Weißwasser
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Braucht Schleife einen Busbahnhof?

Landkreis und Zvon halten einen Busbahnhof in Schleife für angemessen. Im Gemeinderat hingegen ist man sich da nicht so ganz einig.

Von Constanze Knappe
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Am Bahnhof in Schleife soll eine Verknüpfungsstelle entstehen, um das Umsteigen zwischen Bus und Bahn zu erleichtern.
Am Bahnhof in Schleife soll eine Verknüpfungsstelle entstehen, um das Umsteigen zwischen Bus und Bahn zu erleichtern. © Joachim Rehle

zwei bis drei Bussteige, Wende- und Wartebereiche – so könnte der neue Busbahnhof in Schleife aussehen. Der soll direkt am Bahnhof entstehen und so das Umsteigen von einem zum anderen Verkehrsmittel erleichtern. Die Rede ist von einer sogenannten Verknüpfungsstelle. Den Auftrag zur Planung der Freianlagen hat der Gemeinderat Schleife in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich an das Ingenieurbüro Richter & Kaup in Görlitz vergeben.

Seit dem Jahr 2000 arbeitet der für den Nahverkehr zuständige Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) an der Umsetzung seines Übergangsstellenprogramms. Problemlos zwischen Bus und Bahn umsteigen, das kann man im Nordkreis an mehreren Stellen. Für Weißwasser nennt die 2018 beschlossene Fortschreibung des Nahverkehrsplans des Zvon in einem Jahr 6.288 Umsteiger, für Rietschen 2.185. Am Horkaer Bahnhof wurden 50.535 Umsteiger gezählt und damit die mit Abstand meisten nach den Bahnhöfen in Görlitz, Zittau, Bautzen und Bischofswerda. Deshalb soll diese im Jahr 2002 gebaute Übergangsstelle in absehbarer Zeit erweitert werden. Die Deutsche Bahn plant die Komplettsanierung des Bahnhofs Horka. Das könnte nach aktuellem Stand der Dinge 2024 passieren. In diesem Zusammenhang erhöht der Zvon die Zahl der Haltestellen und der Abstellplätze für Busse.

Darüber hinaus wurde Schleife für den Bau einer neuen Verknüpfungsstelle ausgewählt. Wie Bauamtsleiter Steffen Seidlich im Gemeinderat informierte, seien Landkreis und Zvon Ende August mit dieser Absicht auf die Gemeinde zugekommen. Für die Maßnahme zur Verbesserung der Infrastruktur gibt es Fördermittel. 75 Prozent der förderfähigen Baukosten würde das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) übernehmen, weitere 20 Prozent der Zvon. Damit hätte die Gemeinde fünf Prozent der Kosten selber zu finanzieren. Grunderwerb und Planungskosten fördert das Lasuv nicht, diese könnten jedoch beim Zvon mitbeantragt werden. Jetzt sei zu prüfen, ob sich Grundstücke unmittelbar am Bahnhof im Besitz der Gemeinde befinden.

Planung noch in diesem Jahr

Wie der Bauamtsleiter weiter erklärte, hätten die Planer zunächst zu untersuchen, ob der Ausbau unter technischen Gesichtspunkten überhaupt machbar ist, etwa was Wenderadien für die Busse betrifft. Weitere Schwerpunkte sind Stellflächen für Pkw, Fahrradständer, Barrierefreiheit und Begrünung. „All das ist aus einer Kostenschätzung nicht herauszuziehen, deshalb ist die Planung zwingend erforderlich“, sagte Steffen Seidlich. Und das recht schnell. Noch in diesem Jahr sollen Planung und Kostenermittlung vorliegen.

Yvonne Sergon (Linke), selber Anwohnerin, kann dem Projekt nichts abgewinnen. Die Fläche am Bahnhof war zu DDR-Zeiten eine Dreckecke, konnte später auch nicht an den Mann gebracht werden. Deshalb rang sich der Gemeinderat seinerzeit durch, für eine fünfstellige Summe, einschließlich Fördermitteln, die Fläche zu begrünen, schilderte sie. „Die Anwohner sind verärgert, dass sie jetzt so einen Punkt vor die Nase gesetzt bekommen“, erklärte Yvonne Sergon. Zudem sei Schleife durch Bus und Bahn angebunden. „Da wird Geld für einen Busbahnhof verpulvert und es gibt kein Konzept, ob man tatsächlich zwei bis drei Bussteige braucht“, kritisierte sie. Morgens sei das Fahrgastaufkommen wegen der Schüler hoch, doch wie viele nutzen denn tagsüber den Bus, sagte sie. „Eine Fahrt von Schleife nach Weißwasser kostet 4,60 Euro. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. ÖPNV wird erst durch niedrigere Preise attraktiv“, so die Gemeinderätin. Die Gemeinde habe genug Bushaltestellen und schon jetzt kein Geld, diese barrierefrei zu gestalten. Sie appellierte an die anderen Räte, „genau zu überlegen, ob die Maßnahme tatsächlich sinnvoll ist“.

Zwar hatte auch Ingo Herschmann (fraktionslos) hinsichtlich der Kosten von 340.000 Euro Bedenken, grundsätzlich aber sehe er die Dinge ganz anders. „Die Verknüpfungsstelle wäre eine deutliche Aufwertung für Schleife und ein Argument gegenüber der Bahn, den Haltepunkt in Schleife zu belassen“, erklärte er. Wenn der Übergang zwischen Bahn und Bus erst einmal geschaffen sei, würde sich auch der Bedarf dafür einstellen. Der Mulkwitzer setzt dabei große Hoffnung auf den Ausbau des Nahverkehrs in Richtung Brandenburg. Max Lewa (WV SV Lok Schleife) kann zwar die Bedenken nachvollziehen, jedoch eröffne sich mit dem Vorhaben nach seiner Ansicht „eine Riesenchance, die Potenziale von Schleife auszuschöpfen“.

Auch für Bürgermeister Reinhard Bork (parteilos) zählt die Verbesserung der Infrastruktur. Die Parkflächen am Bahnhof würden schon jetzt nicht mehr ausreichen. Er warb dafür, „das Vorhaben nicht von vornherein abzulehnen, sondern erst einmal zu sehen, was die Planer auf den Tisch legen“. Bauamtsleiter Steffen Seidlich geht davon aus, „dass der Zvon ein Konzept hinterlegt hat“, wenn der Knoten Horka ausgebaut und eine Verknüpfungsstelle in Schleife geschaffen werden soll. Die busseitige Anbindung in Richtung Brandenburg sei ein Ziel dessen. Nach seiner Aussage haben die Planer auch Alternativen vorzulegen und die Bushaltestelle an der Alten Mühle mit in Betracht zu ziehen.

Vor der Beschlussfassung wollte Yvonne Sergon Befangenheit geltend machen. Dann aber hätte sie gar nicht mitdiskutieren dürfen, so Hauptamtsleiterin Marion Mudra. Der Auftrag an das Planungsbüro erging mit zwei Gegenstimmen. Die weitere Beauftragung erfolgt phasenweise.