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Brandmeister im Ruhestand

Christian Kümpfel aus Neusalza-Spremberg war viele Jahre Kreisbrandmeister. Als Rentner macht er sich Gedanken um die Zukunft der Freiwilligen Wehren.

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© Matthias Weber

Von Gabriela Lachnit

Christian Kümpfel steht mit einem Lächeln im Feuerwehrdepot. Jetzt hat er Zeit. Bis zum Jahresende hatte der 62-Jährige noch das Amt des stellvertretenden Kreisbrandmeisters ausgeübt. „Jetzt sollen die Jüngeren mal ran“, sagt er. Es war ihm gelungen, beizeiten einen Nachfolger anzusprechen und zu begeistern.

Mit Thomas Grothum fand er einen Fachmann. „Man nennt ihn auch den Funkdoktor, weil er den digitalen Funk von Feuerwehr und Rettungsdiensten betreut“, erläutert Kümpfel. Ihm ist nicht bange, dass seine Arbeit gut fortgeführt wird. Für Fragen stehe er zur Verfügung, betont der ehemalige Kreisbrandmeister und freut sich, dass dieses Angebot bereits angenommen wurde.

Seit der Wende hatte der gelernte Traktorenschlosser an verschiedenen Stätten als Kreisbrandmeister gearbeitet: 1991/92 für den Kreis Löbau, dann für Görlitz und den Niederschlesischen Oberlausitzkreis, später wechselte er ins Landratsamt und wurde mit weiteren Führungsaufgaben betraut. Wichtig war ihm dabei immer die Nähe zu den freiwilligen und Berufsfeuerwehren. „In fast allen Gemeindeverwaltungen habe ich immer kompetente Ansprechpartner gefunden, wenn es um Belange des Brandschutzes und der Feuerwehr ging“, unterstreicht Christian Kümpfel. „Dafür bedanke ich mich sehr herzlich“, betont er.

Jetzt kann sich Kümpfel für viele Dinge Zeit nehmen, die sonst manchmal zu kurz kamen. Und er hat Zeit für Erinnerungen: Schon als kleiner Junge hatte er sich für die Feuerwehr begeistert. „Ich war in der Arbeitsgemeinschaft Junge Brandschutzhelfer und trat mit 16 Jahren in den aktiven Dienst der Freiwilligen Feuerwehr Neusalza-Spremberg ein“, erzählt der 62-Jährige. Seine ersten Einsätze hatte er bei Bränden in der Textilindustrie.

Im Oberland gab es zahlreiche Textilfabriken, wo es immer wieder einmal zu einem Feuer kam, erinnert sich der gebürtige Neusalza-Spremberger. Auch an seinen ersten Einsatz als Kreisbrandmeister bei einem Großbrand kann er sich erinnern. Damals ging das Kino in Neugersdorf in Flammen auf.

„Bis zur Wende war die Brandbekämpfung die klassische Aufgabe der Feuerwehr“, sagt Kümpfel. Heute zeichne sich die Tätigkeit der freiwilligen Feuerwehren vor allem durch technische Hilfeleistungen bei verschiedensten Unfällen aus, betont der Feuerwehrfachman.

Sichtbares Zeichen dafür seien die neuen Geräte und Fahrzeuge, die die Feuerwehr in den Jahren seit der Wende erhalten hat. „Es war für uns alle eine Herausforderung, gleich mit der neuen Technik umzugehen“, so der ehemalige Kreisbrandmeister. Er erinnert sich, dass die Feuerwehr Neusalza-Spremberg als eine der ersten Wehren in der Region ein hydraulisches Rettungsgerät bekam.

Der Standort musste damals gut überlegt sein, denn eine flächendeckende Versorgung mit den notwendigen Geräten und Ausrüstungen war damals das Ziel. Aber nicht jede Wehr konnte jedes Gerät erhalten. „Dabei entstanden auch große Zuständigkeitsbereiche für die einzelnen Feuerwehren“, schildert Kümpfel. Neue Löschfahrzeuge, ein saniertes Feuerwehr-Depot und noch ausreichend Kameraden für den aktiven Dienst sowie eine Jugendfeuerwehr-Abteilung benennt Kümpfel auf der Haben-Seite für die Feuerwehr Neusalza-Spremberg.

Dennoch weiß er auch, dass es durch den demografischen Wandel immer schwieriger wird, den Dienst in der Feuerwehr im Ehrenamt abzusichern. Noch könne man die Tageseinsatzbereitschaft gewährleisten. Auch Dank der Bereitschaft von Kommunalverwaltungen, ehrenamtliche Feuerwehrleute im Bauhof anzustellen. In Ebersbach-Neugersdorf und Kottmar beispielsweise sei das der Fall.

Generell müsse man darüber nachdenken, das Feuerwehrwesen zu reformieren. Es sei für junge Leute nicht lukrativ genug, sagt Christian Kümpfel. Ob zum Beispiel freier Eintritt in ein Freibad alleiniges Zugpferd sein könne für eine Mitgliedschaft in einer Feuerwehr, bezweifelt Christian Kümpfel. Ein Rezept, wie man mehr Feuerwehrleute im Ehrenamt gewinnen könne, hat er aber auch nicht.

„Mancher würde gerne dabei sein“, so der Neusalza-Spremberger, „aber wenn man zur Arbeit in die Altbundesländer pendelt, macht das keinen Sinn.“ Sehr traurig stimmt es den ehemaligen Kreisbrandmeister, wenn er an jene Mitmenschen denkt, die selbst bei Bränden oder Unfällen Hilfe in Anspruch nehmen möchten, eine Mitgliedschaft in der Feuerwehr aber kategorisch ablehnen.