Berlin. Ob er nach dem erfolgreichen Lockvogel-Trick bei der RTL-Sendung "Schwiegertochter gesucht" auch am "Ibiza-Gate" beteiligt war?

Die Gerüchteküche um den Moderator der Sendung "Neo Magazine Royale" brodelte, seit der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung am vergangenen Freitag Ausschnitte aus einem Video veröffentlichten, dass den mittlerweile zurückgetretenen österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache und seinen Parteikollegen Johann Gudenus bei einem Treffen mit einer vermeintlichen russischen Oligarchin auf Ibiza zeigen. 

Böhmermann selbst hatte diese Spekulationen im Vorfeld kräftig angeheizt. Bei der Gala eines österreichischen Film- und Fernsehpreises im April in Wien verkündete er per Videobotschaft, er sei verhindert, weil er "gerade gerade ziemlich zugekokst und Red-Bull-betankt mit ein paar FPÖ-Geschäftsfreunden in einer russischen Oligarchenvilla auf Ibiza herumhänge und darüber und verhandle, ob und wie ich die Kronen Zeitung übernehmen kann und die Meinungsmache in Österreich an mich reißen kann."

In seiner Ausstellung „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“, die noch bis Mitte Juni im Grazer Künstlerhaus zu sehen ist, lässt er den Besuchern Pässe und Smartphones abnehmen und "bettet" sie auf einer Matratze aus faulen Eiern, die nach Aussagen des Satirikers die österreichische "Intelligenzia" darstellen soll. 

Am Montag dann twitterte Böhmermann den Link zu einer Website, auf der ein Countdown ablief - bis Mittwochabend. Das ZDF hatte große Mühe, die mediale Aufregung wieder abzubauen, denn viele vermuteten, dass der 38-jährige gebürtige Bremer in der neuen Ausgabe seiner Late-Night-Show neue Details über die als Ibizagate bekannt gewordene österreichische Regierungskrise veröffentlichen würde.

Der Fernsehsender dementierte zügig und ließ verlauten, das "Special" habe nichts mit Strache zu tun. Trotz des generellen Überschreitens von Grenzen, dass quasi zum Repertoire Böhmermanns gehört: Letztlich stellte sich der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Countdowns eher als erfolgreiche Werbestrategie für eigene Zwecke heraus.

In einem dreizehn Minuten langen Song besingt Böhmermann mit Landsleuten aus allen europäischen Ländern die Machtlosigkeit der Nationalstaaten. Unter dem Titel "DoTheyKnowItsEurope - XXX ist klein, Europa ist groß“ werden unter anderem von Ungarn, Niederländern und dem Moderator selbst Klischees und landestypische Merkmale präsentiert und anschließend inhaltlich aufgebrochen.

Da haben die Franzosen Angst vor einem erneuten Einmarsch der Deutschen, die Holländer wollen nicht auf ihren ESC-Titel verzichten und die Finnen wären nichts weiter als "arme Norweger". "Europa ist groß, Deutschland ist klein, so muss das sein", bekräftigt Böhmermann im Singsang.

Diese politische Linie hat der Entertainer so kurz vor den Europawahlen am Sonntag nicht für sich gepachtet. Doch eine derart große Aufmerksamkeit für dieses Anliegen zu gewinnen, das gelingt nur den wenigsten.