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Damwild auf Diät

Schon seit Wochen gibt es im Wildgehege keine Futtertüten mehr. Der Hafer hat die Tiere zu dick gemacht. Besucher fanden einen gefährlichen Ersatz.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg. Das kleine Mädchen mit den blonden Zöpfen schaut traurig. Sie hat sich so drauf gefreut, mit ihrer Mama und der kleinen Schwester mal wieder das Wildgehege in Moritzburg zu besuchen. Schon die ganze Fahrt über hatte sie gefragt, ob sie wieder die Bambis und Ziegen füttern darf. Das hatte ihr beim letzten Besuch im vergangenen Jahr besonders Spaß gemacht. Mama hatte versprochen, auf dem Parkplatz wieder eine Futtertüte zu kaufen. Und dann die böse Überraschung – es gibt kein Futter.

Mitte März hatte die SZ berichtet, dass die Pfleger gerade damit begonnen hatten, die Tiere an neues Futter zu gewöhnen. Ronald Ennersch, der amtierende Leiter der zum Staatsbetrieb Sachsenforst gehörenden Einrichtung, nannte auch den Grund dafür. „Der bisher in den Futtertüten angebotene Hafer ist sehr energiereich.“ Das habe dazu geführt, dass manche Tiere regelrecht verfettet seien. „Im Interesse der Tiergesundheit wollen wir versuchen, das Futter auf kleine Strohpellets umzustellen, die deutlich weniger energiereich sind.“ Wenn das funktioniert, so hatte der Forstmann versprochen, sollen die Besucher die Pellets dann auch kaufen und verfüttern können.

Das Mädchen hätte ganz sicher auch dieses Futter gern an ihre vierbeinigen Lieblinge verteilt. Wie viele andere Besucher auch. Doch so blieb der Mama nur, die Kleine zu trösten. Was einige Zeit brauchte. Manche Eltern und Großeltern haben nicht so viel Geduld. Sie greifen zu Alternativen, die man oft dabei hat, wenn man mit Kindern unterwegs ist: Kekse, Kuchen oder Schnitten.

Auf SZ-Nachfrage bestätigt der Dresdner Forstbezirksleiter Markus Biernath diese Beobachtungen. „Das ist uns auch schon berichtet worden. Damit wird natürlich genau das Gegenteil von dem erreicht, was wir mit dem zeitweiligen Stop des Futterverkaufs erreichen wollten.“ Denn dieses unerlaubte Ersatzfutter ist für die Tiere deutlich schädlicher als der zuviel gefütterte Hafer.

Darum soll nun möglichst schnell Abhilfe geschaffen werden und die Besucher, wie im März versprochen, wieder Futter für die Tiere kaufen können. Denn die Wildgehegetiere hätten sich an das Futter gewöhnt. „Relativ problemlos“, wie Ronald Ennersch sagt. „Natürlich haben sie erst einmal geguckt, wenn der Tisch etwas anders gedeckt ist. Das geht uns ja genauso.“

Geben wird es die Pellets allerdings nicht in Tüten, sondern lose aus Automaten. Diese sollen nur an Gehegen aufgestellt werden, wo die Tiere tatsächlich gefüttert werden dürfen. Beim Sika- und Damwild und bei den Ziegen. Denn das Problem der Tüten sei auch gewesen, dass Besucher aus diesen auch dort gefüttert hätten, wo es nicht erlaubt war. Aus diesem Grund gibt es die Strohpellets aus den Automaten auch nicht in praktischen Pappschachteln, wie das in anderen Wildparks der Fall ist.

Diese Verfahrensweise erinnert allerdings an die Zeit, in der es im Wildgehege schon einmal Futterautomaten gab. Diese waren wenig nutzerfreundlich. Zum einen war es nicht leicht, das Futter aus dem Ausgabeschacht zu holen. Oft ging dabei ein Teil zu Boden. Und auch danach musste man aufpassen, dass der Rest beim Füttern nicht durch die kleinen Kinderhände rann. Bleibt zu hoffen, dass das mit den neuen Automaten und dem neuen Futter besser klapp.

Aufgestellt werden sollen diese in der nächsten oder übernächsten Woche, sagt der amtierende Wildgehegeleiter. Damit die Besucher auch an diesem Wochenende schon etwas füttern können – am Sonnabend findet von 14 bis 18 Uhr ein Kinderfest statt, Mädchen und Jungen bis 12 Jahre haben freien Eintritt – gibt es eine Alternative. „Unsere Mitarbeiter bereiten für die entsprechenden Gehege Kisten mit Saftfutter vor, also Möhren, Äpfel und Ähnliches. Das kann dann den Tieren gegeben werden.“ Da die so verwöhnten Vierbeiner aber irgendwann auch mal satt sind, „werden die Kisten nicht ständig wieder nachgefüllt“, ergänzt Ronald Ennersch.