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Gewinne fließen in eine Stiftung

Das Geld, das die Oderwitzer Firma Arnell mit ihren Produkten verdient, geht nicht nur an die Firmenkassen.

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© Matthias Weber

Von Anja Beutler

Wenn Thomas Scholz das Franz-Langer-Haus auf dem Terrain des Großhennersdorfer Katharinenhofes betritt, setzt er seinen Fuß im doppelten Sinn auf ein Werk, an dem sein Unternehmen Anteil hat. Scholz ist Chef der Oderwitzer Metallbaufirma Arnell. Und dieser Betrieb, den viele noch als Arno Hentschel GmbH kennen, stellt Befestigungen für Gitterroste her, wie sie überall zu finden sind: bei der Bahn, in Gebäuden, in Küchen, Schwimmbädern, sogar in den Alpen auf Aussichtsplattformen, bei Windkraftanlagen weit draußen im Meer – und natürlich auch im Fußboden des Katharinenhofes und seiner vielen Häuser. Damit diese Metallgitter auch an Ort und Stelle bleiben, produzieren die Oderwitzer die kleinen Halterungen für die genormte Befestigung. Millionen dieser maßgefertigten Teilchen gehen aus Oderwitz in die Welt: „Das ist ein Nischenprodukt und in Europa sind wir der Hauptanbieter“, ordnet Scholz ein.

Das Geld, das Arnell mit seinen Produkten verdient, fließt allerdings nicht nur in die Firmenkassen. Denn ein besonderes Konstrukt, das Firmengründer Arno Hentschel vor genau 20 Jahren erwählt hat, stellt sicher, dass auch das Diakoniewerk Oberlausitz vom wirtschaftlichen Erfolg profitiert: So hält die Arno-Hentschel-Stiftung 40 Prozent der Anteile des Oderwitzer Metallbauers, die anderen 60 Prozent hat Thomas Scholz inne. Deshalb fließen Firmengewinne zu einem Teil in die Stiftung, die sich um die Lebensqualität von Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung sorgt, die beim Diakoniewerk Oberlausitz leben.

Das Franz-Langer-Haus, jener moderne Neubau, der 2016 neben dem Kathrinenhof errichtet wurde – war dabei eines der Projekte, die von der Stiftung besonders großzügig unterstützt werden konnten. „Wir finanzieren von dem Geld Dinge, die wir sonst nicht leisten können“, erläutert der Vorstandsvorsitzende des Diakoniewerkes Oberlausitz, Albrecht Ludwig. Für vieles gebe es eine „Regelfinanzierung“, wie es fachlich so schön heiße. Aber besondere Ausstattungen in den Zimmern – Musikinstrumente oder eine Schaukel im Entspannungsraum – die gibt es eben nur mit einem Finanzier wie der Arno-Hentschel-Stiftung. Die 250 000 Euro, die 2016 in den Bau des Franz-Langer-Hauses geflossen sind, kamen durch den Verkauf der Firmenanteile an Thomas Scholz zustande. Auch 2017 freute sich das Diakoniewerk nochmals über 20 000 Euro aus Stiftungsmitteln für die Ausgestaltung der Therapieräume.

Diese Stiftungen helfen auch dem Diakoniewerk

Ewald-Meltzer-Stiftung besteht seit 1921 und fördert vor allem Bildungsangebote für Menschen mit geistiger Behinderung. Es werden aber auch Maßnahmen gefördert, die generell der Verbesserung der Lebensqualität der Katharinenhof-Bewohner dienen

Evangelische Stiftung Diakonie –Hilfe zum Leben will maßgeblich den Erhalt des 1991 gegründeten Diakoniewerk Oberlausitz e.V. sichern. Verbessert werden sollen auch Arbeits- und Lebensbedingungen Behinderter.

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„Normal“ sind bei der Allianz zwischen Metallbauer und Diakonie aber weitaus bescheidenere Beträge: „Das schwankt pro Jahr zwischen 500 und 2 000 Euro“, sagt Jürgen Müller. Viele Jahre war er Leiter der Werkstatt für behinderte Menschen in Herrnhut. Als Vorsitzender der Arno-Hentschel-Stiftung ist er nun im Ruhestand weiter ehrenamtlich tätig. Oft seien es kleine Wünsche, die man so erfülle: Kulturveranstaltungen, ein Zirkusprojekt für die Bewohner der Wohnheime, Geld für einen Bus, Zuschüsse für die Sanierung der kleinen Ferienhäuser im Fuchsgarten nahe dem Katharinenhof, zählt die Assistentin des Diakonie-Vorstandes, Annett Güntzschel, auf. „In diesem Jahr nutzen wir das Geld, um die Fahrtkosten der Bewohner nach Herrnhut zu finanzieren, die dort ihre Lebensmittel einkaufen“, sagt sie. Alles in allem hat die Diakonie in über 20 Jahren rund 380 000 Euro aus Oderwitz erhalten.

Profitiert hat aber auch das Unternehmen selbst: Schon vor der Stiftungsgründung vergab die Oderwitzer Firma Aufträge an die Behindertenwerkstätten. Und das ist bis heute so geblieben. „Etwa 20 Menschen mit Behinderung arbeiten in den Werkstätten regelmäßig an Aufträgen für uns“, sagt Thomas Scholz, der in Oderwitz selbst 23 Mitarbeiter beschäftigt. Dass die Digitalisierung diese Arbeiten überflüssig machen könnte, glaubt er nicht: „Wir haben einen hohen Bedarf an Handarbeit – auch in Zukunft“, betont er. Und da man sich nicht von Projekt zu Projekt hangele, sondern eine gute Grundauslastung habe, sei die Kooperation optimal zu bewerkstelligen.

Natürlich bringen die Aufträge an die Werkstätten dem Unternehmen unter anderem auch Steuerersparnisse. Der Grund für die Stiftungsgründung war das freilich nicht: „Arno Hentschel suchte nach einer tragfähigen Lösung für die Zukunft seines Unternehmens“, erinnert sich der Vorstandsvorsitzende der Diakonie, Albrecht Ludwig, an 1998. Ganz nebenbei hat er so ein Modellprojekt kreiert, das es so in der Region kein zweites Mal gibt.