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Brückepreis für Garton Ash

Der britischer Historiker wird im Oktober in Görlitz für seine Studien über Europa geehrt. Die Laudatio wird Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble halten.

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© dpa

Von Frank Seibel

Görlitz/Zgorzelec.Der britische Historiker Timothy Garton Ash wird in diesem Jahr mit dem Brückepreis der Europastadt Görlitz/Zgorzelec geehrt. Das teilte die Gesellschaft zur Verleihung dieses Preises am Donnerstag mit. Ash widme sich „seit 30 Jahren als Wissenschaftler und streitbarer Publizist der Beschreibung autoritärer und totalitärer Strukturen, ihrer Auswirkungen und ihrer Überwindung insbesondere in Mittel- und Osteuropa“, heißt es in der Begründung der Gesellschaft. „Dabei war und ist sein Blick offen für Vor- und Nachteile, Stärken und Schwächen politischer Systeme. Gleichzeitig wägt er sie vor dem Hintergrund der europäischen Ideale von Humanität, Toleranz, Freiheit und Gleichheit ab. So wurde Garton Ash eine der wichtigen Stimmen im intellektuellen Europa.“

Mit der Auszeichnung folgt die Gesellschaft einer Tradition, wonach das Wissen um historische Zusammenhänge eine wesentliche Grundlage für eine Versöhnung der Völker in Europa war und ist. Genau für dieses Brückenbauen verleiht der Verein die Auszeichnung an Persönlichkeiten aus verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens. So zählen zu den Preisträgern die Historiker Fritz Stern und Arno Lustiger, die Politiker Wladyslaw Bartoszewski, Kurt Biedenkopf, Vitali Klitschko und Jean-Claude Juncker, die Musiker Arvo Pärt und Giora Feidman, Kabarettist Steffen Möller und zuletzt die Schriftstellerin Olga Tokarczuk.

Die erste Preisträgerin war 1993 die frühere Herausgeberin der Wochenzeitung „Die Zeit“, Marion Gräfin Dönhoff. Sie rühmte einst die Fähigkeiten des diesjährigen Brückepreisträgers: „Als Augenzeuge und Kommentator des Geschehens in Osteuropa schreibt Timothy Garton Ash mit einer Brillanz und Kompetenz wie vor ihm nur Tocqueville.“

In Deutschland wurde Ash vor 25 Jahren mit dem Buch „Ein Jahrhundert wird abgewählt“ bekannt, später folgte „Im Namen Europas. Deutschland und der geteilte Kontinent“. Der 1955 in London geborene Historiker meldet sich immer wieder in Interviews und Essays zu aktuellen Fragen der europäischen und der Weltpolitik zu Wort und hat Deutschland immer wieder dazu ermuntert, eine politische Führungsrolle anzunehmen. „Heute tritt er ein für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union und ist in seiner Heimat einer der wenigen wahrgenommenen Befürworter der europäischen Idee“, schreibt die Brückepreis-Gesellschaft. Er tritt dafür ein, die an Naturschutz und Menschenwürde orientierten Ideale der heute 25-Jährigen mit den Werten der europäischen Idee zu verbinden.

Der Preis wird am 28. Oktober in Görlitz verliehen. Die Laudatio hält Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.