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Brandstiftung im Schmiedeberger Asyl-Heim

Schon seit Monaten herrscht Unruhe um die Einrichtung. Nun brannte es hier an gleich zwei Stellen.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Jetzt also auch noch Feuer. Das Asylbewerberheim in Schmiedeberg ist das größte im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. In den vergangenen Monaten gab es hier immer wieder Aufregung. Randale, Diebstähle, eine Massenschlägerei.

Brand in Asylbewerberheim in Schmiedeberg

Bei einem Brand in einem Asylbewerberheim im Dippoldiswalder Ortsteil Schmiedeberg sind fünf Menschen leicht verletzt worden.
Bei einem Brand in einem Asylbewerberheim im Dippoldiswalder Ortsteil Schmiedeberg sind fünf Menschen leicht verletzt worden.
Das Feuer war gegen 23.00 Uhr in einem Zimmer ausgebrochen.
Das Feuer war gegen 23.00 Uhr in einem Zimmer ausgebrochen.
Der Raum brannte aus, der Rauch verbreitete sich im gesamten Gebäude.
Der Raum brannte aus, der Rauch verbreitete sich im gesamten Gebäude.
Die rund 100 Bewohner kamen vorerst in einer Asylbewerberunterkunft in Freital unter.
Die rund 100 Bewohner kamen vorerst in einer Asylbewerberunterkunft in Freital unter.
Brandursache und Schadenshöhe waren zunächst unklar, da die Ermittlungen der Polizei erst am Morgen beginnen sollten.
Brandursache und Schadenshöhe waren zunächst unklar, da die Ermittlungen der Polizei erst am Morgen beginnen sollten.

Nun ein neuer Höhepunkt: In der Nacht zu Montag brannte es unabhängig voneinander gleich in zwei Zimmern in den beiden Häusern der Einrichtung. Die Brände brachen gleichzeitig eine Stunde vor Mitternacht aus. Die Polizei vermutet Brandstiftung. Fünf Heimbewohner wurden verletzt, wie Feuerwehr und Polizei sagten. Vier der Verletzten seien im Krankenhaus behandelt worden. Drei von ihnen hatten Rauchvergiftungen erlitten, einer sich beim Sprung aus dem Fenster verletzt.

Zuerst wurde der Brand im kleineren Haus entdeckt. Den löschten Mitarbeiter des Wachdienstes mit Feuerlöschern. Dann loderte auch das Feuer im großen Haus hoch. Es entwickelte sich ein schwieriger Einsatz, sagte der Dippoldiswalder Stadtwehrleiter Michael Ebert, der den Evakuierungs- und Löscheinsatz leitete. Noch in der Nacht wurden 60 Heimbewohner in Unterkünfte nach Freital gebracht, unter anderem in das ehemalige Leonardo-Hotel. Derzeit ist das Heim in Schmiedeberg nicht mehr bewohnbar.

Seit drei Jahren leben hier Asylbewerber. Die 160 Plätze waren seit Ende 2013 voll belegt. Anfangs war das Leben im Haus relativ ruhig. Das änderte sich mit dem letzten Jahreswechsel. Seitdem sorgen immer wieder unschöne Vorfälle für Unruhe. Auch die Anwohner sind besorgt.

Behörden verzweifeln

Es begann im Januar mit einer Randale im Heim. Darauf folgten Belästigungen und Übergriffe in den Linienbussen zwischen Schmiedeberg und Dresden, Diebstähle und eine Massenschlägerei mit Verletzten im Heim und dem Umfeld. Eine kleine Gruppe von Unruhestiftern unter den Heimbewohnern soll dafür verantwortlich sein. Die Behörden bekamen die Situation nicht in den Griff, auch das Landratsamt nicht, das für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig ist.

„Insbesondere ein Intensivtäter ist immer wieder auffällig“, sagt Landrat Michael Geisler (CDU). Über hundert Diebstähle, Körperverletzungen und andere Delikte sollen allein auf sein Konto gehen. Der Landrat fordert nun eine politische Lösung, die kriminellen Asylbewerbern das Asylrecht entzieht. Dem Landkreis fehlen die Möglichkeiten, in solchen Fällen härter vorzugehen. Dem Vernehmen nach sollen Einzelne, die Stunk machen, künftig jede Woche woandershin verlegt werden. Auch der Unruhestifter aus Schmiedeberg kommt in eine andere Einrichtung.

Geisler will vorbeugen, damit sich die Probleme nicht fortsetzen. So lässt er auch jetzt in Freital die Asylbewerber aus Tunesien und Eritrea in verschiedenen Häusern unterbringen, um Konflikte zu entschärfen, die in Schmiedeberg schon aufgetreten sind. Auch die Frauen, die jetzt im Leonardo wohnen, werden woanders untergebracht.

Das Landratsamt hatte im Januar schon auf die ersten Randale reagiert und einen Sicherheitsdienst für Schmiedeberg engagiert, der dort rund um die Uhr im Einsatz ist. Außerdem stellte das Amt selbst Sicherheitsmitarbeiter ein, die auch in Schmiedeberg immer wieder nach dem Rechten sehen. Aber auch sie konnten den doppelten Brand nicht verhindern, der offenbar mit Absicht gelegt wurde.

Kriminalhauptmeister Jens Alter war gestern als Brandursachenermittler der Polizei in Schmiedeberg. Eine Polizeidrohne und ein Brandmittelspürhund waren mit im Einsatz. Die Kriminalisten gehen von Brandstiftern aus. Zu möglichen Tätern hält sich die Polizei bedeckt. „Die Ermittlungen sind dafür noch nicht weit genug“, sagt Polizeisprecher Mario Laske. Feuerwehrleute, die in Schmiedeberg im Einsatz waren, wollen nichts gesehen haben, was auf ein Einwirken von außen deute.

Das Heim in Schmiedeberg soll nach einer Sanierung wieder in Betrieb gehen, das kleine Haus bereits in wenigen Tagen. Dort sind die Schäden geringer. Hier wurde mit Schaum und nicht mit Wasser gelöscht. Wie lange es beim großen Haus dauert, kann Landrat Geisler noch nicht sagen. Hier hat es zentral im Haus gebrannt, sodass das ganze Gebäude betroffen ist.