Pirna
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Abschied vom Mann des ersten Titels

Die Bob-Olympiasieger um Francesco Friedrich trennen sich bei ihrem Sommerfest in Pirna von einem ganz besonderen Wegbegleiter - unfreiwillig.

Von Stephan Klingbeil
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Francesco Friedrich (l.) verabschiedet sich von seinem ehemaligen Anschieber Jannis Bäcker.
Francesco Friedrich (l.) verabschiedet sich von seinem ehemaligen Anschieber Jannis Bäcker. © Stephan Klingbeil

Der Weltmeister ist schon wieder im Wettkampfmodus. Kraft-, Sprung- und Sprinttraining stehen jetzt täglich auf dem Plan, alle ein, zwei Wochen geht es zudem für Bobpilot Francesco Friedrich mit seinem Team auf die Anschubstrecke nach Riesa. Nach dem Training entspannt der 29-jährige Pirnaer indes am liebsten mit seiner Familie. „Das ist für mich die beste Erholung“, erklärt der Doppel-Olympiasieger vom BSC Sachsen Oberbärenburg beim Sommerfest seiner Sponsorenallianz am Donnerstagabend im Pirnaer „Bootshaus“.

Nach der Geburt seines zweiten Sohns Hannes vor vier Wochen hat für ihn die intensive Vorbereitung auf den Winter begonnen. Die Heim-WM 2020 in Altenberg wird der Höhepunkt sein, vor allem auf den sechsten Titel im Zweierbob arbeitet er hin. Der Rekordsieg sei „das große Ziel“.

Das Ticket hat Titelverteidiger Francesco Friedrich bereits sicher. Genau wie Weltmeisterin Mariama Jamanka vom BRC Thüringen ist auch der Rekordchampion für Deutschland gesetzt. So kann sich „Franz“ voll und ganz auf Athletik, Materialtests und den nötigen Feinschliff konzentrieren.

Doch beim Saisonhöhepunkt im Osterzgebirge muss Friedrich auf einen ganz besonderen Wegbegleiter verzichten, auf Jannis Bäcker. Der langjährige Anschieber beendet seine Karriere und zieht am Wochenende nach drei Jahren in Pirna zurück in seine Heimat. Bei dem Sommerfest wurde der aus Unna stammende 34-Jährige von seinem Teamchef und den Kollegen Candy Bauer, Thorsten Margis, Martin Grothkopp und Florian Kunze sowie zahlreichen weiteren Gästen emotional verabschiedet.

Trainer Gerd Leopold mit seinen Schützlingen stand Rede und Antwort.
Trainer Gerd Leopold mit seinen Schützlingen stand Rede und Antwort. © Stephan Klingbeil

Der ehemalige Zehnkämpfer arbeitet fortan als Lehrkraft an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf in Nordrhein-Westfalen. „Das war ein relativ kurzfristiges Angebot, das ich nicht ablehnen konnte“, erklärt Bäcker seinen vorzeitigen Rückzug vom Leistungssport. Eigentlich wollte er erst nach der Heim-WM aufhören.

„Mit Franz verbindet mich eine besondere Beziehung, es war eine tolle Zeit. Die Mannschaft und das familiäre Miteinander sind hier einmalige“, sagt der Noch-Pirnaer, der im vergangenen Dezember erstmals Vater einer Tochter geworden war.

Bäcker schob Friedrich bei der WM 2013 in St. Moritz sensationell zum ersten Weltmeistertitel im Zweierbob. Heute ist der Bobpilot Rekordchampion. Beide starteten zudem bei Olympia 2014 in Sotschi, wo sie in nicht wettbewerbsfähigen Bobschlitten klar an der erhofften Medaille vorbeifuhren. Insgesamt feierte das Duo auch drei Weltcupsiege, sieben Europacuperfolge und viele weitere Podestplätze.

„Wie ein großer Bruder“

Verletzungsbedingt fiel er häufiger aus. Im Vergleich mit den extrem starken Teamkollegen war er dann oft einen Tick langsamer. So verpasste Bäcker eine erfolgreichere Karriere. Dennoch stand er stets mit Rat und Tat zur Seite. Der 1,98-Meter-Mann wird von den Kollegen geschätzt, er sei ein „fairer Sportsmann“ und „wie ein großer Bruder“ gewesen. Bei seiner Verabschiedung am Donnerstagabend floss dann auch die ein oder andere Träne – bei ihm, seinem Piloten und seinem Trainer: „Er hat einen sensationellen Charakter“, lobt Gerd Leopold. Nach einem emotionalen Rückblick auf sportliche Highlights bekam Bäcker schließlich noch ein ganz besonderes Geschenk überreicht. Friedrich überraschte seinem Kumpel mit einer Original-Kufe vom gemeinsamen Weltmeisterbob 2013.

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