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Darum knallt‘s im Bunker

In einem alten Raketenbunker auf dem ehemaligen Asylgelände in der Massenei lässt es ein Unternehmer richtig krachen. Doch was ist das Ziel der Sprengungen?

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© Archivfoto: Thorsten Eckert

Von Carolin Menz

Seeligstadt. Andreas Wichor will es im alten Raketenbunker auf dem ehemaligen Asylgelände in der Massenei krachen lassen – für Forschungszwecke. Der Lausitzer aus Kreba-Neudorf bei Niesky plant in Seeligstadt ein neues Spezialdienstleistungs-unternehmen für Versuchssprengungen. „Im Bunker sollen beispielsweise neue Werkstoffe und Materialien getestet werden, die im Labor entwickelt wurden“, so Wichor. Mit Sprengungen könnten unter anderem Oberflächenbehandlungen, Beanspruchungsverhalten, Festigkeit und Bruchmechanik geprüft werden. Wie Andreas Wichor sagt, wären auch Sprengtests für die Herstellung von gepanzerten Karosserieteilen oder industrieller Diamanten denkbar.

Im Großharthauer Gemeinderat stellte Andreas Wichor sein Firmenkonzept jetzt erstmals vor. Er und ein Partner wollen den Bunker demnach an Forschungseinrichtungen vermieten, etwa an Ingenieurbüros, Institute oder die Bergakademie Freiberg. Nach Wichors Angaben könnten auch künftige Sprengmeister im Bunker Munitions-Sprengübungen durchführen, bevor sie zum Beispiel gefundene Bomben entschärfen. Ein Partner solle deshalb die Sprengschule in Dresden sein. Andreas Wichor könne für Auftraggeber auch selbst Sprengtests durchführen. Seit 1984 arbeitet er als Sprengmeister. Derzeit sprenge er unter anderem im Auftrag renommierter Baufirmen für die Herstellung von Baumaterialien.

Ideal für den Unternehmenszweck

Der Bunker in der Massenei, der atombombensicher ist und in dem die NVA der DDR Fliegerabwehrraketen stationiert hatte, sei ideal für die Zwecke seines neuen Unternehmens. „Der Bunker liegt abgeschieden, ist aber dennoch verkehrstechnisch gut angebunden.“ Er wolle Vorreiter auf dem Gebiet der Forschungssprengungen sein. In Deutschland gäbe es derartige Einrichtungen, wie er sie plant, nur selten. Vorausgesetzt, seine Pläne werden genehmigt, könnte er in gut einem Jahr starten, so Andreas Wichor. Der bisherige Eigentümer des Geländes, Max Aicher, habe bereits signalisiert, verkaufen zu wollen.

Der ehemalige Bunker in Seeligstadt besteht aus Beton und ist rund 30 Meter lang und gut 10 Meter hoch. Kleine bauliche Veränderungen wären nur im Inneren nötig, wie Andreas Wichor auf Nachfrage der SZ sagte. „Um den Beton vor Splittern zu schützen, werde ich Holzbohlen einbauen.“ Fraglich sei nur, ob die derzeit vorhandene Tür den Ansprüchen genüge.

Gemeinderat aufgeschlossen

Im Taucherwald waren Andreas Wichors Pläne schon einmal gescheitert, Großharthaus Gemeinderäte stehen der Sache mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber. „Und doch gibt es viele offene Fragen“, so Gemeinderat Gottfried Busch (SPD). „Wie stark ist die Sprengkraft? Wird es Lärmbelästigungen geben?“ Über genaue Auswirkungen konnte Andreas Wichor noch keine endgültigen Antworten geben. Er gehe aber davon aus, dass Lärm oder Schall nicht nach außen dringen und sämtliche Emissionsgrenzwerte eingehalten werden. „Ein Gutachter klärt das ab. Und natürlich beginnt nun die Prüfung durch die unterschiedlichen Fachämter. “ Andreas Wichor plane eine erste Probesprengung noch im Herbst, um genauere Aussagen zu Auswirkungen treffen zu können. Weitere Probesprengungen mit sukzessive immer mehr Sprengstoff sollen folgen, um die maximal zulässige Sprengkraft im Bunker zu ermitteln. Gesprengt werden soll während der regulären Arbeitszeiten, sagte Andreas Wichor. Angrenzend an den ehemaligen Raketenbunker gibt es keine Wohnbebauung. Allerdings ist das Masseneibad nur 400 Meter entfernt, sagte Großharthaus Bürgermeister Jens Krauße (SPD). Großröhrsdorf müsse daher in Gespräche einbezogen werden.

Chancen stehen gut

Jens Krauße wäre froh, wenn sich auf dem Gelände endlich etwas tut, das seit dem Auszug der Asylbewerber 2012 verfällt. Zumal es für andere gewerbliche Nutzungen im einstigen Militärbereich ohnehin wegen fehlenden Baurechts keine Genehmigungen gäbe. „Dieses Vorhaben gilt als ein privilegiertes, weil eben nur hier und nicht etwa in Wohn- oder Gewerbegebieten gesprengt werden kann“, so Jens Krauße. Chancen für eine Genehmigung stünden also gut. Für alle anderen Gebäude auf dem Gelände gelte dies aber nicht. Darauf wies Jens Krauße ausdrücklich hin. „Eine gewerbliche Nutzung etwa in den Mannschaftsgebäuden wird wohl nicht genehmigt. Da bleiben nur Abriss und Renaturierung.“ Dafür gab es breite Zustimmung von den Gemeinderäten.