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Das Ende des Einstein-Gymnasiums

Einst war das Gebäude die erste Schule im neuen Stadtteil Gesundbrunnen. Jetzt rollen die Abrissbagger. Die letzte Nutzung war eher ungewöhnlich.

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© Robert Michalk

Madeleine Arndt

Bautzen. Mutter Natur hat sich ihren Lebensraum zurückerobert. Grüner Efeu wuchert an der grauen Betonfassade, zwischen den Steinplatten auf dem Hof sprießen hohe Gräser und Halme. Seit Jahren steht das Albert-Einstein-Gymnasium an der gleichnamigen Straße im Stadtteil Gesundbrunnen leer. 2002 wurde der Schulstandort aufgegeben. Eine dauerhafte Nachnutzung ergab sich bis heute nicht. Nun hat Bautzens Bauausschuss eine endgültige Entscheidung getroffen.

Der alte Gebäudekomplex und die marode Turnhalle sollen Ende September abgerissen werden. Statt auf eine Schule sehen die Bautzener nächstes Jahr auf eine grüne Wiese. Nicht nur die Gebäude verschwinden, sondern auch alle Betonplatten, Stützmauern und Treppenanlagen auf dem rund 15 000 Quadratmeter großen Areal. Das Gelände wird in den Urzustand gebracht. Alle Baurestgruben sollen mit unbelasteter Erde verfüllt werden. Dann erfolgt der Auftrag des Mutterbodens und Gras wird gesät. Auf 360 000 Euro werden in etwa die Kosten für die Abrissarbeiten geschätzt. Lediglich 38 000 Euro muss die Stadt Bautzen aus ihrer Kasse zahlen. Der überwiegende Anteil der Kosten wird mit Fördermitteln aus dem Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ bestritten. Diese wurden laut Verwaltung bereits bewilligt.

Übungsobjekt für die Polizei

Mitarbeiter des Bauamtes hatten sich das Schulhaus zuletzt von innen angeschaut, als man auf der Suche nach einem Ausweichquartier für die zu sanierende Curie- und Fichte-Schule war. Seit dem Jahr 2012 wurde das Haus sporadisch als Übungsobjekt von der Polizei benutzt, die hier Einsätze probte. „So sah es dann im Inneren auch aus“, resümierte Falko Wendler, der Chef des Hoch- und Tiefbauamtes.

Erinnerungen gesucht

Mit dem Abriss von Schulhaus und Turnhalle geht ein Stück Bautzener Schulgeschichte zu Ende. Deshalb fragen wir: Waren Sie früher selbst Schüler oder Lehrer in der ersten Schule des Bautzener Neubaugebiets?

Besitzen Sie vielleicht interessante Fotos, spannende Fundstücke oder können die eine oder andere Anekdote aus der Schulzeit erzählen?

Dann schreiben Sie uns an Sächsische Zeitung, Redaktion, Lauengraben 18, 02625 Bautzen, oder per E-Mail an [email protected] Wir freuen uns auf Ihre Post.

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Nicht ganz so glücklich waren die Bürgervertreter im Bauausschuss über die Bedingungen, die an einem geförderten Abriss geknüpft sind. Denn die Fläche darf innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht verkauft werden, ansonsten muss die Stadt die Fördergelder wieder zurückzahlen. „Muss die Fläche so lange brachliegen?“, fragte Grünen-Stadtrat Claus Gruhl. Eine temporäre Zwischennutzung sei möglich, sagte Baubürgermeisterin Juliane Naumann (parteilos). Allerdings hat die Stadt momentan keine konkreten Nutzungspläne.

Frage nach Alternativen

Für den BBBz-Stadtrat Karl-Heinz Lehmann kommt der Abriss des Gymnasiums zu schnell, vor allem in Hinblick auf die Zuzüge durch Flüchtlinge im Gesundbrunnen. „Brauchen wir denn dort gar nichts – keine Kitas, keine Schulen?“, fragte er. „Die Bausubstanz gibt es nicht her, hier einen Kindergarten oder eine Schule nach modernem Standard zu errichten“, verneint die Baubürgermeisterin. Man könne das Haus doch als Schulungszentrum für Sprachkurse nutzen, so Lehmanns Vorschlag. Die Räume müssten dafür ja nicht auf das Beste ausgerüstet sein. Der BBBz-Stadtrat enthielt sich bei der Entscheidung abzureißen, die schließlich vom Bauausschuss mehrheitlich beschlossen wurde.

Das Albert-Einstein-Gymnasium wurde in den Jahren 1977/78 zunächst als 13. Polytechnische Oberschule im neuen Wohngebiet Gesundbrunnen errichtet. Im Februar 1978 gab es dort die erste Unterrichtsstunde, davor selbstverständlich einen ordentlichen Appell. Am Gebäude wurde aber noch gebaut. Damit sich der Baustellendreck nicht im ganzen Haus verteilte, herrschte in der ersten Zeit für alle Schüler Hausschuhpflicht. In den 80er-Jahren erhielt „Die 13.“ den offiziellen Namen „Albert Einstein“. Nach der Wende wurde sie zum Gymnasium, in dem bis zu 950 Mädchen und Jungen lernten. Im Jahr 2002 wurde die Schule geschlossen.