Merken

Burg wächst auf dem Bildschirm

Einen Animationsfilm zeigt die Entwicklung der Burg Kriebstein. In wenigen Minuten steckt die Arbeit eines ganzen Jahres.

Teilen
Folgen
NEU!
© Dietmar Thomas

Von Marcus Moeller

Kriebstein. Im flachen Gewölbe der Burg Kriebstein ist es angenehm kühl. Ritterlich sieht es hier aus, uralte Eisenwaffen sind an der Wand ausgestellt. Diese Räumlichkeiten erzeugen eine Mittelalter-Nostalgie, in der man sich nahezu verlieren würde, wenn da nicht dieser hochauflösende Flachbildschirm wäre. Er zeigt einen Animationsfilm über die Baugeschichte der Burg Kriebstein.

So wie es ein langer, harter Weg gewesen sein musste, als die spätgotische Burg im 14. Jahrhundert erbaut wurde – so war auch die baugeschichtliche Forschung und Komprimierung in einen Informationsfilm sehr anspruchsvoll, sagt Burgchefin Gabriele Wippert. Nachdem sie mit ihrem Mann Bernd Wippert 2009 bereits ein Buch zur Baugeschichte der Burg veröffentlichte, kam schließlich die Idee, das Wissen in einem leicht zugänglichen Medium den Museumsgästen kompakt näherzubringen. Dabei halfen ihr schließlich Mathias Eimann und Ulrike Jentzsch, beide Animationsprofis.

Nach gut einem Jahr ist ein stilistisch ausgewogen konzipierter Film entstanden: „Die optische Darstellung des Films ist ein Mittelweg zwischen Spielegrafikästhetik und Modell“, sagt Matthias Eimann. Es beginnt mit einem grafischen Abbau der Burg: Als wären es Legosteine, werden ein Teil nach dem anderen dem digitalen Modellgebäude entzogen, bis nur noch der blanke Berg zu sehen ist. Danach folgt die Geschichte zu Aufbau und Weiterentwicklung der Burg, bis hin zu ihrem Zustand zu DDR-Zeiten. Am Ende geht es in die Gegenwart: Realbilder, aufgenommen mit einer gemieteten Drohne, welche die Gemäuer umfliegt, zeigen das Bauwerk aus einer neuen Perspektive: „Der Wechsel auf reale Aufnahmen am Ende verdeutlicht, dass sich der Film nun der Gegenwart widmet“, sagt Mathias Eimann.

Der Arbeitsprozess des Films begann mit dem erklärenden Text zur Geschichte der Burg. Nach einer ersten Gliederung konnte die eigentliche Arbeit der Animationstechniker beginnen: Zunächst das Bauen eines 3-D-Modells. Das müsse man sich vorstellen, wie bei dem Architekten, der ja auch mit ähnlichen Programmen arbeite, sagt Thomas Eimann. Die abstrakten Drahtgebäude wurden schließlich mit Bildern belegt. Zu guter Letzt mussten Bild und Ton synchronisiert und feingeschliffen werden. Die Fertigstellung der Animation dauerte gut drei Monate, insgesamt benötigten die Planung und Arbeit an dem Projekt etwa ein Jahr akribische Tüftelei.

Viele Experten waren hierzu am Werk: Neben Mathias Eimann und Ulrike Jentzsch war auch Grafikerin Sandy Rothe an der Arbeit beteiligt, die schon mehrfach Bauanimationen entwickelte. Das Ehepaar Wippert lieferte mit Hilfe von Architekt und Bauhistoriker Peter Petersen die inhaltliche Basis des in Deutsch und Englisch eingesprochenen Textes.

Was wohl Ritter Dietrich von Beerwalde zu der modernen Technik sagen würde, welche die Geschichte erklärt, die er selbst mitschrieb? Durch ihn fand die Burg Kriebstein 1384 ihre erste urkundliche Erwähnung. Dietrich trieb den Ausbau der Burg fortan unter Nutzung seiner einflussreichen Ämter voran. Die zweite entscheidende Bauepoche begann 1465, als Hugold der Dritte von Schleinitz die Burg Kriebstein erwarb. 1471 betraute er Arnold von Westfalen, nach der Erbauung der Albrechtsburg in Meißen berühmter Architekt seiner Zeit, mit Umbauten und Erweiterungen. Das Bauwerk Westfalens kann sich sehen lassen. So wie auch der ihm gewidmete, gut zehnminütige Film, der nun im Museum der Burg Kriebstein zu sehen ist.