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Chinesen in der Görnischen Gasse

Im Atelier von Andreas Ehret stellt Porzellan-Künstler Bai Yi aus – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Großer Bahnhof gestern in dem kleinen Atelier von Andreas Ehret auf der Görnischen Gasse. Neben diesem und Meißner Künstlerkollegen wie Gudrun Gaube und Olaf Fieber hatte Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) extra seinen Urlaub unterbrochen, um besondere Gäste zu begrüßen. Dabei handelte es sich um den in China sehr bekannten Porzellankünstler, Maler und Kunsttheoretiker Bai Yi und um den Leiter der Kulturabteilung der chinesischen Botschaft in Deutschland, Chen Ping. Für Sachsen war Gundula Sell vom Dresdner Kunstministerium erschienen.

Der Sinn des Ganzen besteht in zweierlei. Erstens sind in den nächsten Wochen Porzellane von Bai Yi in der Görnischen Gasse zu sehen. Er greift in seinen Wandplatten, Gefäßen und Vasen traditionelle chinesische Motive wie Blüten und Kirschzweige, Porträts und immer wieder Flussszenen auf. „Der besondere Reiz der Porzellane Bai Yis geht von der Malerei aus. Dabei sind die Vorbilder der traditionellen chinesischen Tuschzeichnung unverkennbar“, erklärte Andreas Ehret.

Das zweite Anliegen der Schau erläuterte der chinesische Gast Bai Yi selbst. Er hat in der chinesischen Acht-Millionen-Metropole Hangzhou eine Kunstakademie aufgebaut und stellt dort nach eigenen Angaben rund 30 Ateliers für Künstler aus dem ganzen Land zur Verfügung. Dort sollen schon im Oktober Meißener Porzellangestalter ihre Werke vorstellen, und Andreas Ehret und Gudrun Gaube sollen dann dort auch arbeiten können. „Ich fühle mich verpflichtet, die Kunststücke aus Meißen in China bekannt zu machen“, erklärte Bai Yi. Generell solle der Künstleraustausch „die Freundschaft zwischen China und Deutschland festigen“. Bai Yi lud auch Oberbürgermeister Raschke nach Hangzhou ein.

Dieser war voller Lobes für die Künstlergruppe Weißer Elefant. Denn die gestrige Ausstellungseröffnung ist nur die kleinere der gegenwärtigen Aktionen der Gruppe. Auf der Albrechtsburg stellen noch bis zum 18. September 25 Künstler aus Deutschland und der Welt ihre Arbeiten bei der Ersten Porzellanbienale aus. Raschke: „Ich bin dankbar, dass die Gruppe Weißer Elefant zeigt, welches Potenzial in Meißen steckt.“ Das könnte die Stadt fördern, wenn sie Ereignisse wie die Porzellanbienale als die ihrigen begreift und fördert. Und auch ein Künstleraustausch mit China wird nicht zu bewerkstelligen sein, wenn die Stadt dabei abseitssteht. Den praktischen Zweck eines solchen Austauschs beschrieb Andreas Ehret. Es gehe nämlich auch darum, Meißner Porzellankunst in China zu verkaufen „und wiederum spürbar mehr chinesische (Kauf-)Touristen für einen Besuch in Meißen zu gewinnen“.

Meißener Porzellankunst meint das zeitgenössische Schaffen, etwa von den beim Weißen Elefanten zusammengeschlossenen Künstlern, aber es meint natürlich auch die Manufaktur, die auch in China nicht unbekannt ist. Dass diese keinen Vertreter zur Ausstellungseröffnung in die Görnische Gasse geschickt hat, ist bedauerlich. Die Hoffnung, dass es endlich zu einer vorwärts gerichteten Zusammenarbeit zwischen der großen Manufaktur und den vielen kleinen Porzellan-Einzelkämpfern kommt, ist so leider nach der nicht zustande gekommenen Zusammenarbeit bei der Porzellanbienale ein weiteres Mal enttäuscht worden.