Von Dorit Oehme
Kurort Hartha. Eine Säge kreischt kurz auf. Danach sind die Tanzschritte der Funkengardefrauen auf dem Parkett zu hören. Sie trainieren gerade den Einmarsch ohne Musik. „Vorhin haben schon unsere Funkenkinder geprobt“, sagt Harald Weber, der Vorsitzende des Karnevalsvereins Kurort Hartha. Er steigt die Treppe zur Bühne hinauf. Von oben lässt er seinen Blick zufrieden über die bunte Dekoration an den Wänden schweifen. Dicht neben ihm streckt eine Giraffe ihren Hals den Tänzerinnen entgegen. Auf der anderen Seite ragt der Pariser Eiffelturm in die Höhe.
Der Karnevalsverein Kurort Hartha feiert seine 50. Saison. „Die Dekorationsgruppe ist seit dem Sommer in Aktion. Passend zu unserem Motto ‚50 Jahre Ha-Ka-Ho – wir waren, sind und bleiben so!‘ hat das Team vieles aus dem Fundus geholt“, sagt Weber. Viele Sachen seien noch unter Leitung von Thomas Wolf entstanden. Im jetzigen Dekorationsteam arbeitet auch Prinzessin Ricarda I. mit. Sie stammt aus Bannewitz und hat im dortigen Karnevalsverein in der Funkengarde getanzt. Ricarda Schulze, wie sie im richtigen Leben heißt, sagt: „Mir gefällt der Zusammenhalt hier sehr. Wir sind wie eine große Familie.“ Sohn Tom darf sich mit seinen acht Jahren im Deko-Team ausprobieren.
„Ich freue mich auf den Moment, wenn alles fertig ist und ich das erste Mal an der Seite meines Mannes einziehen kann“, sagt Prinzessin Ricarda I. Einen ersten Blick würde sie gern vorher schon in den gefüllten Saal werfen. Sie betont: „Die Gäste haben bei unserem Motto diesmal in der Kostümwahl freie Hand. Es wird bunt gemixt sein. Das ist auch mal schön.“
Und hier wird Karneval gefeiert
Die erste Veranstaltung der Harthaer Narren vor 50 Jahren fand im Hotel „Forsthaus“ statt. Damals lautete das Motto „Unter Piraten“. „Auf unserem Ball für Junggebliebene treffen sich die früheren Akteure. Es ist fast wie bei einem Klassentreffen“, sagt Harald Weber. Seit vielen Jahren schon lädt der Elferrat ins Vereinshaus „Erbgericht“ in Kurort Hartha ein. „Dafür mieten wir die Räume von der Stadt Tharandt“, sagt Weber. Im Jubiläumsprogramm leben die Mottos der letzten 15 Jahre wieder auf, sie führten auch nach Venedig, in den Orient, die Steinzeit, ins All oder zum Meeresgrund. Dazu gibt es Überraschungen. „Wir stricken gerade eine Geschichte, die die Highlights aus dieser Zeit und die einstudierten Programmteile verbindet“, erklärt Programmleiter Claus Peuckert, der mit der Boygroup neben der Tanzfläche sitzt.
Auch Prinz Enrico I. ist dabei. Er nimmt sich ein paar Minuten, um die Wandbilder in der Bar zu zeigen. „Hier sind zwei Figuren zu sehen, die jahrelang gespielt wurden: Die Hexe vom Hartheberg und die Klomuddel“, verrät er. Mit Louis de Funès als Gendarm von Saint-Tropez, der ebenfalls abgebildet ist, sind sie in bester Komiker-Gesellschaft. „Ein Mann hat die Klomuddel dargestellt. Die Gäste haben gerockt, wenn er auftrat“, erzählt Enrico Schulze, wie der Prinz im bürgerlichen Leben heißt.
„Fasching ist ein Lebensgefühl. Wir brennen dafür. Das motiviert uns“, sagt Vereinschef Harald Weber. Jung und Alt könnten Künstlerisches, Musik und Tanz zusammen erleben. „Das ist sonst selten so.“ Die Vereinsmitglieder kommen aus Kurort Hartha und Umgebung, aber auch aus der Region. Einige sind sogar Dresdner. Um genug Feierwütige zu finden, wolle der Verein etwas Besonderes bieten. „Es gibt ringsum auch viele andere Veranstaltungen.“ Der traditionelle Faschingsumzug zum Auftakt am 11.11. sei etwas Einmaliges, denn er führe noch durch den ganzen Ort.
Im Saal wird fürs Jubiläum ein Double des Vereinstrabis plastisch in Szene gesetzt. Die Stoßstange und andere Teile stammen vom Original. Der Licht- und Tontechniker prüft an den anderen Dekoobjekten schon mal die Wirkung der Effekte. Der Eiffelturm leuchtet, die Giraffe beugt ihren Hals noch ein wenig tiefer zur Tanzfläche. Die Funkengarde trainiert jetzt ein Medley. Und es sind nicht nur die Harthaer Frauen, die das Tanzbein schwingen. „Die Qualität unserer Garde spiegelt sich im Männerballett wieder“, verrät Weber. Die Tänzer, die alle ausgebildete Handwerker sind, kommen aus dem Probenraum. Nun üben sie eine Choreografie zu einem klassischen Stück und einem 90er-Jahre-Song im Saal. Leicht und ernsthaft, nur einer schmunzelt schon mal verschmitzt.