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Bürgermeister liebäugeln mit alter Zugverbindung

Drohende Sparzwänge beim Nahverkehr zwischen Zittau und Dresden bringen die Schleife über Seifhennersdorf ins Gespräch.

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© Jens Trenkler

Von Anja Beutler

Zittau/Dresden/Seifhennersdorf. Adelheid Engel hat sie erst vor Kurzem getestet, die Zugverbindung zwischen Zittau und Dresden. Die parteilose Oderwitzer Bürgermeisterin wollte zu einer Weiterbildung in der Landeshauptstadt und nutzte mit einer Kollegin die Chance, per Zug dem Fahrstress ein Schnippchen zu schlagen. „Auf dem Hinweg sind wir mit der schnellen Verbindung gefahren, heimwärts haben wir dann den Bummelzug genommen“, erinnert sich die Oderwitzerin. Nach der Fahrt ist für sie klar: Oderwitz fährt mit den aktuellen Zugverbindungen zwischen Zittau und Dresden ganz gut. Vorausgesetzt sie bleiben erhalten.

Denn das ist momentan unklar und so kursieren mehrere Vorschläge, wie man eine Anbindung der Region an die Landeshauptstadt sichern will. Würde der Zweckverband Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (Zvon) dabei den Vorschlägen der Bündnisgrünen folgen, führen bald nur noch die langsamen Regionalbahnen auf der Strecke und kein schnellerer Regionalexpress mehr. Für die Pendler wenig begrüßenswert – da sind sich alle Bürgermeister an der Bahnstrecke einig.

Dass dieser Vorschlag im Kreistag überhaupt gemacht wurde und Beifall fand, liegt freilich an der aktuellen Spardiskussion. Weil der Bund weniger Geld zahlen will, droht dem Zvon eine Unterfinanzierung. Um überhaupt den Zugverkehr im Stundentakt nach Dresden beibehalten zu können, hatten die Grünen einen Erhalt der Strecke auf dieser Weise vorgeschlagen. Finanziert werden soll dies über eine Umschichtung der sogenannten Regionalisierungsgelder. In dieser Situation wittern nun auch die Interessenten einer anderen Strecke Morgenluft: die Befürworter der Verbindung über Eibau und Seifhennersdorf via Varnsdorf und Mittelherwigsdorf nach Zittau. Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker (SPD) ist ebenso wie Seifhennersdorfs Stadtchefin Karin Berndt (UBS) seit Jahren daran interessiert, diese Linie zu reanimieren. Und reanimiert werden müsste sie: Zwar fährt theoretisch zwischen Seifhennersdorf und Varnsdorf ein Zug, praktisch rollt aber seit rund einem Jahr der Schienenersatzverkehr, weil an der Strecke gebaut werden muss. Die Verbindung Eibau – Seifhennersdorf ist sogar schon seit etwa zehn Jahren tot, wenngleich die Strecke selbst nicht formal außer Betrieb ist, bestätigt Hans-Jürgen Pfeiffer vom Zvon und ergänzt: „Rein technisch wäre eine Wiederbelebung kein Problem – wenn es sinnvoll erscheint.“ Und genau darum wird es jetzt gehen. Der Kreistag wünscht für die nächste Nahverkehrsplanung eine Prüfung auch der Alternativstrecke und will dies nun in den Gremien im Zvon einbringen. Zvon-Geschäftsführer Pfeiffer kennt die Argumente, verweist aber auf ein nötiges Gutachten.

Frank Peuker wird indessen nicht müde zu erklären, welch ein Fahrgast-Potenzial beim Nachbarn läge: „Die Tschechen haben Interesse, das höre ich immer wieder“, betont er. Er wirbt sehr für eine Wiederbelebung der Strecke, zumal das durch den Beitritt der Nachbarn zu Schengen 2010 auch leichter werden dürfte im grenzüberschreitenden Eisenbahnverkehr. Und für den Tourismus von deutscher Seite aus wäre das ebenfalls ein Gewinn. Das sieht auch Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) so. Auch wenn er ungern die schnelle Verbindung von Zittau nach Dresden einbüßen will. „Wir laden Ende September Bürgermeister und Zvon zum Verkehrstag ein, bei dem wir die Dinge aufeinander legen werden“, sagt er.