Merken

Bruchlandung von Tornado in Afghanistan

Knapp zwei Wochen nach Beginn der Aufklärungsflüge in Afghanistan hat die Bundeswehr ihren ersten Tornado-Ausfall.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Can Merey

Neu Delhi/Kabul - Um 10.50 Uhr afghanischer Zeit setzt der Tornado am Samstag auf, plötzlich bricht das Bugfahrwerk weg. Der Pilot reißt die Nase des Jets so lange wie möglich hoch, dann kippt das Flugzeug nach vorn. Der torpedoförmige Behälter mit den teuren Aufklärungskameras unter der Maschine fängt die Wucht des Aufpralls ab. Keine Minute dauert es, bis die Feuerwehr an dem Tornado ist und einen Schaumteppich legt, um Feuer oder eine Explosion zu verhindern - der havarierte Jet hat Munition an Bord und Benzin in den Tanks. Die Besatzung bleibt unverletzt. Nach 20 Einsatzflügen in Afghanistan hat die Bundeswehr ihren ersten Tornado-Ausfall.

Die Besatzung habe „total Glück gehabt, dass sich die Maschine nicht überschlagen und Feuer gefangen hat“, sagt ein ziviler Luftfahrtexperte und Pilot. „Stellen Sie sich vor, dass sie mit ihrem Auto mit 240 Stundenkilometern über die Autobahn brettern und ihnen fliegen die Vorderräder weg.“ Man könne von beträchtlichen Schäden an dem teuren Hightech-Flugzeug ausgehen, deren Behebung dauern werde.

Der Unglücks-Tornado ist laut Bundeswehr nun zur Beweissicherung „gesperrt“. Nur noch fünf der sechs deutschen Aufklärungsjets sind einsatzbereit, allerdings reicht das für die NATO-Mission: Pro Tag fliegt die Bundeswehr maximal zwei Einsätze mit je zwei Maschinen.

Zustand der Landebahn in der Kritik

Geschwadersprecher Hartmut Beilmann nennt den Zwischenfall „ernst“. Er betont aber, die in Deutschland umstrittene Mission werde fortgesetzt, der Unfall habe keine Auswirkungen auf den Flugbetrieb. Allerdings hat die Suche nach der Ursache, die nach Bundeswehr- Angaben mehrere Wochen dauern wird, erst begonnen. Trotzdem schließt Beilmann bereits am Samstag eine Möglichkeit aus: Die Landebahn sei zwar „in bestimmten Zonen wellig“, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der Grund für den Unfall gewesen. Die Landebahn auf dem nordafghanischen Bundeswehr-Standort Masar-i- Scharif, die auch zivile Flugzeuge nutzen, sei vor dem Einsatz geprüft und als geeignet für die sensiblenTornados befunden worden.

Der Luftfahrtexperte, der die Landebahn selber begangen hat und nach eigenem Bekunden gut kennt, sieht das allerdings anders. „Der Runway ist aus meiner Sicht nicht für so hoch empfindliche Flugzeuge wie den Tornado geeignet“, sagt er.

Die Bahn sei extrem wellig. „Einige Löcher wurden sehr unprofessionell geflickt.“ Wenn der Tornado auf einer Welle lande, könne das Bugrad abreißen, was eine Gefahr auch für die verbliebenen fünf Tornados und deren Besatzungen darstelle. Geschwadersprecher Beilmann weist das zurück und betont, die Jets würden in den welligen Zonen nicht starten und landen. Allerdings räumt auch der Oberstleutnant ein, dass es „natürlich kein normaler Vorgang“ sei, dass einem Tornado das Bugrad abreißt.

Der Luftfahrtexperte, der nicht genannt werden will, sagt, die Landebahn sei nicht mehr auszubessern. Tatsächlich laufen schon länger Planungen für eine neue Bahn, das Transportministerium in Kabul arbeitet derzeit an der Ausschreibung. Saudi-Arabien hat den Löwenanteil der Millionenkosten zugesagt, trotzdem steht die Finanzierung noch nicht. Wiederaufbauexperten rechnen damit, dass mit dem Bau frühestens Ende des Jahres begonnen werden kann - und dass der Bau mindestens ein weiteres Jahr dauern wird.

Die neue Landebahn wäre im besten Fall Ende 2008 fertig. Das Bundestags-Mandat der Tornados läuft am 13. Oktober diesen Jahres aus. (dpa)