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Das Einmaleins für den Schulbus

Bei einem speziellen Training lernen Vorschüler, was wichtig ist, um sicher zur Schule zu kommen – und wieder zurück.

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© Karl-L. Oberthür

Von Erik Jahn

Wilsdruff. In einem voll besetzten Linienbus des Regionalverkehrs Dresden (RVD) kann es schon mal lauter werden. Und das erst recht und umso mehr, wenn 40 aufgeregte Vorschüler durcheinander reden. Die Kinder der Kita Sonnenschein in Wilsdruff und der Kita Schlossberg in Blankenstein werden von ihren Erzieherinnen begleitet. Die haben es in dem Tumult aus Kinderstimmen nicht gerade leicht, von ihren Schützlingen gehört zu werden. Aber das macht nichts. Die Fahrt bis zum „Trainingsgelände“ auf dem Grumbacher Buswendeplatz dauert nur zehn Minuten. Ab da übernimmt dann Veronika Kegel-Lange. Die Busfahrerin mit dem lila Schulranzen absolviert heute das jährliche Schulbustraining mit den baldigen Erstklässlern. „Angefangen hat das Schulbustraining des RVD Ende der 1990er-Jahre bei einzelnen Kindereinrichtungen“, wie Sprecher Volker Weidemann mitteilt. 2001 nahmen bereits 22 Kindereinrichtungen mit rund 370 Vorschulkindern daran teil. In diesem Jahr wird der RVD 35 Kitas mit etwa 525 Vorschulkindern betreuen. „Die Nachfrage nach unseren Schulbustrainings ist dabei allerdings höher gewesen“, so Weidemann.

Die drei Vorschulgruppen aus Wilsdruff und Blankenstein jedenfalls nehmen heute wieder an der Aktion teil. Die schlauen Vorschüler wissen auch schon, was sie heute machen werden, als die Busfahrerin sie fragt. „Schulbustraining!“, rufen alle lauthals zu. Und warum? „Weil wir in die Schule kommen.“ Richtig.

Aufmerksam lauschen die Kinder, wenn ihnen die Trainerin von der Mitte des Busses aus alles Wichtige erklärt und zeigt. Dabei sorgt die 51-jährige Schulbustrainerin mit ihren darstellerischen Einlagen auch wieder für großes Gelächter bei den angehenden Schülern, aber auch bei deren Erzieherinnen. Einmal prescht sie beim Einsteigen mit ihrem Schulranzen durch den ganzen Bus und ruft: „Weg da. Ich will hier hin. Das ist mein Platz.“ Ein anderes Mal setzt sie zum Sprung aus dem Bus an, weil sie aussteigen will. Unter den warnenden Rufen der Kinder bleibt einer der erwachsenen Fahrgäste an der Tür stehen, um sich von ihr anrempeln zu lassen.

Natürlich erklärt die Frau vom RVD auch vieles. Zum Beispiel, dass man an Haltestellen kein Fangen oder Verstecken spielt, weil man schnell unvorsichtig auf die Straße treten kann. Wegen des großen Überstandes vorn und hinten ist es zudem wichtig, dass man bei der An- und Abfahrt des Busses Abstand hält zum Bordstein. Dass man beim Einsteigen dem Busfahrer seine Fahrkarte zeigt, erklärt sie den Kindern ebenso wie die Haltewunschtaste, auf die man drückt, wenn man die nächste Haltestelle aussteigen will. Wichtig ist es, dass man nicht vor oder hinter dem Bus über die Straße geht. Erst dann, wenn der Bus weg ist, darf die Straße gequert werden. Genauso, dass die komischen roten Dinger da oben – die Nothämmer – sehr wichtig sind, spricht sie an. „Die dürft ihr nicht einfach wegnehmen. Versprecht ihr mir das?“ Der ganze Bus nickt.