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Damit die Promnitz im Bett bleibt

In Berbisdorf werden zwei Hochwasserschutz-Projekte geplant. Aber was bringen sie den Anwohnern des Flüsschens?

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© Archiv/Sven Görner

Von Sven Görner

Berbisdorf. Immer wieder sorgt die Promnitz bei den Menschen, die an ihrem Ufer wohnen, für Aufregung. Vor allem in Berbisdorf. Bei jedem der verstärkt auftretenden Starkregen hoffen sie, dass ihnen das Schlimmste erspart bleibt. Denn seit 2002 verursachten Überflutungen gleich mehrfach Schäden. Allein 2010 gab es drei Hochwasser. Das Ende September übertraf dabei sogar das von 2002. Das Letzte große ist drei Jahre her. Doch noch immer ist nicht alles wieder repariert.

Land unter am Dammweg in Berbisdorf. Wie hier beim letzten großen Hochwasser im Jahr 2013 werden dabei auch immer wieder Häuser unter Wasser gesetzt.
Land unter am Dammweg in Berbisdorf. Wie hier beim letzten großen Hochwasser im Jahr 2013 werden dabei auch immer wieder Häuser unter Wasser gesetzt. © Archiv/Sven Görner

Einige Anwohner haben inzwischen versucht, sich selbst einen Hochwasserschutz schaffen. Denn die Stadt Radeburg hat nach dem Flutjahr 2002 zwar ein Hochwasserschutzkonzept erarbeiten lassen, doch dessen Umsetzung kommt nur sehr langsam voran. Zum einen liegt das daran, dass neben Radeburg auch Dresden, Moritzburg und das Landesamt für Straßenbau und Verkehr ihren Teil dazu beitragen müssen. Denn das Regenwasser, das in Radeburg für Überschwemmungen sorgt, kommt auch aus dem Dresdner Norden, wo große Flächen für Gewerbeansiedlungen versiegelt wurden.

Die Landeshauptstadt hat darum bereits an der Grenze zum Radeburger Ortsteil Volkersdorf einen Rückhaltedamm für die Bartlake geschaffen. Dieser sorgt dafür, dass das Wasser des Baches im Fall der Fälle zurückgehalten und gedrosselt an die Promnitz abgegeben wird.

In Berbisdorf will die Stadt Radeburg nun zwei ähnliche Bauwerke errichten. In einer Veranstaltung zur Vorbereitung der beabsichtigten Flurneuordnung des Ortsteils wurden jetzt auch die Planungen für diese Hochwasserschutz-Projekte vorgestellt. Das größere der beiden Vorhaben soll am Jähnertbach zwischen dem Frauenteich und der Promnitz entstehen. Geplant ist dort ein 220 Meter langer und 22 Meter breiter Damm mit einer maximalen Höhe von drei Metern. Auf diese Weise könnte eine fast 21 000 Quadratmeter große Einstaufläche geschaffen werden. So viel wie zwei große Fußballfelder. Diese Dimension ist für ein Hochwasser ausgelegt, wie es im Durchschnitt alle 100 Jahre auftreten könnte.

Da der Bach im Normalfall nur als mehr oder weniger großes Rinnsal durch die Fläche fließt, kann der Rückhaltebereich künftig als Grünland bewirtschaftet werden. Abkaufen muss die Stadt dagegen den gleichen drei Eigentümern die knapp 4 500 Quadratmeter, die für den Dammbau benötigt werden.

Das zweite, deutlich kleinere Bauwerk, hat die Stadt für den Seifengraben planen lassen. Der fließt auf der gegenüberliegenden Seite des Dorfes. Im Ort selbst seit Jahren komplett verrohrt. Das war wohl auch der Grund, dass das Bächlein im Hochwasserschutzkonzept, welches der Stadtrat 2009 beschlossen hatte, zunächst keine Beachtung fand.

Erst als das Wasser aus dem Seifengraben 2010 für Schäden sorgte, wurde auch er in das Konzept einbezogen. Wie wichtig das ist, zeigte sich erneut 2013. Da hatten Anwohner beobachtet, dass nicht nur die 2004 zu niedrig erneuerte Fußgängerbrücke am Dammweg für einen Rückstau der Promnitz sorgte, sondern auch der dahinter in die Promnitz fließende Bach. Darum soll auch dieser künftig sein Wasser reguliert an das Flüsschen abgeben.

Östlich der Schmalspurbahn-Gleise sehen die Planungen dafür einen 40 Meter langen, zwölf Meter breiten und 1,80 Meter hohen Damm mit einem Drosselbauwerk vor. Die Einstaufläche wird hier mit 8 500 Quadratmetern weniger als die Hälfte von der am Jähnertbach betragen. Neben den für den Dammbau benötigten 500 Quadratmetern werden nach Aussage der Planer weitere 70 für eine Umverlegung des Baches benötigt.

Auf die Frage, um wie viel Zentimeter die Promnitz durch den Bau der beiden Rückhaltemöglichkeiten künftig weniger ansteigen wird, wussten diese allerdings keine Antwort.

Eine spürbare Entlastung für die Anwohner wird aber möglicherweise erst eintreten, wenn alle 19 Maßnahmen des Hochwasserschutzkonzeptes umgesetzt sind. Neben den beiden städtischen Projekten in Berbisdorf, die nach dem jetzigen Stand zwischen 2017 und 2019 gebaut werden sollen, verspricht sich Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos) vor allem von einer Maßnahme in Regie des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr sichtbare Effekte für den Hochwasserschutz an der Promnitz: Im Kirchwald zwischen Bärnsdorf und Berbisdorf sollen Überflutungsflächen geschaffen werden. Als eine Umweltausgleichsmaßnahme für die Erneuerung der Staatsstraße in Volkersdorf.

Nach jahrelangen Planungen gibt es für das Straßenvorhaben jetzt den Planfeststellungsbeschluss. Derzeit wird an den Ausführungsplanungen gearbeitet. Wann der Baustart für die Straße erfolgt, hofft die Stadtverwaltung in den nächsten Wochen zu erfahren. Vielleicht gibt es dann auch schon eine Aussage zur Überschwemmungsfläche.

Bis diese fertig ist, werden die Berbisdorfer bei starkem Regen weiterhin sorgenvoll zum Himmel und auf die Promnitz schauen.