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Campen in Klein-Kanada

Die drei Campingplätze rund um die Talsperre Kriebstein werden gut angenommen. Bei einem gibt es Probleme.

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© Dietmar Thomas

Von Cathrin Reichelt

Kriebstein. Die Sonne scheint die Regentropfen vom Morgen regelrecht aufzusaugen. Nur das Zwitschern der Vögel durchbricht die Ruhe. Nachbarn schwatzen leise miteinander. Irgendwo klappern Kaffeetassen. Der Campingplatz und die Weekend-Siedlung liegen idyllisch, versteckt zwischen hohen Bäumen an der Talsperre Kriebstein.

Diese Ruhe genießen seit einigen Tagen auch Christine Topf und Hans-Jörg Ehmen aus Leipzig. Ab und zu hat Hans-Jörg Ehmen schon mal einen Tagesausflug nach Kriebstein unternommen. Mit dem Wohnwagen ist er zum ersten Mal da. „Wir haben Karten für die Seebühne“, begründet Christine Topf den längeren Aufenthalt, der für die beiden möglicherweise nicht der Letzte ist. Sie würden wiederkommen. „Hier ist es ruhig und noch so naturverbunden. Nicht so aufgemotzt“, meint die Leipzigerin.

Das Paar hat bereits die Städte Waldheim und Döbeln sowie die Burg Kriebstein besucht. Auch auf dem Stausee sind sie gepaddelt. Christine Topf ist von der Landschaft fasziniert. „Wie Klein-Kanada“, meint sie. Nur eins hat den beiden nicht gefallen. Bei einer Wanderung bis nach Ehrenberg wollten sie zurück über die Staumauer laufen, so hatten sie den Weg nach dem Blick auf eine Karte gewählt. Aber dann mussten sie feststellen, dass die Mauer nicht begehbar ist. Und eine Fähre fuhr zu dieser Zeit auch nicht mehr. Aber das sei das einzige Manko gewesen.

Nur eine einzige Nacht haben Birgit und Wolfgang Müller aus Plauen mit ihrer achtjährigen Enkelin Lilly auf dem Campingplatz verbracht. „Von der Talsperre haben wir im Vogtland schon öfter gehört und wollten sie einfach mal ausprobieren“, meint Birgit Müller. Es ist ihre letzte Station auf einer Campingtour durch Brandenburg, die Lausitz und Sachsen. „Kriebstein ist der ruhigste aller Campingplätze.“ Das gefällt der Plauenerin. Am Senftenberger See seien sie gleich wieder weggefahren. Dort sei es zu voll und zu hektisch gewesen. Lilly hätte sich über einen Spielplatz gefreut. Der fehlt in Kriebstein. Direkt auf dem Campingplatz wird es auch keinen geben. „Aber die Gemeinde plant im kommenden Jahr direkt neben dem Kletterwald den Bau eines Spielplatzes. Der kann von den Campern mit genutzt werden“, sagt Thomas Caro, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kriebsteintalsperre. Auf den Brötchenservice, den die Plauener ebenfalls vermissen, hat er keinen Einfluss. „Wir würden das Angebot keinem Bäcker verbieten. Aber die Nachfrage ist zu gering“, meint Caro. Mehrere Bäcker hätten einen solchen Service schon ausprobiert.

Sanitäranlagen mit DDR-Standard

Anita Kunze beobachtet, dass der Campingplatz immer weniger von Familien angenommen wird. Die 84-Jährige gehört seit fast 40 Jahren zu den Dauercampern. Sie führt das darauf zurück, dass es keinen Spielplatz und kein Bad mehr gibt. Das Baden ist zwar nicht verboten, aber wer ins Wasser steigt, tut das auf eigene Gefahr, so Caro.

Anita Kunze fühlt sich wohl in Kriebstein. „Das ist mein zweites Leben. Das möchte ich nicht missen“, sagt die Chemnitzerin. Trotzdem würde sie sich eine Veränderung wünschen: neue Sanitäranlagen. Die Jetzigen sind ordentlich und werden jeden Tag gereinigt. Aber sie stammen noch aus DDR-Zeiten. Der Chef des Zweckverbandes macht ihr jedoch keine Hoffnung, dass sich an dem Zustand etwas ändert.

Der Grund: Das Areal ist dreigeteilt. Ein Teil gehört der Firma Karl in Bayern, ein zweiter den Betreibern der Gaststätte und der Kleinste dem Zweckverband. Mindestens 100 000 Euro würde es kosten, die Sanitäranlagen zu erneuern. Denn der Bau sei so marode, dass er abgerissen werden müsste. Allerdings nutzen alle Gäste des Campingplatzes die Anlagen. Den Pächtern der Weekend-Siedlung wurden ihre Verträge von der Firma Karl gerade für fünf Jahre verlängert. Doch was passiert danach? Schon öfter habe der Eigentümer der Firma angekündigt, andere Pläne mit dem Gelände zu haben. Dann würden auch die Sanitäranlagen nicht mehr gebraucht.

Das Risiko, die hohen Investitionen letztendlich einzubüßen, ist dem Zweckverband zu groß. Zudem müsse er noch Anteile der Nutzungsentgelte für bestimmte Bereiche an die Firma Karl abführen. „Wir erhalten aber keinen Cent dafür, dass die Gäste der Weekend-Siedlung unsere Anlagen nutzen“, so Caro.

Statt in Kriebstein verbessert der Zweckverband lieber die Situation auf den Campingplätzen in Lauenhain und in der Mittweidaer Aue. Beide gehören komplett dem Verband. Am Talgut in Lauenhain ist ein Spielplatz geplant. „Wir haben die Einfriedung verbessert und die 1993 gebaute Sanitärhalle soll saniert werden“, erklärt Thomas Caro. Außerdem ist die Einrichtung von zehn Wohnmobilstellplätzen vorgesehen. In der Mittweidaer Aue sei die Einfriedung nun abgeschlossen und damit die Sicherheit erhöht. Im vergangenen Jahr habe es auf dem Campingplatz einige Diebstähle gegeben. In diesem Jahr noch nicht. Insgesamt seien Lauenhain und die Mittweidaer Aue besser ausgelastet als Kriebstein. Das liege aber nicht nur an der Ausstattung, sondern auch daran, dass die beiden eigenen Plätze einen direkten Zugang zum Wasser haben und Kriebstein nicht.