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Buckower Umgebindehaus hat auch Kritiker

Das Neugersdorfer Umgebindehaus ist am neuen Standort angekommen. Dort sorgt es für mächtig Aufsehen.

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© Wolfgang Wittchen

Von Romy Kühr und Bernd Dreßler

Die charmante Mitarbeiterin der Touristinformation am Sebastian-Kneipp-Weg in Buckow fängt sofort an zu strahlen, als sie der Urlauber aus der Oberlausitz nach dem Umgebindehaus aus Neugersdorf fragt, das in der Perle der Märkischen Schweiz seine zweite Heimat gefunden hat. Gewissermaßen auf Rädern sei noch kein Haus in das Städtchen am Schermützelsee gekommen, noch dazu so ein architektonisch wertvolles, schwärmt sie. Sogleich zückt die junge Frau einen Stadtplan und zeigt, wo es zu finden ist: in bester Lage auf einer Anhöhe an der Ringstraße/Ecke Werderstraße, einen Katzensprung von Brechts einstigem Wochenend-Domizil entfernt. Und mit Stolz drückt die Tourismus-Mitarbeiterin dem interessierten Feriengast noch das Buckower Amtsblatt vom April in die Hand, in dem Hausversetzer Thomas Mix den Einheimischen erklärt, was ein Umgebindehaus ist und was ihn dazu bewogen hat, es hierher in den Landkreis Märkisch Oderland zu bringen.

Thomas Mix genießt die Aussicht aus den Gaubenfenstern seines Umgebindehauses in Buckow. Die ist gewaltig, denn das Haus steht auf einem Hügel. Dass der Berliner ausgerechnet hierher sein Umgebindehaus setzte, freut allerdings nicht alle in seinem Wohnort
Thomas Mix genießt die Aussicht aus den Gaubenfenstern seines Umgebindehauses in Buckow. Die ist gewaltig, denn das Haus steht auf einem Hügel. Dass der Berliner ausgerechnet hierher sein Umgebindehaus setzte, freut allerdings nicht alle in seinem Wohnort © Wolfgang Wittchen

Doch die Begeisterung des offiziellen Buckow teilen nicht alle in der Kurstadt. So kann die Vermieterin einer Ferienwohnung nicht verstehen, warum damit eine von Generationen gern genutzte Grünanlage überbaut werden musste. „Der Standort hat eine ideale Lage. Dort wollten schon manche ein Eigenheim bauen. Eine Genehmigung bekamen sie nicht. Auch im idyllischen Buckower Nachbarort Waldsieversdorf ist der Hauszuwachs von Buckow nicht verborgen geblieben. Als der Oberlausitz-Urlauber eine ältere Frau am Gartenzaun nach dem Weg fragt, wird sie durch das rollende „r“ aufmerksam und plaudert, erzählt von etlichen Ferienwochen, die sie mit ihrer Familie im Zittauer Gebirge im Laufe der Jahre verbracht hat. Von den Umgebindehäusern, wie denen von Jonsdorf zum Beispiel, schwärmt sie. Das Neugersdorfer in Buckow aber lehnt sie ab. „Es passt einfach nicht hierher“, ist sie überzeugt.

Dass sein Projekt viele Fragen aufwirft, war ihm klar, sagt Thomas Mix, der das Umgebindehaus in Neugersdorf ab- und in Buckow wieder aufbauen ließ. „Ich wollte ja Aufmerksamkeit erregen.“ Die hat er jetzt sicher. Er habe kaum eine ruhige Minute, erzählt er. Viele wollen den ungewöhnlichen Bau ansehen – und haben Fragen. Dass es aber nicht nur Neugierige gibt, sondern auch negative Stimmen, weiß auch Thomas Mix. Die Stadt sei „ziemlich in Aufruhr“. Doch der Projektmanager weiß, wie Öffentlichkeitsarbeit funktioniert. So hat er sein Haus in die Buckower Stadtführungen einbinden lassen. „Der überwiegende Teil der Einwohner freut sich über das Haus“, ist er sicher. Einigen sei es sicher ein Dorn im Auge, dass der Park jetzt nicht mehr da ist, der vor dem Bau auf dem Grundstück gelegen war. Die Stadt Buckow hatte aber an den Verkauf des Grundstücks eine sogenannte Bebauungsverpflichtung gebunden. Das heißt, innerhalb einer bestimmten Frist muss der Käufer die Fläche bebauen. Diese Verpflichtung hat Mix erfüllt. Das Umgebindehaus von der Neugersdorfer Käthe-Kollwitz-Straße ist angekommen in Buckow auf der Ringstraße, rein örtlich. In den Köpfen mancher Einheimischer und Gäste noch nicht. Da besteht weiter Aufklärungsbedarf. Zum Beispiel darüber, wie das detailgetreu wiederaufgebaute Gebäude mit dem geschickt kaschierten modernen Anbau an der Hinterseite eigentlich genutzt werden soll.

Zur Aufklärung könnte auch eine schlichte Tafel gehören, die vor dem Umzugshaus kurz und prägnant darauf hinweist, um welches Gebäude es sich handelt und warum es hierher kam. Ansonsten zucken uneingeweihte Buckow-Besucher mit den Schultern und laufen weiter – unaufgeklärt. Das soll sich ändern. „Von Anfang an war geplant, eine Informationstafel aufzustellen“, erklärt Hausbesitzer Mix. Bisher scheitert es an der Genehmigung. Denn so ungewöhnlich wie das Haus an seinem neuen Standort soll auch die Hinweistafel sein. Mix plant, eine alte Litfaßsäule aufzustellen und darauf Erklärungen zum Umgebindehaus anzubringen. Bald will er auch den Buckowern Einblick in sein Haus geben. Er macht mit beim Tag des offenen Umgebindehauses am 6. Juli. Damit ist er der einzige Teilnehmer außerhalb der Oberlausitz.

Kritik gab es auch in der alten Heimat des Hauses – an dem Grundstück, das Mix hinterlassen hat. Lange nach dem Umzug waren noch Reste des Mauerwerks zurückgeblieben. Inzwischen hat Thomas Mix das Grundstück beräumt. Jetzt steht es zum Verkauf. Wegen der zentralen Lage hofft er, bald einen Käufer zu finden.