Merken

Bolek auf der Flucht

Das Stachelschwein ist in den vergangenen Tagen zweimal aus dem Görlitzer Zoo ausgebrochen. Der neue Zaun hätte das wohl verhindert.

Teilen
Folgen
NEU!
© Tierpark Görlitz

Von Matthias Klaus

Görlitz. Es waren turbulente Tage und vor allem Nächte für den Görlitzer Tierparkdirektor Sven Hammer. Bolek, Stachelschwein, hatte gleich zweimal das Gehege Gehege seinlassen und die Welt außerhalb des Zoos erkundet. „Der erste Anruf kam am Donnerstag“, schildert Sven Hammer. Da wurde Bolek auf der Zittauer Straße gesichtet. Ein Stein, über den er geklettert war, hatte dem Stachelschweinmann die Flucht aus dem Gehege ermöglicht. Der Tierparkchef: „Der Stein lag tatsächlich vielleicht etwas ungünstig. Uns ist das gar nicht aufgefallen.“ Dem Stachelschwein aber schon. Gefunden wurde Bolek in der Nacht zum Freitag aber nicht. Mit dessen Freiheitsliebe war es offenbar eh nicht weit her: Bolek kam in den Naturschutz-Tierpark zurück. „Er hatte sich in einem Lager versteckt, in dem wir Kisten aufbewahren“, sagt Sven Hammer. Mit einem Apfel wurde Bolek herausgelockt, der Stein aus dem Gehege genommen, das Schwein wieder hineingesetzt. In der folgenden Nacht wurde Bolek dann kreativer. Mangels Stein scharrte er Sand zu einem kleinen Hügel zusammen und ging erneut auf die Pirsch. „Das war schon eine beachtliche Leistung“, sagt Sven Hammer. Er bekam einen Anruf nachts halb eins. Eine Polizeistreife hatte das Tier unter einem Carport an der Goethestraße entdeckt. Bis Sven Hammer vor Ort eingetroffen war, hielten es die Beamten fest. „Da half dann nur noch der Narkosepfeil“, sagt er. Der Tierparkdirektor nutzte die Gelegenheit, um das betäubte Tier zu untersuchen, Blut abzunehmen. „Bei Stachelschweinen kommt man ansonsten ja nicht so gut heran“, schmunzelt er. Das war dann schon früh gegen zwei Uhr.

Derzeit sitzt Bolek noch in „Einzelhaft“. Der Tierpark hat inzwischen reagiert, baut gerade das Gehege für die Stachelschweine um. Statt Sand werden die ab sofort Granitplatten unter den Pfoten haben. Seit gestern laufen die Arbeiten.

Ob der schon lange angekündigte neue Zaun rund um den Tierpark den Ausbruch verhindert hätte? „Bolek wäre auf jeden Fall nicht so weit gekommen“, sagt Sven Hammer. Wann der Zaun kommt, ist noch offen. „Wir gehen von einem neuen Baubeginn spätestens im kommenden Monat aus“, sagt der Tierparkdirektor. Nach der Insolvenz der bisherigen Baufirma musste das Vorhaben neu ausgeschrieben werden.

Übrigens: Ob der Ausbruchs Boleks mit seinen Mitbewohnerinnen in Verbindung steht, konnte Sven Hammer auch nicht genau sagen. Bolek lebt mit fünf Stachelschweindamen zusammen.