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Das große Schniefen

Gerade im Frühjahr leiden Allergiker unter dem Pollenflug. Hilfe gegen Heuschnupfen gibt’s nicht nur in der Apotheke.

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© dpa

Stefan Schramm

Bautzen. Die Nase ist verstopft, die Augen tränen, die Haut juckt, die Bronchien sind gereizt. Und ständig muss man niesen. Die schätzungsweise zwölf Millionen Pollenallergiker in Deutschland kennen das nur zu gut. Für sie hat das Frühlingswetter mit den milderen Temperaturen und wärmenden Sonnenstrahlen, worüber sich die meisten Menschen freuen, einen negativen Aspekt: Ihr Heuschnupfen bricht wieder aus. Schuld daran sind die Pollen, die besonders bei trockenem und warmem Wetter vom Wind durch die Luft getragen werden und vor allem in den Atemwegen allergische Reaktionen auslösen können. „Pollen sind überall. Es ist kaum möglich, eine pollenfreie Zone einzurichten. Sie heften sich an Kleidung, Schuhe und Haare und fliegen durch das Fenster hinein“, sagt Andreas Motzko, Leiter der Bautzener Niederlassung der Krankenkasse DAK-Gesundheit.

Etwa 95 Prozent der deutschen Pollenallergiker leiden unter gerade mal acht Pollenarten: Hasel, Erle, Esche, Birke, Süßgräser, Roggen, Beifuß und Ambrosia. „Die Belastung durch die Hasel kann schon im Dezember beginnen“, sagt Dr. Michael Bär, der sich mit seiner Hautarztpraxis an der Löbauer Straße in Bautzen niedergelassen hat. Er verzeichnet seit etwa sechs bis acht Wochen immer wieder Patienten mit heuschnupfenartigen Beschwerden. Der Pollenflug der Hasel klingt schon wieder ab. Die Pollenflugvorhersage des Deutschen Wetterdienstes gibt für heute seine Intensität in Sachsen mit „gering bis mittel“ an. Stärker schätzt sie den Pollenflug der Erle ein, der jedoch erfahrungsgemäß ebenfalls im März nachlässt. Dagegen steht die Pollensaison der Esche gerade erst am Beginn.

Birkenpollen fliegen bald wieder

Ein Ausblick auf den Verlauf der Pollensaison ist der Stiftung Deutscher Pollenfluginformationsdienst (PID) zufolge sehr wetterabhängig und daher nur im Groben möglich. Doch klar ist, dass auch der Flug der Birkenpollen – sie machen häufig den größten Anteil unter den Pollen aus – demnächst einsetzt und etwa Ende April seinen Höhepunkt erreicht. Danach folgen vor allem Graspollen mit einem Maximum im Sommer. Wegen der Abhängigkeit von der jeweiligen Witterung empfehlen Experten den Allergikern, sich regelmäßig über den aktuellen Pollenflug zu informieren.

Auch in den Apotheken herrscht deshalb Betrieb. „Wir merken immer gleich, wenn die Pollensaison losgeht“, sagt Gudrun Kreusch von der Scarabäus-Apotheke an der Töpferstraße in Bautzen. Augentropfen und Nasensprays seien dort besonders gefragt. Gegenmittel gibt es auch in Form von Tabletten und speziell für Kinder als Saft. „Auch homöopathische Mittel haben ihren Stellenwert und können eine gute Therapieergänzung sein“, berichtet Marko Trompler von der Pluspunkt-Apotheke im Kornmarkt-Center. Doch Allheilmittel sind sie nicht. „Bei lang anhaltenden und zunehmenden Beschwerden, besonders beim Atmen, ist ein Arztbesuch unbedingt empfehlenswert“, rät Marko Trompler.

„Bei leichten Beschwerden helfen Antihistaminika“, erklärt Dr. Michael Bär. Das sind die Medikamente, die in Apotheken frei erhältlich sind. Sind die Symptome stärker, rät er zu einer sogenannten Hyposensibilisierung. Diese mehrjährige Therapie packt das Problem sozusagen an der Wurzel an. Der Körper wird mit den auslösenden Allergenen konfrontiert und die unangenehmen allergischen Reaktionen lassen nach, da sich das Immunsystem an die Stoffe gewöhnt. Sie werden normalerweise gespritzt, können aber auch über Schleimhäute aufgenommen werden.

Von Hausmittelchen abseits der Schulmedizin wie dem Kauen von Entdeckelungswachs, das es beim Imker gibt, hält Dr. Michael Bär „eher wenig“. Trotzdem gibt es Maßnahmen, mit denen Betroffene ihre Not mit den Pollen zumindest lindern können. „Wenn man nach Hause kommt, sollte man die Kleidung wechseln und getragene Sachen waschen oder in einem wenig genutzten Raum lagern“, empfiehlt Andreas Motzko. Er rät, frisch gewaschene Kleidung nicht im Garten oder auf dem Balkon trocknen zu lassen, denn auf nasse Textilien legen sich Pollen besonders gern. „Und Betroffene sollten in der Pollensaison nur kurz lüften“, so Bautzens DAK-Chef weiter. In der Stadt sei pollenarmes Lüften am besten morgens zwischen 6 und 8 Uhr möglich, auf dem Land von 20 bis 24 Uhr.