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Blüten für die Pharmazie und Fasern für Dämmstoffe

Alles was aus Hanf entsteht, soll aus dem Elbland kommen.

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© Anne Hübschmann

Von Birgit Ulbricht

Naunhof. In Naunhof bei Radeburg stand der einst modernsten Schlachthof Europas nach der Pleite jahrelang leer. Eine riesige Industrieanlage aus der danach manches werden sollte: Hundefutterproduktion, Algen- und Zanderzucht, Containerlager, Druckerei oder Flaschensortierung. Vor wenigen Wochen verkaufte der Mehrheitsaktionär und Dresdner Nachtclubbesitzer Wolle Förster die Immobilie an die kanadische Firma Maricann.

Auf das Hanf-Konsortium ist die Anlage mit 70 Kühlräumen, Schlachträumen, Lagern, Büros, Kellern und schier unendlichen Fluren wie auf den Leib geschneidert. „Wo kann man besser klimatisieren als in ehemaligen Kühlräumen“, sagt Josef Späth, Prokurist der Maricann. Der Schlachthof ist gigantisch, wandelbar und von der Anlage her schon ein Sicherheitstrakt. Josef Späth wurde mit dem Auftrag nach Deutschland geschickt, ein passendes Objekt für den Cannabis-Anbau zu finden. Die Kanadier stehen nicht nur in den Startlöchern, in Sachsen im großen Stil Indoor-Anbau von Cannabis für den medizinischen Markt zu betreiben. Maricann legt bereits los – und zwar mit Industriehanf, der mit einer THC-Konzentration unter 0,2 Prozent als nicht berauschend gilt und daher auf den Feldern im Umkreis von 50 Kilometern angebaut werden darf, so wie bei Döbeln. Fünf Hanf-Sorten sind dafür genehmigt. Verarbeitet werden momentan nur die Blüten der bis 3,50 Meter hohen Pflanze. Für die langen Stiele der Hanfpflanze hat Maricann zwar dieses Jahr noch keine Verwendung. Doch auch das soll sich ändern. Die Hanfseilindustrie ist interessiert an neuen Technologien, wie sie beim BMW-I 3 bei Dämmmaterial zum Einsatz kommen.

„Das Ziel ist, in Naunhof das deutsche Zentrum für Cannabis aufzubauen“, so Späth. Schon im ersten Anlauf können die Kanadier 30000 Kilo Hanfblüten pro Tag verarbeiten. Dort, wo einst Schweinehälften zerlegt wurden, wird nun destilliert und extrahiert. Die Reinöle gehen in Gelkapseln von Nahrungsergänzungsmitteln sowie Kosmetika. Die Produkte werden über die eigene Marke „Mariplant“ vertrieben.