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Bombardier investiert 30 Millionen Euro in Bautzen

In der Lausitz steht jetzt die weltweit modernste Montagehalle des Konzerns. Und es passiert noch mehr.

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© Steffen Unger

Von Jens Fritzsche

Was für ein Kontrast. Gerade noch flimmert ein 70 Jahre altes Schwarz-Weiß-Foto auf der riesigen Leinwand: Per Muskelkraft ziehen darauf ein paar stattliche Männer einen fertiggestellten Zug-Waggon aus einer Produktionshalle der damaligen Bautzener Waggonbau-Fabrik. Und kurz darauf setzt sich Michael Fohrer, Deutschlandchef des Schienenfahrzeugbauers Bombardier Transportation, genau hier eine kastenförmige Hightechbrille auf. Mit dieser blickt er in die virtuelle Realität – schaut sich an, wie in Kürze in Bautzen moderne Waggons zum Beispiel für die S-Bahn in Hamburg gebaut werden. Und er schaut damit gleichzeitig in die Zukunft. In eine wirklich nahe Zukunft sogar: Industrie 4.0 heißt sie, digital gesteuert und vernetzt. Und zudem hoch effizient. Eine Zukunft, die am Standort Bautzen rund 500 Beschäftigten eine Perspektive bietet.

Genau diese Zukunft begann Freitagvormittag am Bautzener Stadtrand, kurz nach 10 Uhr mit einem durchdringenden Signalton. Bombardier-Chef Michael Fohrer drückte gemeinsam mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) einen symbolischen roten Knopf. Startknopf für die Produktion in der gerade fertiggestellten Endmontagehalle. Die weltweit modernste Montaghalle des in Kanada ansässigen Unternehmens, so der Bautzener Bombardier-Standortleiter Olaf Schmiedel. Die Halle steckt voller digitaler Technologien. Die Mitarbeiter brauchen sich für die einzelnen Arbeitsgänge nun nicht mehr selbst um Werkzeug oder Montageteile zu kümmern, die kommen vorsortiert in bestückten Koffern aus einem eigens eingerichteten und computergestützten Logistik-Zentrum an die Arbeitsplätze. Insgesamt eine Million Euro Kostenersparnis erhofft sich Bombardier durch dieses Mehr an Effektivität sowie geringere Wartungs- und Energiekosten der neuen Halle.

Rund acht Millionen Euro hat Bombardier in den Neubau investiert, „und eine Punktlandung hingelegt“, freut sich Deutschland-Chef Fohrer. Denn tatsächlich auf den Tag genau vor einem Jahr war hier der erste symbolische Spatenstich. Wirtschaftsminister Dulig kann sich noch genau erinnern, sagt er, und wiederholt einfach, was er schon vor einem Jahr gesagt hatte: „Es ist ein Hoffnungszeichen für die Region.“ Vor zwei Jahren habe Bombardier dem Freistaat tiefe Sorgenfalten auf die Stirn geschrieben, denkt Dulig daran zurück, dass die Werke in Bautzen und Görlitz durchaus wackelten. Das sei nun vom Tisch, denn die in die Halle geflossenen acht Millionen Euro sind nur der erste Schritt einer insgesamt über 30 Millionen-Investition in Bautzen, hatte zuvor schon Standortchef Olaf Schmiedel deutlich gemacht. Ein Testzentrum für die Waggons entsteht bereits und soll ab November genutzt werden können. Und auch in Sachen Infrastruktur ist noch einiges geplant, um das Werk besser anzubinden und die Anwohner weitgehend vom Schwerlastverkehr zu entlasten. Dafür ist unter anderem eine neue Brücke über die Spree geplant. Der Freistaat werde das mit dem höchstmöglichen Fördersatz unterstützen, verkündete Wirtschaftsminister Dulig.

Und auch Ministerpräsident Kretschmer hatte ein Versprechen dabei. Nämlich die Bahnstrecke Dresden-Görlitz endlich zu elektrifizieren. Das hört man bei Bombardier gern. Denn die neue Endmontage in Bautzen ist Teil einer neuen Produktionsstrategie des Unternehmens, bei dem auch der Bombardier-Standort in Görlitz eine wichtige Rolle spielt. Denn dort werden die Wagenkästen produziert, die im Anschluss nach Bautzen kommen, wo der Innenausbau samt Fertigstellung erfolgt.

So gesehen ist die Investition in Bautzen gleichzeitig ein wichtiger Zukunftsbaustein für den Bombardier-Standort Görlitz, „dessen Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist“, findet Michael Kretschmer. In der neuen Halle in Bautzen werde demnächst im Zweischicht-System gearbeitet, bis zu 600 Waggons pro Jahr können fertiggestellt werden. Der erste Auftrag sind 60 Züge für die S-Bahn in Hamburg.