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Dammbruch zwischen Lorenzkirch und Zschepa

Die Elbe bahnt sich unaufhaltsam ihren Weg. Was das für die Anwohner bedeutet.

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Von Jane Pabst

Zschepa. Von Familie Müllers Terrasse genießt man einen unverbauten Blick auf die Elbe. Sehr weit schaut man von hier aus auf den Fluß. Die Elbe fließt normalerweise hinter dem Damm gemächlich dahin. Bis zum vergangenen Freitag.

„Auf einmal hörten wir ein lautes Geräusch“, erinnert sich Rositta Müller. Die Anwohnerin auf der Elbstraße 1 d in Zschepa spricht aufgeregt weiter. „Der Damm brach plötzlich und auf einmal rauschten die Wassermassen nur so auf die Felder herein. Da haben wir richtig Angst bekommen.“ Denn Müllers befürchteten, dass damit sich auch der Wasserstand bei ihnen weiter erhöhen würde. Denn sie zählen zu den Bewohnern Zschepas, die sich gegen eine Evakuierung aussprachen und zuhause blieben. „Wir hatten ja Notstrom, Wasser und die Toilettenspülung funktionierte auch“, sagt die Rentnerin. Der Gefrierschrank war zudem auch gut gefüllt. Jeden Tag haben die Müllers gegrillt. 26 Zentimeter fehlte bei dem Ehepaar noch, dann hätte das Wasser im Haus gestanden. Soweit ist es dann doch nicht gekommen. Dennoch schoss auch gestern Nachmittag noch das Wasser der Elbe durch den zirka 100 Meter breiten Dammbruch hindurch. Die dahinter liegenden Felder füllten sich zusehends mit den braunen Wassermassen. Bürgermeister Ralf Hänsel sagte der SZ dazu: „Das ist die gleiche Stelle, die schon zur Flut 2002 brach. Der Umstand, dass dort der Damm gebrochen ist, verschlimmert aber die Situation nicht erheblich.“ Laut Hänsel, der sich gestern vor Ort umsah, hätte das Wasser durch den Dammbruch die Möglichkeit, abzufließen. Und tatsächlich verteilt es sich auf den weiträumigen Flächen der Felder. „Dieser Damm wurde bereits vor 200 Jahren angelegt, als Fluchtweg bei Hochwasser“, erzählt Sigmar Wagner. Direkt hinter dem verlassenen Haus auf der Elbstraße 3 führt ein schmaler Weg zwischen den Grundstücken auf den Damm hinauf. „Mit diesem Wall schützten die Bewohner früher ihre Felder. Die Häuser hingegen soffen ab. Aber das war nicht so dramatisch, das waren ja einfache Bauernkaten aus Lehm und Stroh. Die waren schnell wieder aufgebaut“, so Wagner weiter.

Mindestens fünf Häuser standen am gestrigen Tag in Zschepa noch unter Wasser. Und zwar nicht nur deren Keller, sondern auch die Wohnungen. Der Ruf nach einer Pumpe wurde von den Anwohnern laut. Das Surren der Pumpe dürfte nicht nur auf Rositta Müller beruhigend wirken.