren die Anzeigen auf den Schilderbrücken. Die kurz nach dem Tunnel sei nicht angeschaltet gewesen. „Weshalb ich sie vermutlich auch nicht wahrgenommen habe“, so Rodmann.

Er sei vielmehr auf die zweite Schilderbrücke aufmerksam geworden, die etwa 80 bis 100 Meter hinter dem Blitzer steht. Diese habe groß leuchtend 50 angezeigt. „Ich bin die Strecke sogar noch einmal abgefahren, um zu verstehen, warum ich geblitzt wurde“, erzählt er. Dabei hat Rodmann beobachtet, dass der Blitzer in einer Minute dreimal ausgelöst hat. Für den Johannstädter, der im Waldschlößchenareal arbeitet, ist das reine Abzocke von der Stadt. Mit seiner Meinung ist er nicht alleine. In den vergangenen Wochen haben sich mehrere Leser an die Sächsische Zeitung gewandt und ihre Blitzer-Erfahrungen geschildert. „Man kann der Stadt nur gratulieren. So werden Blitzer und Brücke bald bezahlt sein. Raser sind ein wahrer Segen für das Stadtsäckel“, schreibt Claus-Jürgen Falkner.

Schon weit über 8.000 Kraftfahrer wurden seit Eröffnung der neuen Elbquerung am 26. August geblitzt. Tagsüber sind dort zwar 50 km/h zulässig, nachts zwischen April und Oktober zum Schutz der dann aktiven seltenen Fledermausart Kleine Hufeisennase aber nur 30. Seit Oktober kann auch nachts 50 gefahren werden. Das spiegelt sich in der jüngsten Blitzerstatistik wider, erklärt Straßen- und Tiefbauamtschef Reinhard Koettnitz. Während im Oktober noch etwa um die 600 Verstöße pro Woche gezählt wurden, waren es im November nur noch 350 Geschwindigkeitsübertretungen. Der bisher Schnellste war ein Motorradfahrer, der mit 140 Stundenkilometern über die Brücke raste. Der flotteste Pkw wurde mit Tempo 104 geblitzt. 1,75 Millionen Kraftfahrzeuge sind bisher über die Waldschlößchenbrücke gerollt. Mit 34.000 waren es am Eröffnungstag noch die meisten. Jetzt hat sich der Verkehr montags bis freitags bei bis zu 24.000, sonnabends bei 18.000 und sonntags bei etwa 16.000 Fahrzeugen eingependelt. Gebaut ist die 181 Millionen Euro teure Brücke jedoch für 45.000 Fahrzeuge pro Tag. Auch wenn derzeit nicht so viele Autos über die Waldschlößchenbrücke rollen, leuchtete der grelle Blitz in dieser Woche doch häufig.

Wenn auch Sie zu den Betroffenen zählen, schildern Sie uns Ihren Fall und gegebenfalls Blitzerfotos. Schreiben Sie unter dem Stichwort „Blitzerfoto“ eine [email protected] oder einen Brief an die Sächsische Zeitung, Stadtteilredaktion, Ostra-Allee 20, 01067 Dresden