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Continental AG verliert Übernahmeschlacht

Nach einem der spektakulärsten Übernahmekämpfe der vergangenen Jahre ist die Schaeffler-Gruppe bei Continental am Ziel.

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Hannover/Herzogenaurach. Der wesentlich größere Konzern in Hannover gab seinen langen Widerstand gegen einen massiven Einstieg des Familienunternehmens auf. Conti-Chef Manfred Wennemer tritt nach fast sieben Jahren zurück.

Wie gelang Schaeffler die Übernahme?

Conti wurde Mitte Juli vom Übernahmeangebot Schaefflers kalt erwischt (siehe Chronik). Schaeffler hatte die Schwäche des Conti-Aktienkurses ausgenutzt und sich mithilfe von Banken Zugriff auf ein großes Aktienpaket gesichert. Conti-Chef Wennemer hatte das Vorgehen der Franken als „egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos“ bezeichnet. Er war aber von Beginn an gegen Schaeffler in der Defensive.

Warum Tritt Conti-Chef Wennemer zurück?

Schon im Verlauf der Übernahmeschlacht war es zum Zerwürfnis zwischen Wennemer und Aufsichtsratsboss Hubertus von Grünberg gekommen. Der favorisierte eine schnelle Einigung mit Schaeffler und hatte früh vor einem „Kampf um jeden Preis“ gewarnt. Wennemer hatte Conti vor allem durch Übernahmen zu einem der fünf weltweit größten Autozulieferer geschmiedet. Er galt aber auch als „Kostenkiller“. Die IG Metall jedenfalls weine Wennemer „keine Träne nach“, hieß es.

Wie hoch ist der Preis für die Übernahme?

Die in der Nacht zu Donnerstag erzielte Einigung sieht vor, dass Schaeffler 75 Euro pro Aktie zahlt. Zudem verpflichtete sich Schaeffler zu einem Risikoausgleich bis zu einer Höhe von 522 Millionen Euro. Die Kosten des Einstiegs werden auf fünf Milliarden Euro geschätzt.

Welche sonstigen Bedingungen gibt es?

Schaeffler sagte zu, das Engagement bei Conti in den nächsten vier Jahren auf 49,99 Prozent zu beschränken. Außerdem dürfen die Franken gegen den Willen von Conti keine Veränderungen etwa in Bezug auf die Unternehmensform, die Konzernzentrale, die Geschäftsbereiche sowie die Börsennotierung vornehmen. Die Vereinbarung, die frühestens im Frühjahr 2014 gekündigt werden kann, enthält auch Regelungen zum Schutz der Mitarbeiter.

Gibt es Verbindungen nach Sachsen?

Conti hat zwei Werke in Limbach-Oberfrohna und Stollberg mit 1200 Beschäftigten. Sie stellen Dieseleinsspritz-Systeme her und gehörten zur früheren Siemens-Sparte VDO. Die Schaeffler-Gruppe (INA, LUK, FAG) fertigt Präzisionsteile für Maschinen und Autos. Ihr Geschäftsführer Jürgen Geißinger spielte eine wichtige Rolle im Leasing-Skandal bei der Landesbank Sachsen: als Aufsichtsratschef der Banktochter MDL. (dpa/AP/SZ/uwo)