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Burg unter der Möbelfabrik

Die Anfänge der Burg Rabenau liegen sicherlich in der Zeit nach 1150, aber vor 1200, und gehören in den Zusammenhang der Aufsiedelung des Osterzgebirges unter Ägide der Burggrafen von Dohna. Wichtige...

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Von Vincenz Kaiser

Die Anfänge der Burg Rabenau liegen sicherlich in der Zeit nach 1150, aber vor 1200, und gehören in den Zusammenhang der Aufsiedelung des Osterzgebirges unter Ägide der Burggrafen von Dohna. Wichtige Wege, namentlich böhmische Steige, und bedeutendere Flüsse wurden im Rahmen der deutschen Ostkolonisation zu Siedelbahnen, das heißt sie dienten als Leitlinie, an der sich die Aufsiedelung gebirgswärts orientierte. Wurde ein gewisser Abstand von der letzten Burg erreicht - Wehranlagen gehörten als schützende, die Kolonisation abdeckende Elemente unmittelbar in den Zusammenhang des Geschehens und wurden immer mit errichtet - so entstand eine weitere, von der aus das lokale Siedelgeschehen gesteuert wurde.

Auch Weißeritz bzw. dann Rote Weißeritz stellten offensichtlich eine solche Siedelbahn dar, die möglicherweise mit der Burg Pesterwitz (Burgwartsberg) und weiter oben mit den Burgen Rabenau und Dippoldiswalde gekoppelt war.

Wenig Zeugnisse über die

Herren von Rabenau

Erst 1235 tritt aber mit Burchardus de Rabenowe ein lokaler Adliger Rabenaus entgegen, sicherlich ein dohnaischer Ministeriale. Dass er die Burg wohl nur verwaltet, nicht aber wie üblich lehnsrechtlich besessen hat, erhellt ihre hohe Bedeutung für die Burggrafen und deren Herrschaftsbildung.

Für das 13. Jahrhundert gibt es die Nachricht, dass im Zuge von Kämpfen zwischen Wettinern und Burggrafen deren Burgmannenfamilie im Jahre 1256 Rabenau verlassen musste, das aber 1275 in Folge einer Heirat wieder an die Burggrafen kam. Die Rede war um 1300 vom oppidum Rabinowe. Von den Herren von Rabenau gibt es freilich - auch für mittelalterliche Verhältnisse - nur sehr wenige Zeugnisse, so dass schlechterdings nicht wirklich ein authentisches Bild entstehen kann, sie weisen aber alle auf deren Status als burggräfliche Dienstleute hin.

Wettiner schränken Macht

der Burggrafen ein

Als die Wettiner im späten Mittelalter zur Hegemonialmacht im mitteldeutschen Raum aufstiegen, wurde die Macht der Burggrafen sukzessive eingeschränkt, zumal sie schon wegen der geographischen Lage ihres, in besten Zeiten nicht einmal kleinen, Herrschafts- und Einflussbereiches den Markgrafen von Meißen ein besonderer Dorn im Auge sein mussten.

Die so genannten Offenhauserklärungen sind typisch für diese Zeit: die Konkurrenten der Wettiner mussten selbigen nicht selten erklären, dass ihre Burgen ihnen offen stünden, konnten aber ihre Machtpositionen dafür halten - jedenfalls für eine gewisse Zeit. Die Burggrafen von Dohna mussten das in erzwungener Freiwilligkeit 1347 tun, in einer Zeit, in der ihr Stern längst am Sinken war, konnten sich aber noch bis ins frühe 15. Jahrhundert in unserem Gebiet halten.

Von der Dohnaischen Fehde und der Eroberung der Wehranlage Rabenau zu 1398/99 war ja bereits die Rede; danach sank sie zum normalen grundherrlichen Herrschaftsmittelpunkt - ähnlich wie viele kleine Burgen in den umliegenden Dörfern, z.B. Höckendorf, Reinholdshain, es immer schon waren herab.

Kurfürst Friedrich vergab Rabenau 1454 an Katharina von Miltitz, die Hofmeisterin seiner Gattin. In der Familie Miltitz verblieb die kleine Herrschaft dann bis 1569, von ihr zeugt noch ein Grabstein im Chor der Kirche, welche - auch das ist ganz typisch - zwischen Burg und Stadt liegt. In den Zusammenhang der Intensivierung der frühneuzeitlichen Landesherrschaft gehört schließlich, dass Kurfürst August Schloss und Herrschaft 1565 kaufte.

Überreste verschwanden durch neue Bebauung

Die Burg Rabenau ist bis auf Ruinenfundamente, die anscheinend in die seit 1839 errichtete „Sächsische Holzindustrie“ einbezogen worden sind, eben durch die Überbauung mit den Industrieanlagen völlig verschwunden. Mit diesem Umstand korrespondiert auch der ausgesprochen geringe Bekanntheitsgrad der Anlage, zumal in Rabenau auch nicht die häufig anzutreffende „Burgstraße“ oder dergleichen existiert. Deutlich zu erkennen ist aber nach wie vor die typische topographische Lage der Burgstelle auf einem Bergsporn über einer Flussschleife.

Über den Aufbau der Burg ist kaum etwas bekannt

An der Spitze dieses Ausläufers des Berges, auf dem auch die Stadt liegt, befand sich in natürlich geschützter Lage die Höhenburg in Spornlage, wie der Forscher diesen vorherrschenden Burgtypus nennt.

Wie so oft bei nicht ganz kleinen Burgen fällt auch hier eine Zweigliederung ins Auge. Die Kernburg am Südzipfel hatte eine Randhausbebauung (wie etwa auch in Zschopau zu beobachten), mit der der begrenzte Platz optimal ausgenutzt wurde. G. Billig diskutiert die Problematik gewohnt vorsichtig: „Ob der Turmrest an der Südspitze als Bergfried [Hauptturm der Burg] bezeichnet werden darf oder ob an dieser Stelle ein auf den Graben bezogenes Eingangsbauwerk ehemals vorhanden war, muss offen bleiben.“ Der Freital-Band der Werte unserer Heimat zeigt in einer freilich schlechten Qualität eine Zeichnung der Burgruine Rabenau kurz vor dem Abbruch (1863).

Überhaupt wissen wir in Ermangelung archäologischer Grabungen (nur zahlreiche Keramik liegt vor, die die lange Belegung dokumentiert) kaum etwas von unserer Burg und ihrem Aufbau; so manches bleibt deshalb hypothetisch. Von dieser Hauptburg war die Vorburg durch einen Graben abgetrennt. Da sie - als Vorwerk oder Freigut bezeichnet - wirtschaftlichen Zwecken diente, war sie länger als der Hauptbereich in Benutzung.

Auch sie war nochmals mit einem, also dem äußeren Halsgraben vom Stadtbereich abgeschnitten. Beide Gräben sind völlig verschwunden, während sie auf (verändert) noch existierenden Burgen meist heute noch erhalten sind; genannt seien etwa der Königstein oder Schloss Kuckuckstein.

Die Anlage der Stadt geht sicherlich auf direkte Einflüsse von der Burg zurück. Schließlich musste die Burgbesatzung versorgt werden und von daher entstanden häufig (kleine) Städte bei Burgen. Parallelen aus dem Machtbereich der Donins bieten Dohna selber, Dippoldiswalde und Liebstadt.

Bis zum „Städtchen“ hat es Rabenau geschafft

Dass alle vier immer klein blieben, liegt sicher nicht allein an den topographischen Gegebenheiten, sondern auch daran, dass die Burggrafen nicht gerade als dezidierte Förderer ihrer Städte gelten können. Bis zum „Städtchen“ immerhin - das meint der Terminus oppidum - hat es Rabenau geschafft, blieb aber immer eine der kleinsten sächsischen Städte - dies ein Phänomen, das einem im Osterzgebirge übrigens auffällig häufig begegnet.

Lit.:A. Thieme, Burg und Herrschaft im Osterzgebirge, in: Herbergen der Christenheit, 2002; G. Billig/ H. Müller, Burgen. Zeugen sächsischer Geschichte, 1998; Werte unserer Heimat 21, 1973.