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Das Geschäft mit der Zeit

Seit 25 Jahren betreibt Juwelier Wempe eine Dresdner Niederlassung. Doch manche trauen sich da gar nicht rein.

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© Christian Juppe

Von Jana Mundus

Ein roter Teppich wird nicht ausgerollt. Aber zumindest der breite Abstreicher vor der Ladentür erinnert mit seinem Dunkelrot an den Laufsteg der Prominenz. Hinter der großen Glastür mit goldenen Verzierungen wartet Prunkvolles. Mechanische Uhren und Schmuck bietet Juwelier Wempe seit 1993 in Dresden an. Erst am Altmarkt, seit ein paar Jahren am Neumarkt. Doch das Geschäft will nicht nur Luxus-Einkäufer anziehen.

Der Gang nach Dresden Anfang der 1990er-Jahre war nur folgerichtig, sagt Wempe-Chefin Kim-Eva Wempe. In vierter Generation leitet die Hamburgerin das Traditionsunternehmen, zu dem heute 26 Geschäfte in Deutschland und in Metropolen wie New York oder Paris gehören. „Wir hatten die richtigen Produkte und waren überzeugt, dass sich dafür auch in Sachsen Kunden finden.“ Schließlich hätte hier mit dem Produktionsstandort Glashütte das Uhrenhandwerk Tradition. „Die Sachsen kennen und schätzen diese Geschichte.“ Heute bietet das Geschäft neben internationalen Herstellern zudem alle Marken aus Glashütte an. Darunter die eigenen Uhren, die dort in der ehemaligen Sternwarte gefertigt werden. Auch die eigene Schmucklinie „By Kim“ ist im Angebot. Auf Wunsch werden außerdem alte Schmuckstücke der Kundschaft umgearbeitet.

Die Bezeichnung Juwelier ist nicht geschützt. Laut dem Bundesverband der Juweliere, Schmuck- und Uhrenfachgeschäfte gibt es in Dresden 41 Geschäfte, die Schmuck und Uhren verkaufen. Darin inbegriffen sind auch Goldschmiede, die Schmuck anfertigen. Die meisten sind kleine Familienunternehmen. Während Wempe den Großteil seines Umsatzes mit Uhren macht, liegt der Schwerpunkt anderer Geschäfte auf dem Schmuck. Deutschlandweit machte die Branche 2017 einen Umsatz von 4,8 Milliarden Euro und liegt damit im Trend der Vorjahre. Für viele Kunden ist die Armbanduhr ein Luxusgut. Fast 30 Prozent der Deutschen wären bereit, für gute Uhren einen höheren Preis zu zahlen. Sieben Millionen besitzen laut einer aktuellen Umfrage von Statista eine Armbanduhr, die mehr als 500 Euro gekostet hat.

Zu Wempe kommen vor allem Liebhaber mechanischer Uhren und Sammler aus Dresden und der Welt. Viele steuern den Laden gezielt an, weiß Ralf Pfeiffer, Geschäftsführer der Niederlassung. „Sie haben sich informiert und wissen genau, welche Uhr sie wollen.“ Andere schauen sich erst einmal um. Manche Uhren bestehen aus 120 Teilen, aufwendige Modelle aus 900. Alle werden von Hand montiert. Dann folgt ein Moment, den Uhren-Fans als magisch bezeichnen. „Sobald die Unruh eingebaut ist, erwacht die Uhr zum Leben, und ein komplizierter Mechanismus wird in Gang gesetzt. Die Uhr beginnt zu atmen.“

Die Umsätze der Niederlassung sind stetig gestiegen. Genaue Zahlen nennt die Unternehmenschefin nicht. „Natürlich verkaufen wir in Hamburg oder auch New York mehr.“ Die Marke sei aber auch in Dresden etabliert. Doch so mancher traue sich erst gar nicht ins Geschäft, weil er denke, alles wäre zu teuer. Dabei gäbe es schon Uhren ab 600 Euro, so die Chefin. Für viele Dresdner ist das wohl trotzdem zu viel.

Seit zwölf Jahren steht ein Wachmann vor dem Geschäft. Vorher waren Diebstähle ein Problem, seitdem ist Ruhe. Abschrecken solle das aber nur Kriminelle. Für Touristen ist der Herr beliebter Anlaufpunkt – auch häufig, um nach dem Weg zu den Sehenswürdigkeiten zu fragen.